Viernheim vor 25 Jahren - An der Friedrich-Ebert-Straße soll ein nächtliches Fahrverbot für Laster in Kraft treten / Umleitungsschilder auf der L 3111 erfolglos

Lärm schon ab drei Uhr in der Nacht

Von 
Bertram Bähr
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Viernheim. "Wir müssen leider draußen bleiben": Was sonst in Geschäften für Vierbeiner gilt, wird im August 1986, vor 25 Jahren, für Brummis (fast) Realität. In der Friedrich-Ebert-Straße, zwischen L 3111 und Industriestraße, soll ein Nachtfahrverbot für Lkw ab 7,5 Tonnen in Kraft treten. Das beschließen Magistrat und Fachausschuss. Aber da der Bürgermeister als Leiter der Ortspolizeibehörde das Ganze erst anordnen muss, dauert es noch ein Jahr. Denn Josef Baumgärtner lässt den Beschluss ruhen. Die Anordnung trifft erst sein Nachfolger Norbert Hofmann - zum 10. September 1987.

Aufgegriffen haben die Stadtverordneten nicht zuletzt die Anregung von Bürgern der Oststadt. Sie hatten bei einer Versammlung ihren Unmut zum Ausdruck gebracht. Teilweise, so hatten sie berichtet, fließe der Schwerlastverkehr bereits um drei Uhr nachts ins angrenzende Industriegebiet in die Wiesenstraße. Lediglich ein Kommunalpolitiker setzte dem entgegen, Bauherren in der Friedrich-Ebert-Straße hätten schließlich "seinerzeit gewusst, dass man gegenüber einem Gewerbegebiet sein Haus erstellt".

Zwischenzeitlich versuchte die Verwaltung, Brummifahrer schon auf der L 3111 mittels Schildern aus dem Wohngebiet herauszuhalten - vergeblich. Doch schließlich kehrt an der Stelle, an der die Stadt knapp 25 Jahre später stationäre Blitzer aufstellen wird, etwas mehr Ruhe ein.

Großbaustelle Autobahn

Auf Hochtouren laufen die Bauarbeiten zur Tieferlegung der A 6. Viel ist in den vergangenen drei Jahren bei der Umsetzung des 35-Millionen-Mark-Projekts bereits passiert. Unter anderem entstand am Sandhöfer Weg eine neue Brücke, die seit Mai 1986 für den Verkehr freigegeben ist.

Aber das Vorhaben ist noch lange nicht abgeschlossen. Riesige Sandberge bestimmen das Bild um die Autobahn. Die Unterführung am Lampertheimer Weg ist nur noch an einigen Bruchstücken zu erkennen, sie weicht einer Überführung über die abgesenkte Verkehrstrasse. Zwischen Viernheimer Kreuz und Sandhöfer-Weg-Brücke soll eine 2,50 Meter hohe Schutzwand die Wirkung des Walles verstärken. Und seiner Vollendung noch in diesem Jahr geht das erste Teilstück der Umgehungsstraße West entgegen - zwischen Saarlandstraße und Mannheimer Straße. Zwei Drittel der Arbeiten sind bereits abgeschlossen - nur die Deckschicht fehlt noch. Der danach anstehende zweite Bauabschnitt wird die Verbindung zur Nibelungen/Wormser Straße herstellen.

Umstrittenes Möbelhaus

An der Mannheimer Straße beginnt nicht nur die Westumgehung. Auf der gegenüberliegenden Seite wird ein lange Zeit sehr umstrittenes Vorhaben Realität - das "Möbelparadies" Tacke eröffnet im August 1986. Nach den Worten des Ersten Stadtrats Norbert Hofmann führte das Projekt "über einen Weg voller Indernisse", jetzt aber sei ein guter Kompromiss zwischen Ökologie und Ökonomie gefunden. Streitpunkt im Vorfeld war die Einordnung des Standorts als regionaler Grünzug. So hatte der Tacke-Plan vor allem Umweltschützer auf die Barrikaden getrieben. Das Viernheimer Haus ist die 20. Niederlassung des Unternehmers Gerhard Tacke. Er stammt aus einem kleinen Familienbetrieb, hat seine berufliche Laufbahn als Polsterer begonnen und sein Imperium innerhalb von 30 Jahren aufgebaut. Rund 60 Arbeitsplätze entstehen vor Ort.

Marienturm im Museum

Im Zuge der Dacherneuerung der Marienkirche bauen die Arbeiter im April 1986 die Turmspitze ab. Sie wird zwar durch eine neue ersetzt, verschwindet aber nicht gänzlich von der Bühne. Im August 1986 erhält sie im Heimatmuseum einen Ehrenplatz. Beim Tag der offenen Tür stellen die Stadthistoriker ihn ebenso vor wie einen Brunnen, der beim Bau der Tiefgarage am Spitalplatz zutage gefördert wurde.

Esel, Elefanten und Liliputaner

Verärgert reagiert ein Autofahrer auf einen "Strafzettel", den ein Unbekannter an sein Fahrzeug geheftet hat. Er erstattet Anzeige wegen Beleidigung. Das kommt nicht von ungefähr, denn auf dem Zettel ist zu lesen: "Parkvergehen - dies ist kein Strafzettel. Wenn es jedoch nach mir ginge, würden Sie zwei bekommen. Durch ihre idiotische, rücksichtslose und stümperhafte Parkweise beanspruchen Sie den Platz, der sonst für 20 Esel, 2 Elefanten, 1 Ziege und einen Trupp Liliputaner ausreichend wäre. Ich wünsche Ihnen baldigen Getriebeschaden, um 22 Uhr auf der Autobahn. Außerdem mögen 1000 Kamelflöhe ihr A . . . heimsuchen."

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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