Umwelt

Was steckt hinter den Fisch-Attacken auf Mallorca?

Plötzlich endet das Badevergnügen mit einem stichartigen Schmerz. Auf der Ferieninsel Mallorca sollen kleine Fische vermehrt Schwimmer attackieren. Ähnliche Berichte gibt es auch aus anderen Ferienorten

Von 
Ralph Schulze
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Menschen halten sich am Strand von Cala Major, in der Nähe von Palma auf Mallorca, im Wassr auf. Auf der spanischen Urlaubsinsel sind in diesen Tagen nicht nur der Sand und die Luft sehr heiß, sondern auch das Meereswasser erreicht ungewöhnlich hohe Temperaturen. (zu dpa Hitze auf Mallorca - Meer vor dem «Ballermann» wird zur warmen Brühe) +++ dpa-Bildfunk +++ © Clara Margais

Madrid. Der Sommer ist nicht nur die wichtigste Zeit für den Tourismus auf der spanischen Mittelmeerinsel Mallorca, wo sich jetzt Hunderttausende von Urlaubern aufhalten. Auch manche Meeresbewohner haben derzeit rund um die Ferieninsel Hochsaison. Die Quallen zum Beispiel, die sich im warmen küstennahen Wasser besonders wohlfühlen. Die meisten Badegäste auf Mallorca haben irgendwann eine schmerzhafte Begegnung mit diesen Nesseltieren.

Doch dieses Jahr sind es offenbar nicht nur die rot- bis lilafarbenen Feuerquallen, die zuweilen den Badespaß trüben. Es häufen sich Berichte über kleine Fische, welche Touristen piesacken. Mal fühlen Badegäste ein Zwicken oder Kneifen an den Beinen. Andere berichten über einen stichartigen Schmerz oder einen Biss. Zurück bleiben rote Flecken auf der Haut, manchmal sogar kleine blutige Wunden.

Das sagen betroffene Mallorca-Urlauber

Die mysteriösen Vorfälle sind auf dem Weg, sich zum diesjährigen Sommerthema auf Mallorca zu entwickeln. Die Inselmedien sind plötzlich voll mit Berichten über die eigenartigen Begegnungen mit scheinbar angriffslustigen Flossentieren. „Fische, die beißen: Zahlreiche Fälle an den Stränden Mallorcas“, meldet die Zeitung „Ultima Hora“. Das deutsche Blatt „Mallorca Zeitung“ titelt: „Beißende Fische an Badestränden von Mallorca. Was ist da dran?“

Etliche Urlauber bestätigen, dass diese Darstellungen tatsächlich nicht an den Haaren herbeigezogen sind: „Ich bin gestern zweimal ins Knie gezwickt worden! Der Fisch war circa 15 bis 20 Zentimeter groß. Es war unangenehm, aber nicht schmerzhaft“, berichtet ein deutscher Tourist über einen Vorfall an der Playa de Palma. Die Begegnungen scheinen nicht durchweg so harmlos zu verlaufen. „Die Leute springen richtig hoch im Wasser und gehen dann schnell raus“, erzählt ein Feriengast, der im Norden der Insel Urlaub macht. „Es waren kleine Wunden, die bluteten“, erinnert sich eine spanische Urlauberin, die ebenfalls gebissen wurde.

„Solche Bisse sind für Menschen nicht gefährlich“, zitiert die „Mallorca Zeitung“ den Rettungsschwimmer Francisco Miguez, der an der Bucht von Alcúdia für Sicherheit sorgt. „Im Schnitt zählen wir am Tag sechs Vorfälle, bei denen Badegäste von Fischen gebissen oder gestochen werden.“ Dazu gehören auch Begegnungen mit dem Petermännchen. Dieser giftige Fisch gräbt sich gern im seichten Wasser in den Sand ein. Tritt man auf ihn, sticht er mit Stacheln an der Rückenflosse. Das ist nicht nur sehr schmerzhaft, sondern führt unter anderem zu starken Gelenkschmerzen und Schwellungen. Im schlimmsten Fall löst das Gift des Petermännchens einen allergischen Schock aus, der zum Herzstillstand führen kann.

40 Attacken an einem Tag

Berichte über Fischbisse gab es in den vergangenen Jahren bereits vereinzelt an europäischen Stränden. 2022 wurde zum Beispiel vom südfranzösischen Atlantikstrand Hendaye gemeldet, dass dort an einem Sommertag im August mehr als 40 Badegäste von Fischen attackiert worden seien. Als Angreifer wurden damals die mit den Barschen verwandten Drückerfische ausgemacht.

Aber warum bekommen die Fische Appetit auf Badende? Französische Meeresbiologen sahen einen Zusammenhang mit der immer stärkeren Erwärmung des Meeres, was den Stoffwechsel und damit die Nahrungsaufnahme mancher Fische anrege. Wenn gerade nichts anderes zum Beißen in der Nähe sei, könnten die Flossentiere dazu verleitet werden, auch mal in eine Wade zu kneifen.

Ähnliche Erklärungen haben Meeresbiologen auch für Mallorca, wo die Wassertemperatur ebenfalls höher ist als in früheren Sommern. Dass Fische Menschen bissen, passiere meist im Hochsommer, wenn die Tiere wegen der höheren Temperaturen nicht genug Nahrung fänden, sagte Silvia García, Meeresbiologin der internationalen Umweltschutzorganisation Oceana dem „Mallorca Magazin“. Die Beißer im Mittelmeer seien in der Regel Jungfische, meist kleine Meeresbrassen. „Wir vermuten, dass der mit dem Klimawandel einhergehende Anstieg der Meerestemperatur zu solchen Verhaltensänderungen führt.“ Allerdings müsse diese Theorie noch mit Studien bestätigt werden.

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