Kriminalität - Tragödie von Dortmund wirft viele Fragen auf / Polizei bestätigt bisher erst ein Gewaltverbrechen

Was passierte vor dem Brand?

Von 
Rolf Schraa
Lesedauer: 

Ein Schaulustiger fotografiert das Mehrfamilienhaus.

© dpa

Dortmund. Die Wohnung hatte nicht mal ein richtiges Namensschild. Der Name steht nur auf einem zerknitterten weißen Zettel an der Tür des grün verputzten Unglückshauses im Dortmunder Norden, neben dem Binnenhafen. Hier sind gestern in der Erdgeschosswohnung gegen fünf Uhr früh ein vierjähriger Junge und ein zwölfjähriges Mädchen ums Leben gekommen. Der zehn Jahre alte Bruder starb kurz danach im Krankenhaus - durch ein Gewaltverbrechen, wie die Polizei nach der Obduktion bestätigte.

Es hatte gebrannt in der Wohnung, aber ob die beiden Geschwister durch das Feuer starben oder auch Opfer von Gewalt wurden - das blieb gestern offen. Von Anzeichen für ein Kapitaldelikt hatte die Polizei gleich zu Anfang gesprochen. Ansonsten schwieg Polizeisprecher Wolfgang Wieland eisern.

Zwei Fenster im Erdgeschoss sind zersplittert, Scherben liegen am Boden, man kann hereinschauen in die rußgeschwärzte Wohnung. Stundenlang arbeiten die Kriminaltechniker. Man sieht ihre hellen Scheinwerfer von draußen. Über dem Haus kreist ein Polizeihubschrauber. Was ist passiert in der Fichtestraße?

Tatsache ist, dass es im selben Haus bei der jetzt betroffenen Familie Ende Februar schon einmal gebrannt hat. Damals wohnten sie im vierten Stock. Die Spuren des heftigen Feuers sind immer noch zu sehen: Verkohlte Fenster, provisorisch mit dunkelgrünen Planen gegen den Regen abgedeckt. Dieses Feuer sei von einem spielenden Kind verursacht worden, sagt die Polizei. Die Familie entkam damals nur knapp.

Nach dem Brand habe er der Familie eine leerstehende Wohnung im Erdgeschoss zugewiesen, sagt der Wohnungsverwalter. Das Haus gehört einer niederländischen Wohnungsgesellschaft.

An Kinder, die mit Feuer gespielt haben, wollen Nachbarn diesmal aber nicht glauben. "Um 5 Uhr morgens? Haben Sie Kinder? Die schlafen um die Zeit", sagt eine Nachbarin, die ihren Namen nicht nennen will. Andere erzählen, dass die Ehefrau des Familienvaters vor wenigen Jahren starb. Jetzt sei er mit einer neuen Partnerin zusammen.

Einzelheiten wollten die Ermittler noch nicht nennen. Klar war gestern zunächst nur: Gegen den Vater gibt es keinen Tatverdacht. "Er wurde nach einer ersten Befragung in die Obhut seiner Angehörigen übergeben", teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Die Lebensgefährtin des Mannes soll hingegen von der Polizei vernommen worden sein. Das berichteten etwa die in Dortmund erscheinenden "Ruhr Nachrichten".

Am Morgen habe der Vater früh die Wohnung verlassen, weil er geschäftlich zu tun hatte, berichtet ein Nachbar. Seine Partnerin sei fünf Minuten später nachgekommen. Kurz danach habe es gebrannt. dpa

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen