Umwelt

Verschmutzung von Gewässern nimmt zu

Verbände fordern von der EU-Kommission, dass die neue Wasserrahmenrichtlinie um schwer abbaubare PFAS-haltige Pestizide erweitert wird

Von 
Katrin Pribyl
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Die Spree in Berlin gilt neben der Elbe als besonders mit PFAS-Pestiziden belastet. Die Chemikalien können sich auch im menschlichen Körper ablagern. © Jens Kalaene/dpa

Brüssel. Allein die Bezeichnung klingt beunruhigend: Ewige Chemikalien werden jene menschengemachte Industriesubstanzen genannt, die nicht nur in Zahnseide, in der Antihaft-Beschichtung von Raclette-Geräten, im Fleckenschutz von Teppichen oder in der fettabweisenden Fast-Food-Verpackung von Pommes-Tüten zu finden sind, sondern zunehmend auch in Europas Flüssen, Seen und Küstengewässern. Diese seien mit „mindestens einer der vielen extrem persistenten chemischen Verbindungen belastet, die als schädlich für Mensch und Natur gelten“. Zu diesem Schluss kommt die Europäische Umweltagentur (EUA) in ihrer jüngsten Analyse über die Verschmutzung in europäischen Gewässern mit Stoffen der Gruppe sogenannter PFAS.

Jene Pestizide sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und vor allem bei der Verbindung namens Trifluoressigsäure (TFA) scheint das Problem groß. So werden die EU-Grenzwerte in Europa teilweise weit überschritten, wie Umweltorganisationen schon im Mai gewarnt hatten. Dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zufolge seien in der Bundesrepublik insbesondere die Elbe und die Spree betroffen. „Wer beim Schwimmen in einem See oder Fluss Wasser verschluckt, nimmt unbewusst diese gefährlichen Stoffe auf“, kritisierte die Grünen-Europaabgeordnete Jutta Paulus am Montag. Sie seien weder für die Umwelt noch für unseren Körper abbaubar, sondern „schwächen das Immunsystem und erhöhen das Krebsrisiko“.

Ewigkeitschemikalien in vielen Flüssen und Seen nachweisbar

Während die EUA beklagt, dass umfassende Überwachungsdaten in der Gemeinschaft fehlten, hätten gleichwohl die Bedenken über die PFAS-Verschmutzung in vielen Mitgliedstaaten zugenommen. Denn jene Zahlen aus dem Jahr 2022 geben kaum Anlass zum Optimismus. Von 1300 europäischen Überwachungsstationen überschritten 59 Prozent der Stellen in Flüssen, 35 Prozent von jenen in Seen und 73 Prozent der überwachten Standorte in Übergangs- und Küstengewässern die Qualitätsnorm für Ewigkeitschemikalien. Die Umweltagentur fordert, den aktuellen Vorschlag der EU-Kommission zur Änderung der Wasserrahmenrichtlinie um einige Ewigkeitschemikalien zu erweitern. Neben einer Ausweitung des Stoffspektrums und der geografischen Abdeckung brauche man außerdem bessere Analysemethoden. „Die Verschmutzung unserer Wasserressourcen durch PFAS nimmt zu und kann nur durch die Durchsetzung strenger Maßnahmen zur Kontrolle an der Quelle rückgängig gemacht werden“, befand Oliver Loebel, Chef von EurEau, dem Verband der europäischen Wasserversorger. „Alle PFAS-haltigen Pestizide sollten vom Markt genommen werden“.

Vonseiten der Umweltagentur EUA hieß es, die Ergebnisse machten deutlich, „dass es eine Herausforderung ist, die Ziele der Nullverschmutzung für eine giftfreie Umwelt zu erreichen.“ Bis zum Jahr 2050 will die EU die Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden auf ein Niveau reduzieren, das nicht mehr als schädlich für die Gesundheit und die natürlichen Ökosysteme gilt. Dafür soll auch die Industrie zur Verantwortung gezogen werden. So pochen Europas Wasserversorger etwa darauf, dass sich Unternehmen an den Kosten der Reinigung der Gewässer von Ewigkeitschemikalien beteiligen.

Korrespondent

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