Vancouver. Die kanadische Forensikerin Gail Anderson kann die Aufregung um angeschwemmte Füße in Turnschuhen nicht verstehen. Vor einigen Tagen ist der elfte in einem Sportschuh steckende Fuß bei einem Jachthafen in Vancouver entdeckt worden und hat erneut Spekulationen um einen Serienmörder oder die Rache von kriminellen Banden ausgelöst.
Aber Anderson, Professorin an der Simon-Fraser-Universität Vancouver, erklärt die angeschwemmten Füße mit natürlichen Ursachen. Die international bekannte Expertin untersucht, was mit Leichen im Wasser passiert. "Der tote Körper fällt auseinander, und die Füße lösen sich vom Rest des Beins", sagt sie. In Sportschuhen steckende Füße treiben an die Wasseroberfläche. "Die modernen Turnschuhmodelle wirken wie Schwimmwesten", sagt Anderson.
Es ist auch nicht ein Phänomen, das nur die Westküste Kanadas und des US-Staats Washington betrifft, wo drei der elf Füße landeten. Eine Berufskollegin in Neuseeland erzählte Anderson, Füße in Turnschuhen würden dort regelmäßig angeschwemmt.
Die kanadischen Behörden von British Columbia konnten dank DNA vier Füße vermissten Menschen zuordnen. Einer davon ist der 21-jährige Sohn einer Familie aus Surrey bei Vancouver. Er sprang 2004 von einer Brücke. Einem anderen an Depression leidenden Mann gehört der erste 2007 gefundene Fuß. Ein weiterer Turnschuh wurde einem vermissten Kanadier zugeordnet. "Bei den identifizierten Füßen gibt es keinerlei Hinweis auf ein Verbrechen", sagt Anderson. Auch beim jüngsten Fund hat die Autopsie nach Angaben der Ermittler ergeben, dass der Fuß nicht gewaltsam abgetrennt wurde.
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