London. "I tell you what I want, what I really, really want" (zu deutsch: Ich sag dir, was ich will, was ich wirklich, wirklich will): Mit dieser Zeile aus dem Song "Wannabe" startete 1996 die Karriere der "Spice Girls". Über die Jahre ist der Dance-Pop-Klassiker mit Rap- und Hip-Hop-Elementen zum Sinnbild weiblicher Kraft und Stärke geworden. Heute, 20 Jahre später, hat sich die Band längst aufgelöst - doch jetzt gibt es eine Neufassung des Hits.
Ähnlich wie im Original tanzen wieder junge Frauen durchs Bild, doch anstatt durch ein Luxushotel wirbeln sie durch einen indischen Slum; sie springen durch ein Klassenzimmer statt durch ein Restaurant. Es sind auch nicht die "Spice Girls", sondern Künstlerinnen aus Indien, Nigeria, Südafrika, Großbritannien, den USA und Kanada. Und sie besingen keinen Liebhaber, sondern Frauenrechte.
Armut und Hunger bekämpfen
"Keine Gewalt gegen Frauen", "Bildung für alle Mädchen", "Abschaffung der Kinderehe", "Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit" steht im Video auf Vorhängen, Schultafeln, Garagentoren, Plakaten und Bussen geschrieben. "Das sind die universalen Forderungen, die alle Mädchen, überall auf der Welt, wirklich, wirklich wollen", sagt die Regisseurin des Videos, MJ Delaney.
Das Projekt ist Teil einer Kampagne der UN-Organisation "The Global Goals". Die versucht, die nachhaltige Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals) - wie etwa die Verringerung von Armut, globale Verteilungsgerechtigkeit und die Bekämpfung von Hunger - bekannter zu machen. Die Agenda wurde am 25. September 2015 von den Vereinten Nationen beschlossen, am 1. Januar 2016 trat sie in Kraft. Sie umfasst 17 konkrete Ziele, die bis 2030 umgesetzt werden sollen.
Mädchen und Frauen stünden im Zentrum der nachhaltigen Entwicklungsziele; sie seien in besonderem Maße von Diskriminierung, Armut und Gewalt betroffen, schreibt "The Global Goals". Darum sei es wichtig, dass die Staatschefs der Welt und der Generalsekretär der Vereinten Nationen auf das hören, was Mädchen und Frauen selbst zu sagen haben, was sie von der Zukunft erwarten.
Denn das Video ist ein auch Aufruf an sie. Mit dem Hashtag (Verschlagwortung in sozialen Medien) WhatIReallyReallyWant sollen sie ihre Wünsche auf Facebook, Twitter oder Instagram veröffentlichen. "The Global Goals" will die Botschaften dann bei der Sitzung der Uno-Generalversammlung im September an die Politiker weitergeben.
Tausende Wünsche
Binnen weniger Stunden wurde das Video zum Hit in den sozialen Medien: Zehntausende Frauen und Mädchen veröffentlichten ihre Wünsche, darunter Prominente wie Emma Watson ("Harry Potter") oder Ex-"Spice Girl" Victoria Beckham (Bild). Sie schrieb: "Was ich wirklich möchte, ist, dass keine Mädchen mehr an HIV sterben." Auf Facebook teilte sie das Video mit den Worten: "20 Jahre später - Girl Power wird benutzt, um eine neue Generation zu stärken. Ich bin so stolz". Ihre ehemalige Band-Kollegin Mel C schrieb: "Ich fühle mich geschmeichelt und geehrt, dass unser verrückter Song für so eine wunderbare Sache genutzt wird."
Rund um den Globus nehmen sich nun Frauen einen Moment Zeit, um sich zu fragen, was sie sich für die Zukunft wünschen: Südafrikanerin Kate fordert: "Stoppt die Gewalt gegen Frauen." Paige aus den USA will, dass Frauen weltweit besseren Zugang zu Verhütungsmitteln haben. Australierin Meg möchte, dass Opfer von sexuellem Missbrauch nicht mehr angezweifelt werden. Jess von den Philippinen hofft, dass Unternehmen Frauen in Zukunft die gleichen Chancen wie Männern einräumen. Und Mili aus Berlin wünscht sich: "Nachts allein nach Hause gehen. Ganz entspannt." Bild: dpa
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