Paris. Die Wartereihe zieht sich schlangenförmig über den Platz vor dem majestätischen Palast. Jugendliche scherzen herum, manche der Wartenden haben ein Buch dabei. Denn es kann noch dauern: zwei bis drei Stunden mindestens. Wer die Mona Lisa sehen will oder einige der anderen 38 000 im Louvre ausgestellten Kunstwerke, braucht Geduld. "Wenn man dann im Inneren ist, empfängt einen ein Geräuschpegel wie in einem Flughafen-Terminal", erklärt Pauline Prion, Leiterin des Projekts "Pyramide". "Das ist unangenehm für das Dienstpersonal, aber natürlich auch für die Besucher."
Klarere Wegweiser
Der Louvre, nach eigenen Angaben das meistbesuchte Museum der Welt, stellt ein Aushängeschild der französischen Hauptstadt dar - doch der erste Eindruck wird getrübt. "Die Infostände sind manchmal derart überlaufen, dass man sie gar nicht mehr sieht", klagt Prion. Neun von zehn Besuchern wollen in erster Linie zu Leonardo da Vincis berühmter Mona Lisa - und fragen sich durch, mangels Orientierungshilfen.
Um den Empfang der täglich 30 000 bis 40 000 Kulturinteressierten zu verbessern, hat der Louvre im Sommer das Projekt "Pyramide" für die Umgestaltung des Eingangsbereichs bis April 2016 lanciert. Die unpraktischen Drehtüren werden umgebaut, die Garderobe ebenso vergrößert wie die Zahl der Toiletten, eine klarere Ausschilderung kommt.
Finanziert werden die Kosten in Höhe von 53,5 Millionen Euro maßgeblich vom Erlös aus der Partnerschaft mit dem Louvre Abu Dhabi, der 2015 eröffnet wird. Fast eine Milliarde Euro bringen dem Pariser Louvre die Überlassung des Namensrechts für 30 Jahre und Wechselausstellungen mit Leihgaben ein.
So kommt das Großprojekt ohne Subventionen aus. Die üblichen Öffnungszeiten bleiben, obwohl es sich um die größte Baustelle seit Errichtung der Glaspyramide 1989 handelt. Viele hatte die Konstruktion aus Stahl und Glas des amerikanisch-chinesischen Architekten I.M. Pei durch den radikalen Kontrast zum einstigen Königspalast zunächst schockiert.
Heute gehört die Pyramide längst zu den Vorzeigestücken des Museums, schwärmt dessen Leiter Jean-Luc Martinez: "Der Louvre ist das einzige Museum der Welt, bei dem schon der Eingang als Kunstwerk angesehen wird." Sie gilt gar als sein Symbol, nicht zuletzt durch den Film-Hit "The Da Vinci Code - Sakrileg".
Opfer des eigenen Erfolgs
Doch längst wird der Louvre Opfer seines eigenen Erfolgs: In den 80er Jahren ging man von einer jährlichen Besucherzahl von 4,5 Millionen Menschen aus - inzwischen sind es doppelt so viele. Bis zum Jahr 2025 wird sogar mit zwölf Millionen gerechnet. Weil nur ein Viertel der Besucher Franzosen sind, kündigt Martinez außerdem die Ausschilderung in drei Sprachen, damit man sich in dem gigantischen Museum zurechtfindet, das sich auf 243 000 Quadratmeter erstreckt, 403 Ausstellungsräume zählt sowie Säle und Gänge mit einer Gesamtlänge von 14,5 Kilometern.
Knapp 60 Prozent kommen zum ersten Mal und eine Mehrheit zieht es vor allem wegen berühmter Meisterwerke her: von der Venus von Milo über Gemälde von Rembrandt und Renoir bis zur unverzichtbaren Mona Lisa. Die Wartezeit, um sie zu sehen, wird sich bald verkürzen, auch wenn ihr geheimnisvolles Lächeln vielen das stundenlangen Ausharren wert ist.
Louvre
Der Louvre ist ein einstiger französischer Königspalast, der gemeinsam mit dem inzwischen zerstörten Palais des Tuileries das Stadtschloss von Paris im Zentrum der Stadt bildete.
Heute ist ihm der Tuilerien-Garten angeschlossen. Auf Initiative von Staatspräsident François Mitterrand hin wurde in den 80er Jahren der U-förmige Bau, in dem bis 1999 unter anderem das Finanzministerium untergebracht war, zur Nutzung als Museum umgebaut.
Die 1989 eingeweihte Glaspyramide als Haupteingang des chinesisch-amerikanischen Architekten Ieoh Ming Pei wurde erst als "Käseglocke" verspottet, gilt heute aber als eines der Wahrzeichen von Paris.
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