Karneval - Mindestens drei Millionen Besucher in der brasilianischen Metropole erwartet / Immer mehr Feste in den Straßen

Rio tanzt um den Zuckerhut

Von 
Susann Kreutzmann
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Rio de Janeiro. So bunt wie in diesem Jahr war der Karneval in Rio de Janeiro noch nie. Seit Tagen gleicht die Stadt am Zuckerhut einer tanzenden Menschenmenge. Alle Rekorde bricht der Straßenkarneval. Rund drei Millionen Besucher und damit 16 Prozent mehr als im vergangenen Jahr vergnügen sich abseits der großen Veranstaltungen der traditionellen Sambaschulen.

424 Karnevalsblocks und damit so viel wie noch nie haben sich für die Straßenumzüge in den Stadtvierteln angemeldet. Der Straßenkarneval vereint Familien, Touristen und Einheimische. "Wer keine Eintrittskarte für das Sambódromo hat, vergnügt sich beim Straßenkarneval", sagte João Batista Mello von der Universität Rio de Janeiro. Doch obwohl die Veranstalter der große Zustrom freut, schauen die Verantwortlichen der Stadt misstrauisch auf die ständig steigende Zahl der Straßenfeste.

Stadt plant Beschränkungen

Bürgermeister Eduardo Paës will deshalb die Straßenpartys eindämmen und kündigte an, dass 2012 ganz bestimmt nicht so viele Bands zugelassen würden. Für die Stadt bedeutet der kostenlose Straßenkarneval zwar einen Imagegewinn, doch auch hohe Ausgaben. So muss sie mit einem großen Polizeiaufgebot für die Sicherheit der Feiernden sorgen. Nach Protesten von Anwohnern haben die Stadtverantwortlichen zudem 13 000 Chemo-Toiletten aufstellen lassen, mehr als doppelt so viel wie im vergangenen Jahr.

Tourismusexperten sehen die Attraktivität der "Blocos" auf den Straßen gelassener. Auch Juliana Santos von den Karnevalsorganisatoren im Künstlerviertel Santa Teréza meint: "Heute will jeder einen Karnevalszug machen." Fester Bestandteil sind auch Karnevalsumzüge der Lesben und Schwulen, die unter dem Motto "Rio - Karneval ohne Vorurteile" durch die Stadt ziehen. Obwohl die Stimmung ausgelassen ist, kämpfen Homosexuelle in Brasilien immer noch für gleiche Rechte.

Die Umzüge durch die Straßen der vier Millionen Einwohner zählenden Stadt am Zuckerhut machen aber nicht dem traditionellen Defilé der Sambaschulen im berühmten Sambódromo Konkurrenz. Acht Stunden lang wetteifern Sambatänzerinnen dort mit viel nackter Haut und knappen Kostümen vor rund 80 000 Zuschauern um den Titel.

Korrespondent

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