Odenwaldschule unterstützt Filmprojekt

Heppenheim. Der WDR dreht einen Spielfilm über den sexuellen Missbrauch an der Odenwaldschule. Das Drama "Die Auserwählten" mit Ulrich Tukur und Julia Jentsch (Bilder) will die ARD voraussichtlich 2014 zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr zeigen. "Der Film kann ein breites Publikum emotional erreichen", sagt die Leiterin der WDR-Programmgruppe Fernsehfilm und Kino, Barbara Buhl. "Er soll auch vor allem junge Leute ansprechen." Gedreht wird noch bis zur nächsten Woche.

Der Missbrauch von Schülern durch Lehrer des Internats liegt Jahrzehnte zurück. Ausgegangen wird von über 130 Opfern - und einer hohen Dunkelziffer. Die Taten ereigneten sich vor allem zwischen 1965 und 1985. Erste Fälle waren Ende der 1990er Jahre bekanntgeworden, doch die Debatte verebbte wieder. 2010 kam der Missbrauch wieder hoch - und blieb Thema.

Die Odenwaldschule in Heppenheim unterstützt das Filmprojekt. "Wir stehen zu diesem Teil unserer Geschichte", sagt der Vorsitzende des Schulvereins, Gerhard Herbert. Er betont auch, die heutige Odenwaldschule sei eine ganz andere als die damalige. Gedreht wurde auch im Internat, allerdings nur in den Ferien, damit nicht gestört wird.

Tukur spielt einen Schulleiter, der sich des Missbrauchs schuldig macht, Jentsch eine Biologielehrerin namens Petra Grust. Sie kommt Anfang der 1980er Jahre an die Schule und begreift, was sich abspielt - doch niemand glaubt ihr und dem missbrauchten Schüler Frank. Dem Traumatisierten begegnet sie 30 Jahre später wieder. Frank will das jahrelange Schweigen der Lehrer, Eltern, Politiker und Institutionen nicht länger hinnehmen. Er plant eine Protestveranstaltung, und Petra Grust soll die Taten bezeugen.

"Für den Film haben wir uns auch mit Betroffenen und Betroffenen-Verbänden intensiv auseinandergesetzt", sagt Produzent Hans-Hinrich Koch. "Viele Betroffene sind froh, dass ein Sender den Mut hat, diese Vorfälle im Rahmen eines Spielfilms zu thematisieren." dpa