Düsseldorf. Ganze zehn Zuschauer und zwei Journalisten verfolgen an diesem Oktobertag den Loveparade-Prozess. In dem wegen des großen öffentlichen Interesses zum Gerichtssaal umfunktionierten Kongresszentrum auf dem Düsseldorfer Messegelände sind die Richter mit den zehn Angeklagten, deren Verteidigern, den Staatsanwälten und Nebenklägern seit Monaten weitgehend unter sich. Nun befürchten einige Nebenkläger-Anwälte sogar, dass der Marathon-Prozess womöglich nicht ins Ziel kommen wird. Sie rechnen mit einer Verfahrenseinstellung bereits 2019.
Anlass für diese Mutmaßung ist eine Ankündigung der Kammer, im kommenden Januar „ein Rechtsgespräch“ mit allen Verfahrensbeteiligten außerhalb der Hauptverhandlung zu führen. Offenbar sei die Staatsanwaltschaft bereit, „den Weg zu einer Verfahrenseinstellung mitzugehen“, schreiben neun der 65 Nebenkläger-Anwälte in einem Brandbrief an NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU).
In ihrem Schreiben appellieren sie an den Minister, seinen Staatsanwälten die Einstellung des Loveparade-Prozesses zu untersagen. Biesenbach lehnt das ab. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich Ihrem Ersuchen, auf das Verfahren Einfluss zu nehmen, nicht entsprechen kann“, schrieb er. Er respektiere die „inhaltliche Unabhängigkeit“ der Staatsanwaltschaft. Der Nebenkläger-Alarm beim Justizminister in Düsseldorf ist für den Vorsitzenden Richter Mario Plein „beschämend“. Die „Advokatenriege“ suggeriere, das Gericht wolle die Aufklärung der Loveparade-Tragödie durch einen juristischen Deal stoppen. „Mir ist es ein riesiges Anliegen, dass die Nebenkläger einen maximalen Nutzen aus diesem Verfahren ziehen“, sagte Plein. Zwar dementierte er eine angedachte Verfahrenseinstellung nicht, versprach aber eine größtmögliche Aufklärung.
Das Gutachten des Sachverständigen Jürgen Gerlach liegt noch immer nicht vollständig vor. Das Ergebnis wird aber in etwa lauten: Verschiedenste Ursachen sind Auslöser für das tödliche Gedränge bei der Loveparade.
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