Unglück - US-Fernsehstar stirbt bei Verfolgung eines Wirbelsturms in Oklahoma

Letzte Warnung seines Lebens

Von 
Friedemann Diederichs
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Solch ein Tornado wurde dem "Sturm-Jäger" nun zu Verhängnis. Tim Samaras, einer der führenden Tornado-Experten der USA, kam im Wirbelsturm ums Leben.

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Washington. "Oklahoma steht ein gefährlicher Tag bevor. Passt auf das Wetter auf!" Mit diesen Worten warnte Tim Samaras, als Tornado-Jäger auf dem amerikanischen "Discovery"-Fernsehkanal berühmt geworden, am Freitag über Twitter seine Fan-Gemeinde. Es sollten die letzten Worte des 55-Jährigen sein. Am Wochenende bargen Retter seine Leiche aus dem von einem Wirbelsturm völlig zerstörten Wagen. Auch für Samaras' Sohn Paul (24) und einen 45 Jahre alten Mitarbeiter kam jede Hilfe zu spät.

Der Tornado, dem das Trio zu nahe gekommen war, hatte die Stärke F 3 und Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h. Neben den Wetter-Beobachtern starben mindestens zehn weitere Menschen im Bundesstaat Oklahoma, der erst vor zwei Wochen von einer todbringenden Tornado-Serie heimgesucht worden war. "Sie starben bei der Arbeit, die sie liebten;" schrieb Jim Samaras, der Bruder des prominenten Sturmexperten, wenig später auf Facebook.

Wolkentürme aus nächster Nähe

Kaum einer erforschte die gefürchteten Tornados im Mittleren Westen der USA mit so viel Engagement und Mut wie Tim Samaras. Seine Bilder wurden auch vom Magazin "National Geographic" immer wieder gedruckt oder als Video verbreitet: Aufnahmen von dunklen Wolkentürmen und der Vernichtungsgewalt der Wirbelstürme aus nächster Nähe. Dazu hatte Samaras stets Spezialkameras und Messgeräte dabei, um Daten über die Tornados zu gewinnen.

Im Jahr 2003 war er von einem solchen "Twister" im Bundesstaat South Dakota weniger als 100 Meter entfernt, weil er die Geschwindigkeit des Sturms unterschätzt hatte, während er mobile Messgeräte aufstellte. "Noch nie war ich einem gefährlichen Tornado so nahe," schrieb er, "und ich habe kein Verlangen, jemals wieder so nahe zu kommen." Warum er jetzt in Oklahoma dennoch erneut in Todesgefahr geriet, ist bisher unklar. Da in dem zertrümmerten Auto die Messgeräte verschwunden sind, geht man davon aus, dass das Trio noch versuchte, Messungen vorzunehmen, aber dann keine Zeit mehr fand, sich in Sicherheit zu bringen.

Trauer unter Wetterexperten

Unter Wetterforschern in den USA herrscht Trauer und Entsetzen über den Tod von Samaras, der vor 30 Jahren mit der Sturmbeobachtung begonnen hatte. "Er war kein Cowboy, er war im Angesicht der Gefahren extrem vorsichtig", beschreibt Mike Nelson, ein Meteorologe aus Denver, den Getöteten.

Samaras selbst machte nie aus seiner Faszination für extreme Wetterlagen ein Geheimnis: "Einem Tornado nahe zu sein, ist einer dieser unglaublichen, schnell vorbei ziehenden Augenblicke, die man erst nach mehreren Sekunden begreift", sagte Samaras im vergangenen Monat in einem Fernsehinterview. Sein Bruder tröstet sich und die Hinterbliebenen mit den Worten: "Ich sehe ihn jetzt als einen gewaltigen Tornado im Himmel."

Tim Samaras

Tim Samaras galt als einer der führenden "Storm Chaser" ("Tornado-Jäger") der USA. Er jagte Tornados hinterher, um ihre Gewalt und Schönheit in atemberaubenden Aufnahmen einzufangen. Zu seinen Auftraggebern zählte neben "National Geographic" und dem Discovery Channel auch die National Geographic Society und die amerikanische Regierung.

Bekannt wurde Samaras auch durch Sendungen im Discovery Channel ("Master of Disaster", "Storm Chasers - Verrückt nach Tornados").

Er entwickelte unter anderem neuartige Methoden für Windmessungen im Herz von Wirbelstürmen.

Korrespondent

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