Wer hat, der hat. Curd Jürgens hatte: Talent, Glück, Erfolg - und einen Schlag bei den Frauen. Da kann man den wohlhabenden Münchner Kaufmannssohn Gustav Andreas Gottlieb Franz Jürgens, der am 13. Dezember 1915 in München zur Welt kam und ab dem elften Lebensjahr in Berlin aufwuchs, schon ein bisschen beneiden. Nicht wenige haben es getan und die Schauspielkünste des markigen Blonden weit weniger hoch eingeschätzt, als es seine Karriere eigentlich beweisen müsste. Über seine Hauptrolle in Roger Vadims "Und ewig lockt das Weib" (1956) an der Seite der jungen Brigitte Bardot, die dem 1,93 großen Beau den Spitznamen "der normannische Schrank" einbrachte, zickte kein geringerer als François Truffaut: "Curd Jürgens bestätigt, dass er einer der vier schlechtesten Schauspieler der Welt ist." Andere waren und sind da anderer Meinung.
Gutaussehender Bonvivant
Jürgens, dem als einer der wenigen deutschen Schauspieler eine internationale Filmkarriere vergönnt war, nimmt schon im Alter von achtzehn Jahren Schauspielunterricht, während er im Brotberuf als Reporter für das Berliner "8-Uhr-Abendblatt" unterwegs ist. Sein erstes Theaterengagement ist bezeichnend: 1936 besetzt man den gut aussehenden jungen Mann am Metropol-Theater als singenden Bonvivant; es folgen Engagements am Theater am Kurfürstendamm und am Volkstheater in Wien, bevor er bereits 1941 ans Burgtheater wechselte, dessen Ensemble er mit einigen Unterbrechungen bis zu seinem recht frühen Tod 1982 angehörte.
Er spielte in Tennessee Williams "Endstation Sehnsucht", Mackie Messer in Brechts "Dreigroschenoper" und - legendär - an der Seite Senta Bergers den "Jedermann" in Salzburg (1974). Mit dem zweistündigen Einpersonenstück "Im Zweifel für den Angeklagten" gastierte der Frauenschwarm, der es auf fünf Ehen und (offen bekannte) zahllose Affären brachte, gleich zwei Mal in der Region: 1975 im Rokokotheater Schwetzingen und im Januar 1979 im Großen Haus des Mannheimer Nationaltheaters.
Star der Leinwand und der Frauen
Im Kino war Jürgens erstmals 1935 in einer Nebenrolle als Kaiser Franz Joseph im Historienfilm "Königswalzer" zu sehen. Über Nebenrollen etwa in Willi Forsts "Frauen sind keine Engel" (1942) spielt sich Jürgens, der seit 1945 Österreicher war, zu den Hauptrollen des Nachkriegskinos empor. Sein privat gepflegtes Rollenbild als Lebemann und Charmeur bricht er filmisch mit Charakterdarstellungen als "Des Teufels General" oder in "Die Helden sind müde" (1955) an der Seite von Yves Montand - und wird bei den Filmfestspielen Venedig mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet.
Von nun an arbeitet er mit renommierten Stars zusammen: mit Robert Mitchum als Gegenspieler in "Duell im Atlantik" (1957), mit Orson Welles in "Fähre nach Hongkong" (1969). Seinen wohl berühmtesten (von insgesamt 140) Filmauftritten hat er 1977 in "Der Spion, der mich liebte" als James-Bond-Gegenspieler Stromberg. Freilich hatte der Genussmensch, der Wohnsitze in Wien, Gstaad, Cap Ferrat oder den Bahamas unterhielt, Bentley, Porsche und Rolls Royce fuhr, 1976 in seinen Memoiren "Und kein bisschen Weise" einiges zu erzählen - später auch zu singen. Und schonte sich auch mit "60 Jahren" nicht. Mit einem nächtlichen Begräbnis auf dem Wiener Zentralfriedhof, den eine Ehrenformation der Luftwaffe überflog, hatte er auch einen starken Abgang. Wer hat, der hat . . .
Curd Jürgens (1915-1982)
Als Entdecker von Curd Jürgens gilt Filmregisseur Willi Forst. Zu sehen war Curd Jürgens in 140 Filmen. Viermal trat er auch als Regisseur in Erscheinung, allerdings erfolglos.
Jürgens nahm 1946 die österreichische Staatsbürgerschaft an, die er nach einem Telefonat des Intendanten mit Bundeskanzler Figl noch am selben Tag erhielt. Als Deutscher bekam er keine Reisegenehmigung von den Besatzern für eine Burgtheater-Tournee mit Käthe Dorsch, die nur mit ihm auftreten wollte.
Jürgens führte fünf Ehen: mit Lulu Basler (1938), Judith Holzmeister (1947), Eva Bartok (1955), Simone Bicheron (1958) und Margie Schmitz (1978). rcl
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