Luftfahrt - Entwischter Vierbeiner versteckt sich in Bordelektronik

Katze im Cockpit verzögert Abflug eines Flugzeugs

Von 
Bernadette Calonego
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Halifax. Ripples ist nur eine verängstigte Katze, aber es gelang ihr trotzdem, am Mittwoch ein kanadisches Flugzeug vier Stunden lang am Abheben zu hindern. Der getigerte Passagier begleitete seine Besitzerin auf Flug 603 der Gesellschaft Air Canada von Halifax nach Toronto, sicher verwahrt in einem Tragkorb auf dem Kabinenboden.

Air Canada erlaubt Katzen und kleine Hunde im Passagierraum, solange sie eingesperrt sind. Aber der Zufall wollte es anders: Ein Fluggast, der sein Gepäck verstauen wollte, öffnete aus Versehen die Tür des Katzencontainers. Schwups war Ripples draußen und im Nu verschwunden.

"Ripples, komm, komm"

Passagier Kyle Warkentin hörte jemanden wiederholt "Ripples, komm, komm" rufen. Dann informierte das Flugpersonal die Passagiere, dass eine Katze im Flugzeug entflohen sei. 20 Minuten lang suchten die Stewardessen in allen Ecken - keine Spur des Verbeiners. "Dann wurden die Flugzeugmotoren und der ganze Strom abgestellt, und sie sagten, man mache das, um die Katze zu beruhigen", erzählte Warketin der kanadischen Fernsehgesellschaft CBC.

Aber Ripples hatte sich in ein besonders raffiniertes Versteck geflüchtet: in die Wandverkleidung des Cockpits. "Es ging nicht mehr einfach darum, sie unter jemandes Füßen zu finden", sagte Warkentin, "sie befand sich vielmehr zwischen den Kabeln des Flugzeugs." Später bestätigte Isabelle Arthur, die Sprecherin von Air Canada, gegenüber CBC, dass Ripples in die Bordelektronik des Cockpits geraten sei. Dem Flugpersonal habe es jedoch nicht geschafft, die Katze dort herauszulocken. So habe das technische Personal einen Zugang von einem anderen Ort her öffnen müssen.

Das dauerte und dauerte. Warkentin konnte zwischendurch einen Blick ins Cockpit werfen: Es habe ausgesehen, als ob man es auseinanderbaue, sagte er hinterher. Dagegen kam selbst eine störrische Katze nicht an - Ripples wurde eingefangen und wieder in den Korb gesteckt.

Damit war das Drama für die Passagiere indes noch nicht zu Ende. Denn jetzt wurden die Kabel und Drähte auf potenzielle Schäden durch Katzenzähne und Krallen untersucht. Sicherheit geht vor.

Die gute Nachricht: Ripples kam heil in Toronto an - per Flugzeug natürlich. Aber Besitzerin Debbie Harries sagte der kanadischen TV-Station CTV News: "Das ist seine erste Reise und seine letzte - er wird nie mehr fliegen."

Freie Autorin Bernadette Calonego ist freie Auslandskorrespondentin in Kanada. Sie wuchs in der Schweiz auf und lebt heute in der Nähe von Vancouver. In ihrem Buch "Oh, wie schön ist Kanada" schreibt sie über die Erfahrungen einer Auslandskorrespondentin in Kanada. Sie verfasst auch Krimis und Thriller, bislang hat sie fünf Bücher veröffentlicht, ein sechstes kommt in diesem Jahr heraus.

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