Walbrzych. Völlig unverhofft ist der Goldzug-Jäger Piotr Koper aus dem niederschlesischen Waldenburg (Walbrzych) doch noch auf einen Schatz gestoßen. Statt des sagenumwobenen Nazi-Panzerzugs, brachte er bei Renovierungsarbeiten eines Schlosses jahrhundertealte Gemälde böhmischer und deutscher Herrscher ans Licht. „Plötzlich blickte ich einem Kaiser direkt ins Gesicht“, lacht Koper. Der Bauunternehmer ist seit etwa elf Jahren mit der Renovierung von Schloss Adelsbach in Struga betraut. Allerdings wurde er vielmehr für seine bislang erfolglose Suche nach dem Goldzug bekannt.
Legenden zufolge haben Nazis Waggons mit Kriegsbeute in einem Tunnel vor der heranrückenden Sowjet-Armee versteckt. Die Existenz des sogenannten Goldzuges zweifeln Grabungsexperten und Historiker jedoch an. Hobbyhistoriker Koper wagte vor rund drei Jahren dennoch einen kostspieligen Grabungsversuch: Außer Medienrummel brachte die Suche jedoch kein Resultat.
Mehr Erfolg, wenn auch zufällig, konnte der Pole nun im rund 700 Jahre alten Schloss Adelsbach verbuchen, wo er an den Wänden des früheren Ballsaals Farbspuren unter dem Putz hervorlugen sah. „Vorsichtig habe ich ihn entfernt“, schildert er den Moment, in dem er auf die rund 500 Jahre alten Gemälde stieß. „Das waren ganz große Emotionen.“
Neun Bilder freigelegt
Für Schloss-Eigentümer Krzysztof Wieczorek sind die Porträts deutscher und böhmischer Herrscher ein regelrechter Schatz. Es handle sich um einen bislang einzigartigen Fund, sagt er über die Porträt-Galerie, die sich über mehr als 50 Quadratmeter Fläche entlang der Wände erstreckt. Die Bilder sind Schätzungen zufolge zwischen 1560 und 1570 entstanden. Neun von bis zu 22 Porträts legten Experten unter Putz und Farbe frei. „Die meisten der Bilder sind noch verdeckt“, sagt Wieczorek.
Sie aufzudecken, stellt die Restauratoren vor große Herausforderungen. „Das ist unglaublich komplizierte Präzisionsarbeit mit einem Skalpell“, so Wieczorek. Schloss Adelsbach vor dem Verfall zu retten, sieht der Pole seit Jahren als seine Mission und lässt es aufwendig renovieren. „Die Gemälde hauchen dem Schloss ein zweites Leben ein“, freut er sich und will das Gebäude voraussichtlich Ende kommenden Jahres für Besucher öffnen.
Auch Koper ist mit seiner Entdeckung zufrieden: „Das ist etwas Handfestes“, vergleicht er den Fund mit der bisher ergebnislosen Goldzug-Suche. Dennoch verliert er seinen Traum nicht aus dem Blick: „Das Thema habe ich noch lange nicht in eine Schublade abgelegt.“ Denn der Pole tüftelt längst an einem neuen Plan, mit dem er dem Zug auf die Spur kommen will. Am Bahnkilometer 65, an den ihn 2016 seine Bodenradarbilder lenkten, will er jedenfalls nicht mehr graben, wie er verrät. Zu kostspielig.
Partner 2018 ausgestiegen
Doch auch für seinen Ausweich-Plan braucht der Pole noch eine ganze Stange Geld. Etwa 60 000 Euro will er mithilfe seiner Stiftung Goldzug für die weitere Suche sammeln. Zehntausende Euro gaben er und sein deutscher Kollege Andreas Richter, mit dem er das Projekt ursprünglich begann, bereits aus. Richter hatte das Team im vergangenen Jahr verlassen.
„Ich werde an anderer Stelle graben“, kündigt Koper an. Den Ort will er aber nicht verraten. „Sonst pilgern da gleich Menschenmassen hin.“
Gerüchte über Raubgut
- Gerüchte um einen deutschen Panzerzug aus dem Zweiten Weltkrieg kursieren seit den 70er Jahren. Nazis sollen damit gegen Kriegsende Gold und anderes Raubgut vor der nahenden Sowjet-Armee in Sicherheit gebracht haben. Beweise dafür gibt es bisher nicht.
- Der Zug soll in Südwestpolen liegen. Im schlesischen Eulengebirge gibt es viele unterirdische Gänge. Dort hatten die Nazis unter dem Namen „Projekt Riese“ ein Stollensystem bauen lassen – für welchen Zweck, ist unklar. Die Anlage, die nie fertiggestellt wurde, haben Häftlinge aus dem Konzentrationslager Groß-Rosen errichtet. Die Arbeit kostete Tausende von ihnen das Leben. dpa
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