Raumfahrt - Weltraumorganisation verliert Kontakt ins All

Europas größter Satellit vor dem Aus

Lesedauer: 

Paris. Der größte europäische Erdbeobachtungssatellit "Envisat" steht nach einem Totalausfall der Kommunikationssysteme vor dem Aus. Nach Angaben der Weltraumorganisation Esa sind bislang alle Versuche gescheitert, den Kontakt zu dem außer Kontrolle geratenen Hightech-Gerät wieder herzustellen. Der Satellit befinde sich zwar stabil auf seiner Umlaufbahn, reagiere aber nicht auf Befehle, erklärte der zuständige Esa-Direktor Volker Liebig gestern in einer Telefonkonferenz.

Über die Ursache des Kontaktabbruchs kann nach Esa-Angaben derzeit nur spekuliert werden. Eventuell gebe es Probleme bei der Stromversorgung, hieß es. Eine Beschädigung - etwa durch den Aufprall von Weltraumschrott - wird nach Auswertung erster Radarbilder derzeit ausgeschlossen. Morgen soll ein französischer Satellit weitere hochauflösende Bilder von "Envisat" machen. Es gebe internationale Unterstützung zur Rettung von "Envisat", sagte Liebig.

Der 8,2 Tonnen schwere Satellit war am 1. März 2002 von einer Ariane-5-Rakete auf eine Umlaufbahn in 800 Kilometer Höhe gebracht worden. Die zehn Instrumente von "Envisat" sammeln unter anderem Daten über Land- und Eismassen, Ozeane und die Atmosphäre.

Sollte der Satellit nicht mehr reaktiviert werden können, muss die Wissenschaft um zahlreiche Forschungsprojekte bangen. Die Nachfolge-Mission "Sentinel" wird nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation frühstens im zweiten Halbjahr 2013 starten können. Für Satellitenbauer kommt das Aus nicht unerwartet: Sie hatten für "Envisat" eine Lebensdauer von fünf Jahren garantiert. dpa

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen