Vancouver. Während die Waldbrände um die kanadische Ölsandstadt Fort McMurray weiter außer Rand und Band geraten, stehen Dinah und Randy Pilgrim-Hedderson unter Schock. Das Ehepaar und seine beiden Kinder haben zwar Unterschlupf im Haus von Freunden in Edmonton gefunden, der Hauptstadt der Provinz Alberta. Aber die Bilder von tödlicher Bedrohung und Zerstörung verfolgen die Familie Tag und Nacht.
"Wir konnten nur das Nötigste packen und vor den Flammen fliehen", erzählt Randy, ein Ingenieur, der in den Ölsanden arbeitete. Als er vergangene Woche vom Räumungsbefehl der Behörden hörte, machte er sich sofort auf den Weg zu seinem Haus in Fort McMurray, einer Stadt mit 88000 Bewohnern. Aber Randy blieb auf der Straße im Stau stecken, der durch die Evakukierung entstanden war. Er ließ seinen Wagen am Straßenrand stehen und lief eine halbe Stunde zu Fuß nach Hause.
Mit seiner Frau Dinah, der neunjährigen Tochter und dem fünf Monate alten Säugling floh er im Zweitwagen auf dem einzigen Highway 63, der aus Fort McMurray Richtung Süden führt. Der dichte Rauch und die riesigen Flammen waren beängstigend. "Wir konnten die enorme Hitze durch die geschlossenen Fenster spüren", sagt Randy. "Es war grauenhaft."
Die Straße war mit flüchtenden Fahrzeugen verstopft, und die Pilgrims brauchten fünf Stunden für 100 Kilometer. Die Nacht verbrachten sie am Straßenrand im Auto und kamen erst am folgenden Tag in Edmonton an. Dinah und Randy sind der Feuerhölle entronnen, aber die Brände wüten immer schrecklicher.
Warten auf straken Regen
Die zuständigen Behörden erwarteten, dass sich das brennende Gebiet bis gestern auf 300 000 Hektar verdoppelt - fast ein Zehntel der Fläche Baden-Württembergs. Sie rechnen auch damit, dass die Brände noch monatelang bekämpft werden müssen. Etwas Niederschlag, der möglicherweise in der Nacht zu heute fallen sollte, reicht nicht, um die Situation zu verbessern.
"Das bleibt ein unkontrollierter Brand", sagte Ralph Goodale, Kanadas Minister für öffentliche Sicherheit: "Es gibt nur eine Lösung für diese Situation, das sind starke Regengüsse." Die werden jedoch nicht erwartet. Goodale sorgt sich nicht nur um die Provinz Alberta, sondern um weite Teile Kanadas, wo sich Wälder, die enorm trocken sind, weit über den Kontinent erstrecken.
Immer größer werdende Brände gibt es jetzt auch in den Provinzen British Columbia, Saskatchewan und Manitoba. "Es ist eine extrem gefährliche Situation, und die Menschen sollten alarmiert sein", warnte Goodale.
Was genau die Waldbrände um Fort McMurray ausgelöst hat - ob Menschen, eine defekt Gasleitung oder natürliche Ursachen -, ist noch nicht ermittelt. Am Wochenende wurden weitere Tausende von Bewohnern, die nach Norden gefahren waren und in Baracken der Ölarbeiter unterkamen, mit Konvois aus der Region evakuiert.
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