Prozess - Eklat am Amtsgericht Berlin-Tiergarten / Im Prozess um das Model geht es schon längst nicht mehr um einen Strafbefehl, sondern um die Rechte von Frauen

Demo für eine überwältigte Gina-Lisa Lohfink

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Das Model Gina-Lisa Lohfink mit ihrem Anwalt Christian Simonis.

© dpa

Berlin. Jubel brandet auf, als das Model Gina-Lisa Lohfink in einer Prozesspause auf die Straße tritt. Vor dem Kriminalgericht in Berlin-Moabit haben sich gestern etwa 100 Unterstützer der 29-Jährigen versammelt und sitzen dort über Stunden auf der Straße. Der Verkehr muss umgeleitet werden. Mit brüchiger Stimme haucht Lohfink ihren Anhängern am Montag entgegen: "Ich bin überwältigt..., dass ihr mir so helft." Auf Transparenten steht: "Du bist nicht allein".

Die frühere "Germany's next Topmodel"-Kandidatin steht wegen falscher Verdächtigung vor dem Amtsgericht Berlin-Tiergarten. Sie hatte einem Fußballer sowie einem VIP-Manager Vergewaltigung vorgeworfen. Der Verdacht bestätigte sich bei ersten Ermittlungen nicht. Die beiden Männer bekamen aber einen Strafbefehl, weil sie einen Film vom Sex mit Lohfink verbreitet hatten.

Lohfink bekam wegen falscher Verdächtigung ebenfalls einen Strafbefehl - über 24 000 Euro. Weil sie den nicht akzeptierte, kam es nun zu einer öffentlichen Verhandlung. Es stand auch die Vermutung von Lohfink im Raum, dass ihr K.o.-Tropfen verabreicht worden seien. Der Fall hat bundesweit Aufsehen erregt und spaltet die Gemüter. Die einen sehen Lohfink als ein Opfer der Justiz sowie als Vorkämpferin für die Rechte von Frauen, die sexuelle Gewalt erlitten haben. Andere sehen in dem Fall eine inszenierte Tränenshow.

Die Beweisaufnahme kommt gestern nicht wie geplant zu Ende. Nach der Aussage des ersten Zeugen, einem heute 28-jährige Fußballer, der von einvernehmlichem Sex spricht, kommt es zum Eklat. Lohfink und ihre beiden Verteidiger verlassen am Nachmittag empört den Verhandlungssaal, als Richterin Antje Ebner die umstrittenen Videosequenzen zeigen und dazu die Öffentlichkeit nicht ausschließen will. Das Material sollte auf einem Laptop, abgewandt vom Publikum und ohne Ton, angesehen werden. "Bei Ihnen hakt's wohl", schmettert Anwalt Christian Simonis der Richterin entgegen. Dann stellen die Verteidiger einen erneuten Befangenheitsantrag gegen die Richterin. Über die Anträge entscheidet ein anderes Gericht. Sollte ihnen stattgegeben werden, muss die Verhandlung zunächst ausgesetzt werden. dpa

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