Katastrophe - Buddhistischer Tradition gemäß gedenken tausende Angehörige der Erdbeben- und Tsunami-Opfer vom 11. März

Bewegende Trauerfeiern in Japan

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Tokio. Bei bewegenden Trauerfeiern haben die Japaner gestern der Toten des Bebens und Tsunamis vom 11. März gedacht. "Es fühlt sich immer noch so an, als sei es nicht real", zitierte die Nachrichtenagentur Kyodo eine 56-Jährige aus Watari, die ihre Mutter verloren hatte. Für Buddhisten markiert der 49. Tag nach dem Tod eines Menschen einen wichtigen Punkt der Trauerzeit. Der Dalai Lama, spirituelles Oberhaupt der Tibeter, will aus diesem Anlass heute in Tokio gemeinsam mit Gläubigen für die Opfer beten.

Am 11. März hatte erst ein Erdbeben der Stärke 9,0 das Land getroffen, kurz darauf verwüstete ein verheerender Tsunami die Nordostküste. Gestern waren 14 564 Todesopfer registriert, 11 356 Menschen wurden noch vermisst. "Der Freitag ist der 49. und letzte Tag der Trauer für die Toten nach buddhistischer Tradition", sagte ein Sprecher des Dalai Lamas. Demnach wechselt der Geist eines Wesens in maximal siebenmal sieben Wochen nach dem Tod, also in 49 Tagen, in ein neues Dasein.

Der Toten gedacht wurde auch an Schulen. In der Okawa-Grundschule in Ishinomaki etwa waren 67 der 108 Kinder und neun der 13 Lehrer gestorben, sieben Kinder und ein Lehrer werden noch vermisst. Fotos zeigten die Toten, viele der Trauernden weinten.

Auf Spielplätzen nahe des zerstörten Kernkraftwerks wurden die obersten, stark radioaktiv belasteten Erdschichten abgetragen, damit die Kinder zumindest zeitweise draußen spielen können. Japans Ministerpräsident Naoto Kan kündigte an, die Regierung werde Mitte Mai eine unabhängige Untersuchungskommission einberufen. Sie soll das Atomunglück analysieren.

Bei zwei Fischproben und bei Spinat aus der Fukushima-Region wurden unterdessen erhöhte Werte radioaktiven Cäsiums gemessen. dpa

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