Koblenz. Die Sorge um "Vater Rhein" brachte viele europäische Staaten schon an einen Tisch, als die EU noch in weiter Ferne lag. Im Sommer 1950 berieten alle Rheinanlieger in Basel über das Problem der Wasserverschmutzung. Es war die Geburtsstunde der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) mit Sitz in Koblenz. 60 Jahre danach feiert die Organisation heute in Mainz ihr Jubiläum - und ihre Erfolge: Die Wasserqualität ist wieder so gut wie vor rund 100 Jahren.
Der Lachs wandert heute dank sogenannter Fischpässe wieder von der Nordsee bis nach Straßburg. Und die Bilanz der Kommission geht sogar über Umweltfragen hinaus. "Wir haben auch im Kleinen am europäischen Aufbau mitgearbeitet", sagt die Biologin Anne Schulte-Wülwer-Leidig von der IKSR. "Der Rhein war zuvor nur als Grenze betrachtet worden." Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte sich schnell heraus, dass ein verschmutzter Rhein ein gemeinsames Problem darstellt. Die ohnehin nur wenigen Kläranlagen waren im Krieg zerstört worden, nicht nur die schnell wachsende Industrie leitete Abwasser einfach in den Fluss.
Netz von Messstationen
In den 1950er Jahren sei es in der Kommission vor allem darum gegangen, ein Netz von Messstationen aufzubauen. Zwar wurden bald mehr Kläranlagen gebaut", sagt IKSR-Geschäftsführer Ben van de Wetering aus den Niederlanden. Die Wasserqualität erreichte dennoch um 1970 den Tiefpunkt. "Man konnte es riechen, das Wasser war trüb und hatte keinen Sauerstoff." Es habe kaum noch Leben im Rhein gegeben. An diesem Zustand änderte sich lange nur wenig. Erst 1986 führte ein Chemieunfall zum Umdenken. Bei einem Brand in einem Lager der Pharmafirma Sandoz war Löschwasser mit Pestiziden bei Basel in den Rhein geraten, Fische starben auf Hunderten Flusskilometern. "Die Bilder sind um die Welt gegangen", sagt Schulte-Wülwer-Leidig. Danach einigten sich die Anliegerstaaten auf Initiative der IKSR schnell auf ein "Aktionsprogramm Rhein", um die Wasserqualität zu verbessern. Als Ziel wurde ausgegeben, die Mengen von rund 40 gefährlichen Stoffen bis 1995 um die Hälfte zu reduzieren. "Erreicht wurde sogar viel mehr als das."
Aufgaben gibt es auch nach 60 Jahren für die IKSR genug: "Die Auen und Altarme müssen wieder an den Rhein angebunden werden", sagt van de Wetering. dpa
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