Eppingen. Nachdem eine 18-Jährige beim Eppinger Fasnachtsumzug an einem Hexenkessel schwer verbrüht wurde, dauern die Ermittlungen der Polizei an. Nach Angaben der Stadt verstießen weder der Kübel mit heißem Wasser noch das Holzfeuer darunter gegen Auflagen. Der Eppinger OB Klaus Holaschke sprach von einem „Unglücksfall“.
Die Polizei ermittle wegen fahrlässiger Körperverletzung und unterlassener Hilfeleistung, sagte Jens Brockstedt bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Rathaus. „Wir haben noch keinen Tatverdächtigen“, sagte der Eppinger Revierleiter, der einiges wieder relativierte, was vorher als gesichert galt. So wisse man noch nicht, ob die junge Frau in den Kessel mit heißem Wasser glitt, oder ob sie sich am Dampf verbrühte. „Das Ganze war scherzhaft, bevor es zu einem Unglücksfall wurde“, schilderte Brockstedt das, was sich am Samstagabend kurz vor Ende des Umzugs am Marktplatz zugetragen haben soll.
Die 18-Jährige aus Rheinstetten bei Karlsruhe habe zu einer 20-köpfigen Besuchergruppe gehört, die mit einer gleich großen Gruppe Maskierter „gescherzt“ habe. Eine Fasnachtshexe habe die Frau über den Kessel gehalten, eine andere den Deckel geöffnet. Daraufhin sei die Frau abgerutscht. Sie erlitt Verbrühungen zweiten Grades und wird in einer Spezialklinik behandelt. Wie ein Sprecher der Polizei mitteilte, gehe es ihr „einigermaßen gut“. Sie werde aber wohl bleibende Schäden davontragen. Die Vernehmungen dauerten an, sagte Brockstedt. Die Verantwortlichen der Zunft, die den Kessel mitführte, seien „sehr kooperativ“ gewesen, sagte der Revierleiter. Angaben, um welche Gruppe es sich handelte, machte die Polizei nicht. „Als die Geschädigte zu schreien begann, wurde sie am Straßenrand abgesetzt, die Hexen zogen weiter“, hieß es gestern Abend in einer Mitteilung der Heilbronner Polizei und Staatsanwaltschaft.
Stadt denkt an Konsequenzen
Bei dem Umzug mit rund 2000 Teilnehmern gab es keine Auflage, die offenes Feuer oder das Hantieren mit siedendem Wasser verbot. Das bestätigte Günter Brenner, Ordnungsamtsleiter der Stadt. Ein Verbot von offenem Feuer ist bei vergleichbaren Veranstaltungen durchaus üblich. „Wir müssen Schlüsse daraus ziehen“, betonte Oberbürgermeister Klaus Holaschke. Einen Kessel mit heißem Wasser werde es nicht mehr geben. Ob es den Nachtumzug weiter gibt, ließ Holaschke offen. „Wir diskutieren, wie und ob er stattfindet.“ Der Umzug sei in der Vergangenheit 15 Mal „fröhlich und weitgehend friedlich“ verlaufen, bis er am Wochenende „von dem Unfall überschattet“ worden sei. Die Stadt sei mit den Angehörigen in Kontakt.
Einen Verhaltenskodex, auf den sich die Teilnehmer schriftlich verpflichten müssten, gebe es Bernd Henke von der mitveranstaltenden Eppinger Hexenzunft zufolge nicht. Das sei auch nicht nötig. Bei den Zünften gebe es ein „ungeschriebenes Gesetz: Mach nichts mit Maske, was du nicht auch ohne machen würdest“.
Die Hexenzunft Eppingen, die den Nachtumzug veranstaltete, veröffentlichte am Montagabend eine Stellungnahme auf ihrer Homepage. Darin heißt es: "Nach 15 friedlichen Nachtumzügen sind wir sehr bestürzt über dieses für uns unerklärliche Unglück. Wir wünschen der verletzten jungen Frau alles Gute und eine schnelle Genesung." Über die "teilweise unsachgemäßen und hasserfüllten Kommentare" , die in sozialen Netzwerken kursierten, zeigte sich der Vorstand der Hexenzunft entsetzt.
Die Autoren sind Redakteure bei der „Heilbronner Stimme“.
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