24 im Quadrat

16 Uhr: Der Tierflüsterer

Von 
Zülal Yildirim
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Tierpfleger John Peck-Wittner vor dem Schlangen-Terrarium. © Troester

Oskar wirkt tiefenentspannt. Er betrachtet die Menschen um ihn herum. Ab und zu kommt jemand vorbei und sieht sich sein Zuhause an. Das scheint ihn nicht zu stören.

Die vergangenen Tage waren nicht leicht für ihn. Mehrere Meter Haut hat er von sich abgestreift. Mühevoll und doch notwendig. Die alte Haut liegt noch auf dem Boden. Oskar ist ein dunkler Tigerpython und damit eine Riesen-Würgeschlange. Er lebt im Mannheimer Luisenpark. „Respekt habe ich vor Spinnen und Schlangen“, sagt John Peck-Wittner. Er arbeitet hier seit 33 Jahren als Tierpfleger – und kümmert sich unter anderem auch um Oskar. „Das sind sehr schöne Tiere, aber es kann auch mal gefährlich werden“, sagt Peck-Wittner. Zum Beispiel wenn „ich das Terrarium einrichten muss und neue Bäume platziere, während die Schlange noch im Terrarium ist.“ Zum Glück sei aber noch nie etwas passiert.

John Peck-Wittner liebt seinen Job. Er habe schon in jedem „Revier“ gearbeitet. Reviere, das sind die Zuständigkeitsbereiche der Pfleger im Tierpark. Peck-Wittner kümmert sich vorwiegend um das Schauhaus, mit Terrarium und Aquarium. Das ist „sein“ Revier. „Ich bin froh, dass ich in meiner Zeit hier in allen Revieren gearbeitet habe. Es macht immer noch Spaß!“, sagt er. Hier im Luisenpark hat er 1986 seine Ausbildung begonnen. Der gebürtige Mannheimer strahlt übers ganze Gesicht und geht beschwingt durch den Park, während er von seiner Arbeit erzählt. Hin und wieder rutscht ihm ein herzhaftes Lachen raus, wenn er mit seinen Tieren interagiert. Es ist Mittagszeit im Luisenpark und weil es unter der Woche ist, gibt es relativ wenige Besucher im Park. Doch an Aufgaben mangelt es nicht. Peck-Wittner hat jede Menge zu tun. An einem typischen Arbeitstag macht er einen Rundgang durch sein Revier, schaut, ob es den Tieren gut geht.

Anschließend taut er das Frostfutter auf. Wenn das Futter dann zubereitet ist, geht es zur Fütterung. Das sei einer der angenehmsten Aspekte in seinem Beruf, erzählt Peck-Winter. Anschließend macht er sich dran, die Gehege sauber zu machen. Peck-Wittner ist lange auf den Beinen, muss körperliche Leistung erbringen. Bäume und Äste für die Gehege schleppen, Gehege um- und ausräumen, Tiere transportieren, „die meiste Arbeit ist putzen“, sagt er. „Viele denken bei dem Beruf „das hat was mit Streicheln zu tun und bisschen füttern, das stimmt aber nicht. Es ist wirklich körperliche Arbeit. Und man muss wirklich mehr arbeiten, als dass man das Vergnügen hat, Tiere zu streicheln und zu füttern.“ Ein Knochenjob also? Durchaus. „Doch mit den Tieren Zeit zu verbringen ist wirklich das Schönste“, erzählt Peck-Wittner und strahlt erneut. „Zum Beispiel Jungtiere aufziehen oder der Dank der Tiere, wenn man sie gut pflegt - man bekommt das wirklich zu spüren“, führt er fort. „Das ist wirklich etwas Schönes.“

 Auch schmerzhafte Erfahrungen

Schön ist es jedoch nicht immer. Die Pfleger kommen nicht umhin, ihren Schützlingen tote Tiere zu verfüttern. Obwohl doch auch die Tierliebe eine Motivation für diesen Beruf ist. Ein Dilemma? „Manche Tierpfleger können die Scheu ablegen, manche nicht. Im Vogelrevier verfüttert man zum Beispiel gefrorene Küken oder Meerschweinchen an Eulen, das tut dann schon weh. Meerschweinchen sind ja auch Haustiere und hier muss man sie dann zerlegen“, berichtet Peck-Wittner. „In meiner Ausbildungszeit habe ich noch gelernt, wie man schlachtet. Von der Ente, Ziege bis zum Schaf musste ich damals schießen, zerlegen und füttern.“ Am liebsten kümmert sich Peck-Wittner um die Süßwasserpflanzen im Aquarium und die Nachzucht von Seepferdchen – „Da hängt mein Herz drin“, sagt er. Mehr als 32 Jahre macht John Peck-Wittner nun schon diesen Job. Mehr als 32 Jahre lang hat Peck-Wittner Generationen von Tieren im Park leben und sterben sehen. Dabei entstehen auch Bindungen zu ihnen. „Wenn Tiere krank werden und man sie einschläfern lassen muss und sie vorher aufgezogen hat, ist das sehr schwer“, erklärt er.

 „Gerade wenn man Tiere sieht, denen es schlecht geht und man nichts machen kann – wie bei der Vogelgrippe damals.“  Auf die Frage, wie es denn so sei, sich von seinen tierischen Schützlingen verabschieden zu müssen, antwortet er: „Das kommt schon oft vor. Wie bei dem verschwundenen Pinguin Nummer 53. Das sind schmerzhafte Erfahrungen, es geht einem nah und ans Herz“, sagt er.

Wie kann ich Tierpfleger werden?

  • Um Tierpfleger zu werden kann man eine dreijährige duale Ausbildung im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule machen.
  • Voraussetzungen dafür sind ein Haupt- oder Realschulabschluss. Man kann seine Ausbildung mit drei verschiedenen Schwerpunkten machen: Forschung und Klinik, Zootierpflege, Tierheim- und Pensionstierpflege.
  • Das Gehalt reicht bis zu 1000 Euro im dritten Lehrjahr.
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16 Uhr: Im Luisenpark

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