24 im Quadrat

15 Uhr: Die Fürsorgliche

Von 
Zülal Yildirim
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Pflegerin Regina Pelz bei der Arbeit. © Troester

„Die Frau ist so toll!“, sagt Regina Pelz. „Manche Geschichten prägen sich echt ein.“ Regina Pelz ist Altenpflegerin im avendi Seniorenheim. Das Leben einer Bewohnerin, die in den 1950ern mit ihren sieben Kindern freiwillig zur Alleinerziehenden geworden ist, hat sie beeindruckt. „Respekt! Dass, sie zu diesem Zeitpunkt ihren Mann verlassen konnte. Damals herrschte ja ein ganz anderes Frauenbild“, sagt sie. Pelz redet so oft sie kann mit den Bewohnern des Pflegeheims. „Man lernt tolle Menschen kennen. Auch, wenn leider die Zeit fehlt, mit den einzelnen Bewohnern lange Gespräche zu führen“, sagt Pelz. Auch sie ist Alleinerziehende und hat deshalb keinen typischen Acht-Stunden-Tag. Ihre Arbeit beginnt um acht Uhr und endet um 15 Uhr. Seit neun Jahren arbeitet sie als Altenpflegerin. Das zwischenmenschliche macht für sie das Besondere an ihrem Beruf aus. „Die Nettigkeit und Dankbarkeit der Menschen ist das Schöne. Ich bin lieber bei den Menschen, als im Büro. Das ist meine Stärke, es liegt mir am Herzen. Ich teile gerne, die Leute mögen mich auch“, erzählt sie. Schon mit 13 Jahren wusste sie, dass sie mit älteren Menschen arbeiten möchte. Denn ihre Oma erkrankte bereits früh an Demenz. Sie wollte helfen. Ruhig und mit sanfter Stimme weist sie verwirrten Bewohnern den Weg, gibt ihnen Orientierung, hört zu.

„Man hört hier viele Lebensgeschichten der Kriegsgeneration, zum Glück habe ich die noch erlebt, denn die stirbt ja langsam aus“, sagt sie. „Die jungen Leute fragen gerne und die Älteren erzählen ja auch gerne, es ist nicht so, dass man es aus ihnen rausquetschen muss, sie erzählen es von sich aus.“ Vor kurzem habe ihr ein älterer Bewohner erzählt, wie er seine Frau kennengelernt hat. „Ihre Geschichte fand ich total süß. Denn ich dachte immer, dass es früher so war, dass die Männer die Frauen angesprochen haben, aber nein in seinem Fall ist seine Frau auf ihn zugegangen und hat gefragt, ob er mit ihr tanzen will. Und die Geschichte ist in meinem Kopf eingespeichert“, sagt sie und lächelt.

Regina Pelz ist oft auch umgeben von schweren Erkrankungen und Tod. „Ich habe aber keine Scheu vor dem Tod“, sagt sie. Mit nach Hause begleiten sie die Todes- und Krankenfälle nicht, oder nicht mehr, wie sie erzählt. „Manchmal geht einem das aber trotzdem nahe, ich gehe auch mal auf Beerdigungen, um mich zu verabschieden“, sagt sie.

Wunsch nach mehr Anerkennung

Ob sie auch eigene Angehörige in ein Pflegeheim bringen würde? „Es kommt auf die Diagnose an. Manche ältere und kranke Menschen sind in ihrer eigenen Wohnung gefangen und nicht mobil. Im Pflegeheim haben sie hingegen immer Beschäftigung“, erklärt sie. Das avendi Seniorenheim bietet deshalb verschiedene Therapiemöglichkeiten und Aktivitäten an. „Es kommen Therapiehunde zu uns, wir backen, machen Musik oder basteln“, sagt Pelz.

Die meisten Tage beginnen damit, dass sie die Medikamente für die Bewohner vorbereitet und ihnen verabreicht. Dann bringt sie ihnen häufig Kaffee und kümmert sich um ihre Bedürfnisse wie etwa waschen. Aber auch organisatorische Aufgaben übernimmt sie, wie zum Beispiel der Anruf bei Ärzten, um für die Bewohner Termine zu vereinbaren.

„Es wird nie langweilig“, sagt Regina Pelz. „Wir arbeiten ja mit Menschen.“ Wichtig sei in ihrem Beruf, Geduld und Einfühlungsvermögen für die Älteren. „Herz ist total wichtig“, betont sie. Außerdem dürfe eine Pflegekraft nicht allzu zart besaitet sein: „Man muss Blut sehen können“, sagt sie. Denn sie muss hin und wieder das Blutzucker der Heimbewohner messen. Pelz möchte, dass ihr Beruf in der Gesellschaft mehr anerkannt wird. „Es müsste dem Nachwuchs schmackhafter gemacht werden“, sagt sie. „Denn man sieht und lernt sehr viel.“

Wie werde ich Altenpfleger?

  • Voraussetzung für die dreijährige Ausbildung als Altenpfleger ist ein Realschulabschluss oder ein Hauptschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung.
  • Es gibt keinen allgemein verbindlichen Tarifvertrag. Der theoretische Teil der Ausbildung wird an Berufsfachschulen für Altenpflege absolviert, der praktische in einer Altenpflegeeinrichtung.
  • Im dritten Lehrjahr verdient ein Auszubildender circa 1 200 Euro. 
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15 Uhr: Im Altenheim

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