24 im Quadrat

11 Uhr: Die Liebevolle

Von 
Zülal Yildirim
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Erzieherin Wencke Latton, Kinderkrippe in der Weidenstrasse Foto Thomas Troester © Troester

Winzig kleine Stühle, niedrige Tische und Miniaturbesteck: In der Käfergruppe frühstücken noch die letzten Kinder im Kindergarten Weidenkörbchen in der Weidenstraße 17. Und mittendrin sitzt Wencke Latton. Die Erzieherin muss wachsam sein. Alle Kinder im Blick behalten. Das Gebrabbel und Gelächter der Kleinen kann ganz schnell in Schluchzen umschlagen. Zwischen Kinderliedern, Tanzröckchen und Geisterkostümen geht es manchmal hoch her. Es ist immer etwas los. Doch sie wirkt wie die Ruhe selbst. „Das ist reine Gewohnheitssache und Berufsroutine. Dass man alles aufnimmt um sich herum, übt und lernt man“, erklärt die Erzieherin. Schließlich hat jedes Kind in ihrer Gruppe seine eigenen Bedürfnisse. Manche von ihnen ganz besonders. „Bei uns wird Inklusion großgeschrieben. Wir haben ein Kind mit Down-Syndrom in der Käfergruppe und eins mit Red-Syndrom in einer anderen“. Latton und ihre Kolleginnen wollen behinderten Kindern eine Chance geben, bei ihnen zu spielen, zu lernen und sich zu entwickeln. „Für uns war von vornherein klar, dass wir diese Kinder aufnehmen wollen“, sagt sie. Latton arbeitet seit 1998 in ihrem Beruf. Sie wollte schon immer mit Kindern arbeiten, „das war mir ganz wichtig.“ Zunächst arbeitete sie als auszubildende Kinderkrankenschwester. Doch ein halbes Jahr später war für sie klar, dass sie abbrechen wird.

"Wir arbeiten auf Herzensbasis"

„Das Leid der Kinder hat mich zu sehr berührt, ich konnte da nicht abschalten“, erzählt Latton. „Ich wollte mit gesunden Kindern arbeiten. Dann habe ich die Ausbildung als Erzieherin gemacht“. Ab und zu klopfen kleine Hände an die Tür der Käfergruppe. Dann kommen weitere Kinder dazu, die von ihren Eltern in die Krippe gebracht werden. Latton und ihre Kollegin empfangen sie liebevoll. Nicht alle Kinder fühlen sich direkt wohl, Heimweh ist ein großes Thema für die Erzieherinnen. Wie man damit umgeht? „Den ganzen Tag kuscheln. Die Kleinen sind natürlich hin und hergerissen an manchen Tagen, es fällt ihnen schwer, hierzubleiben ohne Mama. Aber es ist unsere Aufgabe. Wir haben ständig Kinder auf dem Arm, wir kuscheln. Das funktioniert gar nicht anders, es ist sehr emotional, sehr körperlich“, sagt Latton. „Ohne Bindung keine Bildung“, fügt sie hinzu und lacht.

„Wenn wir keine Bindung zu den Kindern aufbauen können, können wir die Kinder auch nicht fördern. Das merkt man auch. Manche Kinder brauchen ein halbes Jahr, bei manchen hat man das Gefühl nach vier Wochen, dass man sie nicht vom Schoss kriegt. Es geht nicht anders, man muss sie einfach alle liebhaben. Man liebt auch jedes Kind“, sagt sie, ihre Kollegin stimmt zu. „Wir arbeiten auf Herzensbasis.“

Die Krippe nimmt Kinder ab 12 Monaten auf, ab drei Jahren können sie dann in den Kindergarten wechseln.

 „Egal was wir tun, ob Bücher vorlesen oder malen, leisten wir pädagogische Arbeit. Wir versuchen sie ganzheitlich zu fördern: Motorisch, kognitiv, sprachlich.“ Latton betont, wie wichtig für sie das Thema Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl ihrer Schützlinge ist. Denn sie sollen später sicher durchs Leben gehen. Auf die Frage, was denn das Schöne an ihrer Tätigkeit sei, antwortet sie „Die Kinder. Einfach die Zuneigung der Kinder. Es ist so ehrlich und echt. Es ist so authentisch mit Kindern zu arbeiten. Man gibt so viel Liebe und man bekommt so viel Liebe zurück."

Wie werde ich Erzieherin?

  • Die Erzieherausbildung ist theoretisch und findet in einer Erzieherschule statt, ergänzt wird sie durch Praktika.
  • Im Schnitt dauert die Ausbildung zwei bis vier Jahre, kann bei guter Leistung jedoch verkürzt werden. Seine Prüfung legt man vor einem staatlichen Ausschuss ab. Nach erfolgreichem Abschluss ist man staatlich anerkannter Erzieher.
  • Während der Ausbildung gibt es keine Vergütung. Voraussetzung ist der Realschulabschluss. Das Einstiegsgehalt beträgt rund 2500 Euro.
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