„Solawi“ ist A: Ein Staat in Afrika, B: Ein Landwirtschaftsverein oder C: Ein thailändisches Gericht? Wer das nicht weiß, der konnte sich beim Tag der offenen Tür, besser gesagt des offenen Hoftors, anlässlich des fünften Geburtstags der Solidarischen Landwirtschaft an Ort und Stelle über die Aktivitäten des noch jungen Vereins informieren. Trotz der Erfolge und der großen Nachfrage herrscht unter den Mitgliedern Zukunftsangst. Sie sagen, dass die Behörden den Bau eines Wirtschaftsgebäudes verhinderten. „Ohne eine feste Unterkunft ist die Solawi in Viernheim tot“, zeichnet Solawi-Sprecher Thomas Kolb ein düsteres Bild.
Wöchentlich ein Erntekorb mit saisonalem Gemüse und Obst
Dabei haben die ökologischen Hobbygärtner schlagende Argumente: selbst gezüchtete Jungpflanzen, biologisch angebaute Produkte, den Erhalt alter Gemüsepflanzen, einen schonenden Umgang mit der Natur und auch noch viel Spaß bei der freiwilligen Arbeit und den geselligen Treffen mit weiteren Mitstreitern.
Der Verein hat aktuell 66 Mitglieder, von denen sich die meisten die 44 Anteile gesichert haben. Pro Anteil gibt es jede Woche einen Erntekorb mit frischem Gemüse der Saison. Zuletzt befanden sich darin Kopfsalat, Babyspinat, Asiasalat und Radieschen. Das Ziel jeder Solawi ist es laut eigenen Angaben, gemeinschaftlich in einer nicht industriellen und marktunabhängigen Landwirtschaft saisonales und regionales Gemüse zu erzeugen – und das möglichst ökologisch und biologisch.
Solawi Viernheim
- Solawi ist in Renners Obst- und Gemüsegarten beheimatet. In Richtung Aussiedlerhöfe wurden rechts neben dem Wiesenweg benachbarte Flächen gepachtet, um der Nachfrage gerecht zu werden.
- Obwohl die Kapazität mit 44 Anteilen derzeit ausgeschöpft ist, lohnt sich eine Nachfrage, denn es kann immer kurzfristig Änderungen geben.
- Weitere Informationen über den Verein findet man auch unter solawi-viernheim.de.
Die Mitglieder bestimmen selbst, wie und was angebaut wird. Sie erwerben einen Ernteanteil, und die Ernte wird zu gleichen Teilen an alle Mitglieder abgegeben.
In Viernheim wird mit dem Beitrag für den Ernteanteil unter anderem auch das Fachpersonal finanziert. Gerade geht es mit Salaten, Rüben und Kräutern los, im Hochsommer sind die Körbe mit bunten Gemüsesorten prall gefüllt. In den Winter hinein gibt es dann Kohl, Kürbis und Wurzelgemüse. Mit zwei großen Folientunneln wird sichergestellt, dass Empfindliches wie Tomaten oder Paprika früh und gut gedeiht.
Rasante Entwicklung des Vereins in Viernheim
Nicht jeder habe einen eigenen Gemüsegarten, und so wüssten viele Menschen weder, wo ihr Gemüse herkommt, noch, wie es hergestellt wird. Ein großer Teil der Landwirtschaft werde heute über die Märkte geregelt, beschreibt Kolb. Dass die Ernte Grundlage der Ernährung ist, gesund, schmackhaft und abwechslungsreich sein sollte, werde dabei manchmal vergessen.
In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Solawi in Viernheim schnell weiterentwickelt. „Wir haben ein Netzwerk geknüpft und arbeiten mit anderen Solawis in der Metropolregion zusammen“, erzählt Kolb am Tag der offenen Tür. Dadurch könnten verschiedene Lebensmittel angeboten werden, etwa auch Zitrusfrüchte und Fleisch. Überproduktionen könnten genutzt werden. „Bei der nächsten Mitgliederversammlung wollen wir das Thema Bieterverfahren zur Sprache bringen, um die finanzielle Situation zu verbessern“, beschrieb Kolb.
Behelfsbauten aus Holz als Unterkünfte
Derzeit müssen sich die Solawis mit Behelfsbauten aus Holz als Unterkünfte zufrieden geben. „Anträge für einen festen Neubau wurden bereits zweimal abgelehnt, weil unsere Nutzfläche nicht groß genug ist“, bedauert Kolb. Dabei benötige Solawi dringend ein stabiles Wirtschaftsgebäude mit einem Kühlraum, um Lebensmittel zu lagern. Kolb und seine Mitstreiter sind nicht gut auf die Behörden zu sprechen. Dabei würde man mit einer Photovoltaikanlage auch noch grünen Strom produzieren. Aber auch dieser Vorschlag sei abgelehnt worden, „weil das die Landschaft verschandelt. Derzeit nutzen wir einen benzinbetriebenen Generator, und der ist sicher nicht umweltfreundlich“.
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