Rechtsextremismus

Viernheimer Schüler feiern ein Fest der Demokratie

Am 23. Mai vor 75 Jahren wurde das Grundgesetz aus der Taufe gehoben. Am 23. Mai 2024 feiern Viernheimer Schüler ein Fest der Demokratie auf dem Apostelplatz - auf Initiative des Viernheimer Appells. Sind Sie dabei?

Von 
Martin Schulte
Lesedauer: 
„Nie wieder ist jetzt“: Viernheimer versammeln sich im März auf dem Apostelplatz. Am 23. Mai sollen hier die Schüler zusammenkommen. © Othmar Pietsch

Das wird ein Fest! Denn Viernheimer Schülerinnen und Schüler aller Viernheimer Schulen sind zusammen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern aufgerufen, am Donnerstag, 23. Mai, nichts Geringeres zu feiern als unsere freiheitliche Demokratie. Hinter dieser Initiative steht die Aktionsgemeinschaft (AG) Viernheimer Appell.

Der 23. Mai könnte symbolträchtiger nicht sein. Vor 75 Jahren, nämlich 1949, verkündete der Parlamentarische Rat an diesem Tag das Grundgesetz dieses Landes. Das wird gemeinhin als Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland betrachtet. In der Nacht auf den 24. Mai 1949 trat das Grundgesetz in Kraft.

Es ist bis heute Herz und Gerüst unserer freiheitlichen Demokratie. Da indes zusehends mehr rechte und fanatische Antidemokraten und Fremdenfeinde daran zu rütteln beginnen, machen sich überall im Staat Aktivisten daran, friedlich gegenzuhalten. In Viernheim geht das von der AG Viernheimer Appell aus. Die AG ist eine stetig wachsende Gruppe von Aktivisten und Aktivistinnen um den Viernheimer Alt-Bürgermeister Norbert Hofmann. Der Mann ist 81 Jahre alt, und die zunehmende Popularität des ultrarechten Spektrums treibt ihn um, genau so wie seine Mitstreiter.

Die AG sieht davon ab, aktive Politiker oder Amtsträger zu Reden einzuladen, sie richtet sich an die Zivilgesellschaft. Für das „Fest der Demokratie“ am 23. Mai sind nun Schülerinnen und Schüler die Zielgruppe. Denn es geht um deren Zukunft. Eine Zukunft mit freiheitlicher Demokratie und Frieden. Oder eine Zukunft in totalitärer Düsternis. Stichworte sind hier etwa das Treffen von Potsdam und Remigration. Ein jüngster Höhepunkt der Menschenverachtung. Und alle Mal Anlass genug, endlich aufzuwachen.

Treffen um 12 Uhr auf dem Apostelplatz

Alle Schüler aller Viernheimer Schulen sollen am kommenden 23. Mai in den letzten beiden Schulstunden dieses Tages zu einem Sternmarsch Richtung Apostelplatz aufbrechen, um sich dort um 12 Uhr zu versammeln. Dafür organisiert die AG Viernheimer Appell ein lautes Begleitprogramm mit Trommeln und Trompeten. Ideen, was auf dem Apostelplatz noch alles stattfinden könnte, haben die Initiatoren bereits. Und kommende Woche, nach den Osterferien, soll die Feinabstimmung mit den Schulen beginnen.

Das Fest der Demokratie ist inzwischen die dritte Initiative der AG Viernheimer Appell. Da war zunächst die Unterschriftenaktion um den Jahreswechsel herum. Weit über Tausend Menschen haben den Appell für die freiheitliche Demokratie und gegen, Gewalt, Hass und Antisemitismus unterzeichnet. Diese Aktion ist gleichzeitig die Keimzelle der AG Viernheimer Appell.

Dann gab es die Demonstration und Kundgebung „Nie wieder ist jetzt! Für Demokratie und Vielfalt - gegen Hass und Ausgrenzung“ im März auf dem Apostelplatz mit mehreren Hundert Teilnehmern. Dass nun beim Fest der Demokratie, einer Veranstaltung mitten am Tag, womöglich weniger Leute auf den Apostelplatz kommen, ist den Initiatoren bewusst. Es stünden diesmal die Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt, erklärt die AG.

Apropos AG - die darin engagierten Frauen und Männer sind sich einig: Sie machen weiter. Viele Menschen, die das Glück hatten, die Diktatur der Nationalsozialisten nicht persönlich zu erleben, empfänden das Grundgesetz und damit Demokratie und Grundrechte als selbstverständlich. Aber gerade heute, da Rechtsextreme in großer Zahl wieder auf den Plan träten und mit menschenverachtenden Parolen auf Wählerfang gingen, sei es wichtig, auf die Entstehung des Grundgesetzes nach der Diktatur der Nationalsozialisten zu schauen, erklären die Akteure der AG.

Verfassung weiter sichern

Die politisch Verantwortlichen hätten 1949 versucht, Demokratie und Grundrechte im Grundgesetz abzusichern. Sie hätten um jeden Preis verhindern wollen, dass es jemals wieder eine Machtübernahme durch antidemokratischen Kräfte geben könnte, so die Aktivisten zu ihrem Selbstverständnis. Das habe bis heute funktioniert und die Politik sei gut beraten, überparteilich zu prüfen, an welchen Stellen das Grundgesetz nach 75 Jahren noch besser abgesichert werden müsse, so die AG weiter.

Auf mögliche Gefährdungen der Verfassung durch Rechtsextreme müssten alle Menschen aufmerksam werden. In diesem Sinn sei es wichtig, das Grundgesetz jetzt zu feiern. Eine Demokratie ohne aktive Demokratinnen und Demokraten, das Lehre der Untergang der Weimarer Republik, sei eine Illusion.

Redaktion Reporter.

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke