Viernheim. Enttäuscht, aber erhobenen Hauptes haben die Viernheimer Christdemokraten die Niederlage Torben Kruhmanns gegen Michael Meister bei der Kandidatenkür für die Bundestagswahl 2025 zur Kenntnis genommen. Einige sprechen sogar von einem Achtungserfolg für den Stadtverbandsvorsitzenden im Rennen mit dem etablierten Bundespolitiker. Mit 44 zu 108 Stimmen hatte der 32-Jährige beim Kreisparteitag der Bergsträßer CDU in Bürstadt gegen den langjährigen Abgeordneten das Nachsehen (wir berichteten). Der 63 Jahre alte Bensheimer, der seit 1994 im Bundestag sitzt, wird sich somit zum neunten Mal um das Direktmandat im Wahlkreis bewerben.
„Ich gratuliere Dr. Meister zur Nominierung“, betont Kruhmann im Gespräch mit dieser Redaktion. Er habe dem Ehrenkreisvorsitzenden bereits unmittelbar nach der Wahl seine und die Unterstützung der Viernheimer CDU zugesagt. Ein gutes Ergebnis für die Partei zu erzielen, sei oberstes Ziel, sagt Kruhmann. In Anbetracht der aktuellen politischen Lage könne es „sehr schnell gehen“ – und der Wahlkampf vielleicht schon früher beginnen.
Kruhmann spricht rückblickend von einer „schwierigen Konstellation“. Angesichts der jüngsten Rückmeldungen aus den Stadt- und Gemeindeverbänden habe er im Vorfeld eher geringe Chancen für seine Kandidatur gesehen. Zu einem früheren Zeitpunkt sei dies anders gewesen. „Die CDU hat sich in allen Ebenen verändert, auch programmatisch.“ Deshalb sei er angetreten, erklärt der stellvertretende Kreisvorsitzende. „Ich dachte, das ist ein guter Zeitpunkt.“
Sehr gerne hätte er die Bürger des Kreises Bergstraße in Berlin vertreten, erklärt Kruhmann. „Das wäre mir eine Ehre gewesen.“ Ob er in vier Jahren noch einmal antritt, will er momentan noch nicht sagen. „Keiner weiß, wie die Welt dann aussieht.“ Auszuschließen sei dies aber nicht. Zunächst werde er „weiter im Ehrenamt engagiert Politik machen“, sagt Kruhmann.
Faires Miteinander der Bewerber gewürdigt
Aus Sicht des Viernheimer Stadtverordnetenvorstehers Norbert Schübeler ist die CDU grundsätzlich „sehr loyal zu Amtsinhabern“. Deshalb habe es im Stadtverband „nicht die große Überzeugung“ gegeben, dass sich Torben Kruhmann bei der Nominierung des Bundestagskandidaten letztlich würde durchsetzen können. Die Abstimmung sei eindeutig ausgefallen, 30 Prozent zu erringen, sei aber durchaus „ein Achtungserfolg“, findet der frühere Viernheimer Parteichef. Positiv bewertet Schübeler den Umgang der beiden Kandidaten miteinander. „Es gab keine Verletzungen, und es wurde nicht schmutzig übereinander geredet.“ Kruhmann habe sich in seiner Bewerbungsrede „sehr professionell präsentiert“. Letztlich müsse man aber feststellen, dass die Viernheimer CDU mit ihrem Angebot „nicht durchgekommen“ sei.
Diese Tatsache missfällt auch Tina Föhr. „Wir hatten die Hoffnung, dass ein Umbruch stattfindet.“ Diese Stimmung habe es aber in nur wenigen Stadtverbänden gegeben. Entsprechend hätten die Kreisdelegierten abgestimmt. Die Viernheimer Stadtverordnete glaubt, dass Torben Kruhmann bei der folgenden Bundestagswahl seinen Hut nochmals in den Ring werfen wird. „Davon bin ich überzeugt.“
Auch Hedy Fraas, Mitglied im Kreisvorstand der CDU, würde eine neuerliche Kandidatur Kruhmanns in der nächsten Wahlperiode begrüßen: „Er soll auf jeden Fall noch einmal antreten.“ Fraas hält es im Nachhinein für „sehr mutig“ von Torben Kruhmann, dass er Meister – „einen gestandenen Mann in hoher Position“ – herausgefordert hat. „Politik muss sich erneuern“, sagt die Christdemokratin. Die Viernheimer CDU habe dies zeigen wollen, indem sie einen jungen Menschen ins Rennen schickt. Die Niederlage sei fraglos eine Enttäuschung. Gleichwohl würdigt Fraas das langjährige Engagement des Viernheimer Nachwuchspolitikers: „Das ist einer, der anpackt und mit seinen Themen am Puls der Zeit ist.“ Nach Einschätzung von Fraas wird es für alle Parteien immer schwerer, junge Leute zu gewinnen, die Verantwortung übernehmen. Dass Torben Kruhmann dazu bereit sei, darauf sei der Stadtverband stolz. „Wir haben ihn getragen und wertschätzen ihn. Hoffentlich bleibt er uns erhalten“, erklärt Hedy Fraas.
Stadtverband setzt weiterhin auf den Nachwuchspolitiker
Volker Ergler, Fraktionsvorsitzender in der Stadtverordnetenversammlung, lobt die eigene Partei, weil sie Demokratie lebe. Die Kandidatenkür sei ein „demokratischer Prozess“, bei dem die Delegierten abschließend entscheiden. Es habe „zwei Top-Bewerbungen“ gegeben, betont Ergler. Auf der einen Seite ein erfahrener Politiker, der „viel geleistet und für die CDU Wahlen gewonnen“ hat. Und auf der anderen Seite ein „neuer Kopf“, der für Aufbruch stehe und bereit sei, Führungsverantwortung zu übernehmen.
Nach Angaben Erglers haben die Viernheimer Delegierten Michael Meister nach der Wahl gratuliert und werden ihn nun „wie in den Jahren zuvor im Wahlkampf zu 100 Prozent unterstützen“. Torben Kruhmann sieht Ergler möglicherweise erst am Anfang seines politischen Wegs. Der 32-Jährige habe „das Potenzial und den Willen, perspektivisch eine verantwortungsvolle Position für die CDU zu übernehmen – über die Stadtgrenzen hinaus“.
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