Viernheim. Ein Konzert in der Aula und zwischendurch darf man Fragen an die Musiker stellen – diese Kombination kam bei den Schülerinnen und Schülern der Friedrich-Fröbel-Schule Viernheim gut an. Gitarrist Holger Bläß und Sängerin Lucia Nativo hatten ein paar Songs aus verschiedenen Genres auf Lager, die sie vor den zehnten Klassen, den Gitarrenklassen und den Wahlpflicht-Kursen der siebten Klassen vortrugen.
„Can’t Help Falling in Love“ sang Lucia, ein Klassiker von 1961, bei dessen Erstveröffentlichung wahrscheinlich keiner der anwesenden Schüler und Lehrer auf der Welt war. „Wisst ihr, wer das Lied gesungen hat?“, fragte Bläß, und einige der Schüler wussten, dass es Elvis Presley war.
Bläß ist seit fast 20 Jahren mit seiner Band unterwegs, als Holger Bläß & Friends mit wechselnder Besetzung. Lucia ist 15 Jahre alt, singt aber schon „seit dem Kindergarten“. Die Wege der beiden kreuzten sich im vergangenen Jahr, als Bläß sie für die Viernheimer Sommerbühne entdeckte. Bläß hat eine Ausbildung zum Berufsmusiker absolviert und war noch während der Studienzeit Lehrer in Musikschulen – umso leichter fällt es ihm heute, vor vielen Schülern zu sprechen und ihr Interesse zu wecken. Bläß macht Arrangements und hat in vielen Bands gespielt. Sein Spektrum ist breit, auch für die spezielleren Genres wie Jazz und Blues hat er ein Händchen.
„Ich habe als Kind in der Badewanne gesungen, später hatte ich eine Gesangslehrerin, um meine Stimme zu verbessern“, sagte Lucia, die am liebsten Songs von Lady Gaga und Adele mag. „Mit 14 Jahren habe ich begonnen, auf Konzerten zu singen.“ Damals hatte sie Unterricht bei Bläß’ Gesangslehrerin. Diese schlug die Teenagerin für die Sommerbühne vor. „Wie alt ist sie? 14? Das ist zu jung“, sagte Bläß, doch die Lehrerin entgegnete: „Sie kriegt das hin!“
„Nicht von neun bis fünf Uhr im Büro sitzen“
So kam es zum ersten Auftritt im vergangenen Jahr, es folgten weitere auf einem Weinfest und im Rhein-Neckar-Zentrum. Zwischendurch sang sie „Million Reasons“ von Lady Gaga, Bläß begleitete sie auf der Gitarre. „Hauptberuflich Musiker zu sein, bedeutet, nicht von neun bis fünf im Büro zu sitzen, sondern sich selbst um seine Auftritte zu kümmern“, meinte Bläß. „Ich wollte nur Live-Musiker sein. Für unseren ersten Auftritt bekamen wir eine Dose Erdnüsse, aber da waren wir jung und sind aus Spaß aufgetreten.“ Heute verlangt er für einen Auftritt einen „vierstelligen Betrag, da die Musiker bezahlt werden müssen“.
Als Musiker befinde man sich immer in einem Dreieck aus Fame, Spaß und Geld. „Zum Beispiel gibt es Auftritte vor großem Publikum, die bringen Bekanntheit, aber wenig Geld. Bei anderen gibt es viel Geld, doch man muss das Equipment selbst mitbringen und aufbauen.“ Einer der Schüler im Publikum fragte: „Kennen Sie Guns N‘ Roses?“ Klar kannte Bläß die Band, das war zu seiner Jugendzeit. „Für mich ist es toll, wenn ihr in die alte Musik reingeht, es gab mehr Gitarre, diese hat sich seit 1968 nicht mehr verändert.“ Ermöglicht wurde das Konzert mit Einblick ins Musikerdasein von Helmut Neumann vom Verein Chaiselongue – Kunst und Soziales.
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