Viernheim. Westernmusik erklingt, die Türen öffnen sich. Die „Equipe Elferrat“ galoppiert mit aufblasbaren Steckenpferden in den Ratssaal und formiert sich um Stadtprinzessin Vanessa I. von der närrischen Galoppade. Die Regentin biegt sich jetzt schon vor Lachen, dabei hat das Programm noch gar nicht richtig angefangen. Die Musik wechselt auf eine klassische Melodie und die „Reiter“ präsentieren eine improvisierte Dressur-Einlage.
Elferräte zeigen Dressur mit Steckenpferden
Bürgermeister Matthias Baaß stellt die Fastnachter des Clubs der Gemütlichen (CdG) beim Empfang im Ratssaal auf die Probe, ob sie zur Prinzessin und deren pferdenärrischen Titel passen. Bis zur speziellen Reitprüfung ist Vanessa I. die Einzige, die sich in den Sattel geschwungen hat. Standesgemäß kommt sie auf einem Pferd – allerdings in einer robusten Holzversion – am alten Rathaus an.
„Sie will die närrische Macht, den Stadtschlüssel“, erklärt Elferratspräsident Detlef Gläser den traditionellen Besuch beim Bürgermeister. Baaß rückt den Stadtschlüssel aber nicht ohne weiteres heraus. Als „Bestechungsversuch“ hat der CdG die „Konfettis“ mit ihrem Gardetanz dabei. Die kleinen Tänzerinnen begeistern das Publikum im Ratssaal. Aber für das Stadtoberhaupt reicht das noch nicht aus: Der Bürgermeister will die Reittauglichkeit der Elferräte prüfen.
Während „Musik hoch drei“ zur Schunkelrunde aufspielt, weist Baaß die Narren kurz ins „Hobby Horsing“ ein – Reiten ohne lebendige Tiere, sondern mit Steckenpferden. Spontan überlegen sich die Kappenträger kleine Choreografien, die sie dann im imaginären Dressurviereck vorführen.
Es ist schon ein witziger Anblick, wie sich die Herren in den dunkelroten Sakkos mit den kleinen Pferdchen im Trippelschritt an Quadrillen, Traversalen, Piaffen und Pirouetten versuchen. Für das Publikum ist es eine Riesengaudi und auch der Bürgermeister ist zufrieden mit der königlichen Reiterei. „Uh, ist der schwer“, entfährt es Vanessa I., als sie den goldenen Stadtschlüssel von ihrem Ersten Sekretär bekommt.
Die Prinzessin hat als neue Regentin über Viernheim auch eine Regierungserklärung mit elf närrischen Paragrafen vorbereitet. So fordert sie auf dem Areal des geplanten Baugebiets Nordweststadt II den Bau des Viernheimer Stadtschlosses – „mit Nebengebäuden zur Unterbringung der majestätischen Reitpferde“.
Das Schloss solle für repräsentative Veranstaltungen und Feierlichkeiten und als Residenz für die Viernheimer Stadtprinzessin während der närrischen Tage genutzt werden. Zudem soll es einen „Prinzessinnen-Parkplatz“ beim Bürgerhaus geben, ausreichend beleuchtet, überdacht und gegebenenfalls beheizt.
Die Gefahrenabwehrverordnung der Stadt solle um „karnevalistisches Fehlverhalten“ wie das Nichttragen von Orden oder das Ignorieren der Ahoi-Rufe zur Begrüßung und Verabschiedung ergänzt werden.
Und Sprachkurse in Vernemerisch sollen angeboten werden, „um den Dialekt zu erhalten und zu verbreiten“. Auch sämtliche Behördenbriefe und Schreiben seien auf Vernemerisch zu verfassen.
Für die derzeitige Feuerwache hat die Prinzessin einen Nutzungsvorschlag, wenn eine neue Wache gebaut werden würde: „Umbau in eine Kindertagesstätte. Dann kann man aus den Reihen der Kindergartenkinder Nachwuchskräfte für die Feuerwehr gewinnen. Dieses Modell soll auch beim alten Rathaus praktiziert werden, wo heutige Kindergartenkinder später als städtische Bedienstete in der Verwaltung tätig sein können.“
Auch aktuelle Vorkommnisse in der Stadt werden aufgenommen – so soll das Durchfahrtsverbot in der Fußgängerzone, gerade bei Veranstaltungen in der Innenstadt, stärker kontrolliert werden. Und zur Silvesternacht hat die Prinzessin eine klare Meinung. „Keine Gewalt gegen Einsatzkräfte! Wir müssen Lösungen aufzuzeigen, dass sich solche Ereignisse in Zukunft nicht wiederholen.“
Für den Stadtschlüssel revanchiert sich Vanessa I. mit dem Jahresorden für Matthias Baaß und Simone Baaß sowie an Simone Reiners und Hubert Mandel für die Organisation des Empfangs.
Prinzessinnen-Kollegin erweist Vanessa I. die Ehre
Geschenke und warme Worte gibt es auch von den Fastnachtern der Großen Drei: Prinzessin Celina I. erweist ihrer Kollegin beim Empfang die Ehre.
Detlef Gläser schlägt noch mal humoristisch den Bogen zurück zu den vergangenen Festtagen und dem beliebten Raclette-Essen: „Beworben als gemütliches Beisammensein, in Wahrheit ein Hunger-Game mit einem Pfännchen aus der Puppenküche. ,Satt’ kommt in Zusammenhang mit Raclette nie vor.“
Den Schlusspunkt unter den Stadtempfang setzt „Musik hoch drei“ mit dem Prinzessinnenlied, bei dem die Elferräte huldvoll die Narrenkappen schwenken.
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