Verkehrssicherheit

Projekttag an der AMS in Viernheim mit drastischen Beispielen

Elftklässler der Albertus-Magnus-Schule in Viernheim haben am „Crashkurs Hessen - Realität erfahren“ teilgenommen. Mitarbeiter von Rettungsdiensten berichteten dabei von schweren Verkehrsunfällen

Von 
Sandra Usler
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Rettungskräfte berichten in der Albertus-Magnus-Schule von ihren Einsätzen und wollen damit zur Achtsamkeit mahnen. © Sandra Usler

Viernheim. In der Aula der Albertus-Magnus-Schule in Viernheim ist der rote Teppich ausgerollt – aber nicht zum Flanieren für die Schüler. „Der Teppich ist 14 Meter lang. Das ist genau die Strecke, die man im Auto in einer Sekunde bei Tempo 50 zurücklegt“, erklärt Johannes Hofmann. Der Jugendkoordinator der Polizeidirektion Südhessen geht langsam die Strecke ab, die Augen aufs imaginäre Handy gerichtet. „Es kann Schlimmes passieren, wenn man nur eine Sekunde abgelenkt ist, weil man unbedingt diese Textnachricht lesen will“, erklärt der Polizist den Schülern.

Fahrer und Mitfahrer für Gefahren sensibilisieren

Für die Elftklässler stehen das Verhalten im Straßenverkehr und die teils dramatischen Folgen im Blickpunkt eines Projekttags. Mit „Crashkurs Hessen – Realität erfahren“ sollen jugendliche Fahrer und Mitfahrer für ein angemessenes Verhalten im Straßenverkehr sensibilisiert werden. Die verantwortlichen Lehrer Anke Hollenberg und Johann Harmgarth haben dafür Vertreter der Polizei, der Notfallseelsorge, der Rettungskräfte und Schulpsychologen eingeladen.

Im ersten Teil werden kurze Filme von Unfällen auf der großen Leinwand gezeigt und von Erzählungen unterbrochen. In kleinen Gruppen ergründen die Fachleute dann mit den Schülern, wie Alkohol und Drogen oder auch Handynutzung sich auf das Verhalten im Straßenverkehr auswirken.

Zum Crashkurs in der AMS sind auch Polizeipräsident Björn Gutzeit, Direktionsleiter Benjamin Henne und der Leiter der Polizeistation Lampertheim-Viernheim Florian Mohr sowie die Erste Kreisbeigeordnete Angelika Beckenbach gekommen. „Wir wollen nicht mit dem Zeigefinger ermahnen, sondern euch zum besonnenen Handeln anregen“, wünscht sich die Dezernentin.

Als Tochter eines Stadtbrandinspektors und Feuerwehrfrau kennt sie die Thematik nur zu gut – und auch aus persönlicher Erfahrung. Mit leiser Stimme erzählt sie den AMS-Schülern, wie sie als damalige Bürgermeisterin von Absteinach zu einem Unfall gerufen wurde und der tödlich verunglückte Motorradfahrer ein guter Freund ihres Sohnes war.

Die Einsatzkräfte schildern den Mädchen und Jungen ihre persönlichen Erfahrungen an den Einsatzorten. Ganz still sind die Schüler, als Jonas Dorp von einem Rettungseinsatz auf der Autobahn erzählt: Ein Kleinbus mit neun jungen Leuten schert plötzlich auf die Überholspur aus, ein heranrasender Wagen bohrt sich in den Bus.

Helmut Büchler erzählt, wie die Feuerwehr Viernheim auf der L3111 eine Frau aus einem Auto holen musste: „Und plötzlich wurde ihr Körper schlaff und alles war umsonst.“ Markus Jodlbauer und Kollegen von der Notfallseelsorge betreuen Angehörige nach schweren Unfällen.

Auch Schulpsychologen wie Tobias Knapp arbeiten Unfälle mit jungen Menschen auf. Ramona Kost von der Asklepios Schlossberg Klinik erinnert an die Schwerverletzten. „Viele kommen nicht wieder in ihr altes Leben zurück, sind als Pflegefälle auf Hilfe anderer angewiesen.“

Mit den richtigen Entscheidungen – runter vom Gas, Hände weg vom Handy, anschnallen, nüchtern fahren – können Leben und Lebensträume gerettet. Harmgarth appelliert an seine Schüler: „Macht Wirklichkeit aus euren Träumen!“

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