Konzert

Orgelmusik in Lampertheim auf hohem Niveau

Heike Ittmann an der Vleugelsorgel und Ju-Hee Oh am Flügel zeigen in der Domkirche in Lampertheim ihr können. Das bringt ihnen sogar "Standing Ovations" ein

Von 
Dieter Stojan
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Heike Ittmann (v.l.) und Ju-Hee Oh nahmen glücklich den Beifall nach dem Konzert entgegen. Das Publikum erwies ihnen eine „Standing Ovation“. © Dieter Stojan

Lampertheim. Zu zwei musikalischen Schlüsselwerken der deutschen Romantik hatte das Evangelische Dekanat am Samstag in die Domkirche eingeladen und setzte damit einen weiteren Höhepunkt in der Aufführung klassischer Werke in Lampertheim. Die Organistin Heike Ittmann an der Vleugelsorgel und die Pianistin Ju-Hee Oh am Flügel spielten Werke des weitgehend unbekannten Komponisten Julius Reubke (1834-1858), der als Sohn eines Orgelbauers eine besondere Affinität zu der Technik des Instruments hatte.

Wie Heike Ittmann bei der Begrüßung der Zuhörer erklärte, ist der Komponist sehr früh verstorben, hat aber trotz seiner Jugend zwei prägende Werke geschaffen, die in der damaligen Fachwelt große Beachtung fanden. Die zum Vortrag kommende Klaviersonate b-Moll, die Liszt und andere Zeitgenossen hoch schätzten, habe eine immense Ausdruckskraft. „Man kann sich ausmalen, welcher kompositorische Weg noch vor Reubke gelegen hätte, wenn er nicht so früh verstorben wäre“, mutmaßte Ittmann.

Eindrucksvolle Klangwelt von Beginn an zu hören

Auch die von ihr vorgetragene Orgelsonate c-Moll „Der 94. Psalm“ bezeichnete sie als revolutionär, weil die sogenannte Tondichtung auf die Orgel übertragen wurde. Auch Ju-Hee Oh stellte fest, dass es ihre große Freude bereite, die Klaviersonate mit ihrer ganzen Komplexität und Schwierigkeit vorzutragen. Die Zuhörer lud sie ein, sich auf die Klangwelt des Komponisten einzulassen. Mit dem Allegro maestoso begann das Konzert. Schon in den Anfängen war eine eindrucksvolle Klangwelt zu hören.

Manchmal reihten sich die Töne wie Perlen, dann folgten Passagen mit geradezu explosiver Wucht. Die unterschiedlichen Tempi erforderten von Oh eine schon virtuose Beherrschung des Instruments. Ein Konzert, welches von der Pianistin ihr gesamtes Können abverlangte. Sie meisterte das komplexe Werk mit Bravur. Entsprechend war am Schluss der Applaus des Publikums, welches mit „Standing Ovationen“ dankte.

Der zweite Teil des Konzerts war der Orgelsonate gewidmet. Im Altarraum war eine Leinwand errichtet, das Kirchenschiff verdunkelt und mittels Beamer konnten die Zuhörer das Spiel von Heike Ittmann an der Vleugels beobachten. Vier Teile hat das Werk. Es begann mit dem Ruf nach Gott als Richter gegen das Böse und die Hoffärtigen. Mit großer Ausdruckskraft interpretierte Ittmann den Psalm und zeigte dabei die Spannbreite und musikalischen Möglichkeiten der Orgel auf. Un- schwer konnte der Zuhörer die musikalischen Interpretationen des Textes verfolgen.

War der Ruf nach einem richtenden Gott mit hellen scharfen Tönen unterlegt, wurde die beginnende Verzweiflung über das Wüten der Schuldigen und die beginnende Trostlosigkeit und Niedergeschlagenheit kompositorisch mit verlöschenden Tönen gleich Klagelauten verdeutlicht. Im furiosen Finale kommt die Zuversicht der kommenden Bestrafung zum Ausdruck.

Heike Ittmann wusste, wie immer bei ihren Konzerten, das Publikum durch ihr einfühlsames Spiel zu begeistern. Als Ittmann sich auf der Empore zeigte, erwiesen die Zuhörer mit „Standing Ovationen“ ihre Reverenz. Ju-Hee Oh gesellte sich dazu, und die fällige Zugabe absolvierten beide Künstler sozusagen vierhändig auf der Orgel. Wie immer folgte nach dem Konzert ein kleiner Empfang.

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