Viernheim. „Rechtzeitig vor der Bundestagswahl im Februar geht unser Engagement gegen Rechts und für unsere Demokratie weiter“, betonen die Männer und Frauen der Demokratie-Initiative Viernheimer Appell. Die erste Veranstaltung findet bereits am Dienstag, 28. Januar, um 18.30 Uhr statt. Die Gruppe hat an diesem Tag in Kooperation mit der Chaiselongue-Babbelbank Karla Spagerer zu einem Zeitzeugengespräch in die Viernheimer KulturScheune eingeladen. Begleitet wird Karla Spagerer von Dieter Augstein, der den Kontakt zu ihr hergestellt hat und sie auch vorstellen wird. Der Eintritt ist frei.
Die 1929 in Mannheim geborene Karla Spagerer ist eine der letzten Zeitzeugen, die die Nazi-Zeit als Kind und Jugendliche miterlebt haben. Sie spricht über ihre persönlichen Erfahrungen und macht deutlich, warum Erinnern gerade heute wichtig ist.
Karla Spagerer wuchs in einem politisch engagierten Elternhaus auf und erlebte als siebenjähriges Mädchen wie ihre Großmutter 1936 durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) verhaftet wurde. Man warf ihr vor, in den Jahren nach 1933 für die Familien politisch Inhaftierter Lebensmittel und Geld gesammelt zu haben. Ihre Großmutter blieb 18 Monate in Haft. Immer wieder gab es Hausdurchsuchungen bei der Familie, bei denen zum Glück nichts gefunden wurde.
Onkel wurde Opfer zweier Diktaturen
Karla Spagerer erzählt von Onkel und Tante, die als Kommunisten emigrieren mussten, und erinnert sich an die Traurigkeit ihrer Großmutter bei der Verabschiedung ihres Sohnes Erich. Doch Erich Ries, der nach Moskau geflohen war, wurde auch dort politisch verfolgt. Im Zuge der stalinistischen „Säuberungen“ wurde er verhaftet und 1942 in einem Gulag im Nordosten der Sowjetunion erschossen. Erich Ries war im Grunde Opfer zweier Diktaturen.
Zu dieser Veranstaltung in Viernheim sind Schülerinnen und Schüler aber auch die Öffentlichkeit eingeladen. Gerade vor der Bundestagswahl sei es wichtig, den Menschen vor Augen zu führen, wie gefährlich der erneute Aufstieg der Rechten für die demokratische Gesellschaft ist, betonen die Veranstalter. Das Aufbegehren gegen Rechts darf nach den bundesweiten Kundgebungen und Demonstrationen im Frühjahr 2024 aus Sicht der Viernheimer Demokratie-Initiative nicht aufhören.
Darüber hinaus kooperiert die Demokratie-Initiative mit dem Verein Chaiselongue – Kultur und Soziales bei zwei weiteren Veranstaltungen: Am 1. Februar um 19 Uhr ist Jo van Nelsen mit „Kabarett im KZ. Vortrag mit Texten und Liedern“ im TiB zu Gast und am 15. März um 19 Uhr findet ebenfalls im TiB ein Kurt-Tucholsky-Abend statt mit Robert Stadlober unter dem Titel „Wenn wir einmal nicht grausam sind, glauben wir gleich wir seien gut“. off/red
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