Viernheim

Kinder fragen Viernheimer Bürgermeister Baaß aus

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Viernheimer Feriendomizils beschäftigten sich die letzten Tage mit der Demokratie. Hierzu druften sie Bürgermeister Matthias Baaß ausfragen. Viele abwechslungsreiche Fragen wurden gestellt

Von 
Sandra Usler
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Viele Finger gehen hoch: Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Feriendomizils bei einer Fragerunde mit Bürgermeister Matthias Baaß (rechts). © Sandra Usler

„Gibt es zum Mittagessen Nudeln oder Kartoffeln?“ Eine alltägliche Frage kann Demokratie einfach erklären. „Man muss eine Lösung finden, wie man das entscheidet“, erklärt Bürgermeister Matthias Baaß den Mädchen und Jungen im Viernheimer Ratssaal. „Am besten ist, man stimmt ab. Ganz demokratisch.“

Schon in jungen Jahren gut informiert

Die 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Feriendomizil beschäftigen sich in den Osterferien mit dem Thema Demokratie und Mitbestimmung. Das Buch „Bestimmer sein“, in dem Urwaldtiere über die Chefrolle im Dschungel streiten, führt die Mädchen und Jungen spielerisch durch das Thema. „Es ist erstaunlich, wie gut selbst die Jüngsten schon informiert sind“, sagt Anne Knapp von der städtischen Jugendförderung, die das Feriendomizil zusammen mit vielen jugendlichen Betreuern begleitet.

Jeden Tag im Feriendomizil dürfen die Kinder aktiv mitgestalten. Sie entscheiden nicht nur, mit welcher Lautstärke im Morgenkreis geredet wird, sondern eben auch über das Essen oder das Programm für den Abschlusstag. Die Kinder haben aber trotz ihrer eigenen Erfahrungen in Sachen Mitbestimmung eine Menge Fragen, die sie dem Viernheimer Bürgermeister stellen.

Auch wenn Matthias Baaß nicht genau weiß, woher der Titel „Bürgermeister“ kommt, kann er den Kindern erklären, wie er ihn bekam: „Menschen, die in Viernheim wohnen, hatten die Wahl zwischen mehreren Kandidaten, und ich habe die meisten Stimmen bekommen“, fasst er den demokratischen Vorgang einer Wahl kurz und knapp zusammen. Er dürfe in Viernheim aber nichts allein entscheiden. „Aber man kann auch nicht jedes Mal 35 000 Einwohner fragen.“

Deswegen gebe es ein Parlament, das Stadtverordnetenversammlung heißt, erklärt Baaß den Kindern. 45 Viernheimer können stellvertretend für alle anderen entscheiden und handeln. Das kennen die Kinder schon aus dem Buch, in dem die Dschungelbewohner auch ihre Vertreter wählen.

Wie viel Geld der Bürgermeister habe, will Benedikt wissen – und meint nicht das Gehalt, sondern den städtischen Haushalt. „Wir haben für Viernheim jedes Jahr ungefähr 90 Millionen Euro. Das klingt viel, das ist auch ganz schnell wieder ausgegeben.“ Tom will wissen, ob es viel Geld kostet, etwas Neues in Viernheim zu bauen. „Ein Anbau an einem Kindergarten, wie wir ihn gerade planen, ist schon teuer“, gibt Baaß zu. Wenn der Bürgermeister ein Problem hat, holt er sich Leute aus dem Rathaus dazu. „Allein geht es meistens nicht.“

Auch ganz persönliche Fragen zu seiner Familie oder seinen Hobbys beantwortet Baaß gern. Knifflig ist die Frage nach seiner schwierigsten Entscheidung. „Das weiß ich auf Anhieb gar nicht“ sagt der Bürgermeister und weiß dann doch eine Antwort: „Alles, was mit Menschen zu tun hat. Wenn man sich zum Beispiel von Mitarbeitern trennen muss.“ Dann berichtet er den Kindern, was er gar nicht leiden kann. „Wenn man gar nicht auf das eingeht, was andere sagen. Demokratie lebt doch davon, dass man miteinander spricht“, gibt er den Kindern mit auf den Weg. Ihre Chance auf Mitsprache und Mitbestimmung nutzen die Kinder als „Spielplatzchecker“. Sie haben tags zuvor einige Spielplätze besucht und geschaut, was verbessert werden kann.

Viele Verbesserungsvorschläge für städtische Spielplätze

„Am Bonanzaplatz ist die Seilbahn rostig“, geben die Kinder dem Bürgermeister mit. Auch sei der Sandkasten zu klein, am Kletterwald ein Holzhaus morsch oder das Karussell am Altrohlauer Platz nicht groß genug. Matthias Baaß verspricht, alle Anregungen mitaufzunehmen.

Ob er auch die „Zahnsuchmaschine“ bauen lässt, kann der Bürgermeister nicht zusagen: Weil ein Mädchen auf dem Spielplatz seinen Wackelzahn verloren hat und er im Sand trotz intensiver Suche nicht mehr aufzufinden war, hat ein Junge den Bauplan für eine Maschine gezeichnet. So pragmatisch haben die kleinen Demokraten auch eine Lösung für das Mittagessenproblem: „Einen Tag Nudeln kochen und am nächsten Tag Kartoffeln – oder Nudeln und Kartoffeln zusammen essen!“

Freie Autorin

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