Viernheim

Gospelsänger: „Mein Dank an Gott ist zu groß für diese Kirche“

Gospelkonzert mit Elisha Mbukwa und Musikern aus Tansania in der Auferstehungskirche. Besucherinnen und Besucher singen und tanzen mit. Warum die Gruppe ihre Songs spontan auswählt

Von 
Marion Gottlob
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Sänger Elisha Mbukwa lieferte in der Auferstehungskirche ein mitreißendes Konzert ab. © Bernhard Kreutzer

Es war kaum zu glauben: Der Sänger und Songwriter Elisha Mbukwa schaffte es innerhalb kürzester Zeit, dass praktisch alle Gäste seines Konzerts in der Viernheimer Auferstehungskirche aus vollem Herzen seine Songs mitsangen und in den Kirchenbänken tanzten. Dabei erfüllten nicht bekannte Gospel-Ohrwürmer das Kirchenschiff, sondern Songs, deren Texte und Melodien der Künstler selbst geschrieben und komponiert hatte. Der Mann aus dem afrikanischen Tansania sagte: „Mein Dank an Gott ist viel zu groß für diese Kirche.“

Es war in diesem Jahr schon das zweite Konzert mit Mbukwa in der Auferstehungskirche. Dieses Mal trat er das erste Mal mit Musikerinnen und Musikern aus seiner ursprünglichen Heimat auf. Für die Sängerinnen und Instrumentalisten war es der allererste Aufenthalt in Deutschland. Eigentlich hätte die Gruppe im vergangenen Jahr hier auftreten sollen, aber sie erhielt kurzfristig kein Visum. Organisatorin Simone Spielmann sagte: „Wir wussten nicht, ob es dieses Mal klappen würde. Ich habe es erst geglaubt, als ich unsere Gäste tatsächlich am Frankfurter Flughafen abholen konnte.“

Im Jahr 2015 hatte Simone Spielmann auf einer Reise mit ihrem Rimbacher Gospelchor nach Tansania Elisha Mbukwa getroffen. Gemeinsam gestalteten die Rimbacher mit dem Efatha Gospel Choir in Daressalam damals Konzerte. Sie lachte: „Die Reise war anstrengend. In Afrika hat man eine andere Vorstellung von Zeit. Eigentlich hätte ein Konzert um 14 Uhr beginnen sollen, aber wir saßen zu dieser Zeit beim Mittagessen. Die Deutschen wurden unruhig, die Afrikaner blieben gelassen. Das Konzert begann schließlich gegen 17 Uhr, es war in Ordnung.“

Die Sängerin Spielmann erzählt weiter: „Es gibt in Tansania keine Musikschulen. Doch die Menschen singen von klein auf in den Familien und Kirchen. Sie kennen keine Noten, stattdessen singen sie alle Lieder auswendig. Singt man ein Lied vor, so singen sie es nach dem Gehör sofort nach.“ Im Jahr 2017 wurden der Rimbacher Gospelchor und der Chor aus Daressalam zu Partnerchören.

Welches Lied gespielt wird, entscheidet die Gruppe spontan

Auf die Frage nach einer Songliste für das Viernheimer Konzert lachte Spielmann erneut: „Die Gruppe gestaltet das Konzert spontan.“ So begann das Event mit dem Lied „Glory to Jesus“. In dem modernen Song fanden Elemente von Hollywood-Melodien mit afrikanischen Sounds zu einer neuen Melange des Gottespreises zusammen. Der nächste Song „It shall be well“ handelte ebenfalls von der Fürsorge Gottes, der die Menschen im Alltag begleitet.

Elisha Mbukwa ist in der Stadt Daressalam aufgewachsen. Nach der Schule hat er ein Bachelor-Studium absolviert und als Lehrer gearbeitet. Er sagt: „Ich habe schon als kleiner Junge gesungen. Musik ist eine Sprache, die man auf der ganzen Welt versteht.“ Vor zwei Jahren kam er nach Deutschland und machte in Rimbach ein Bundesfreiwilligenjahr. Bei seiner Ankunft kannte er kein einziges deutsches Wort. Er erzählt: „Meine ersten deutschen Worte waren: Alles gut - ja, genau - danke!“ Jetzt durchläuft er in Köln eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker: „Ich werde oft zu Partys gebucht. Mit meinen eigenen Konzerten möchte ich die jungen Menschen in die Kirchen zurückholen, damit sie hier feiern können.“ So feierten jetzt Kinder, Eltern und Senioren in Viernheim zu dem Song „Hakuna“, was auf Suaheli das Lob Gottes bedeutet. Die Besucherinnen und Besucher schwangen die Arme und gaben mit Sänger Mbukwa symbolisch ihre Sorgen an Gott ab. Unter der Anleitung ihres Vorsängers wurden sie zu seinem Gegenpart und klatschten mit Leichtigkeit entgegen dem Rhythmus der Instrumente, einfach klasse. Besucher Markus Meyer sagte: „Wir hatten die Gruppe vor wenigen Tagen zum Grillfest zu uns eingeladen. Ich finde diese Lebensfreude super.“ Sein Sohn Sebastian (18) spielt in Elishas deutscher Band und war beim Konzert in Viernheim an den Percussion-Instrumenten. Er kannte zwar die Songs, aber noch nicht die Musiker. Er sagte: „Die Musiker haben zu mir gesagt: „Spiel, was dir Spaß macht. Wahnsinn, es war ganz entspannt und hat wirklich Spaß gemacht.“ Elisha Mbukwa erklärt: „Die Ideen zu meinen Liedern kommen plötzlich, mal unterwegs, mal im Traum. Dann nehme ich die Idee sofort auf meinem Handy auf, auch mitten in der Nacht. Später entwickle ich aus diesen Einfällen meine Lieder.“

Die Gruppe ist rund drei Wochen in Deutschland. Das Low Budget-Projekt wird mit Hilfe der Evangelischen Jugend-Stiftung und vielen privaten Spenden finanziert. Zu den ehrenamtlichen Helfern zählte Bernd May. Er stellte den Musikern einen Teil der technischen Ausrüstung für die Konzerte zur Verfügung und hatte dann das Heppenheimer Konzert für einen Video-Clip aufgezeichnet: „Das war spannend, denn ich konnte vieles ausprobieren.“

Freie Autorin

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