Es hört sich unglaublich an: Pro Kopf trinken die Deutschen laut der Datenbank Statista pro Jahr rund 92 Liter Bier und fast 20 Liter Wein – stellt man sich das in Flaschen vor, kommt einiges zusammen. Dabei ist der Alkoholkonsum in den vergangenen Jahren sogar gesunken – genauso wie der Anteil der Jugendlichen, die regelmäßig trinken. Die Krankenkasse DAK-Gesundheit setzt daher auf Prävention und hat 2010 den bundesweiten Wettbewerb „bunt statt blau – Kunst gegen Komasaufen“ initiiert.
Dabei können Jugendliche ein Plakat zum Thema gestalten. In den Ergebnissen zeigt sich, wie kreativ und talentiert die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind. Insgesamt haben sich deutschlandweit rund 6000 Schülerinnen und Schüler beteiligt. In der Friedrich-Fröbel-Schule (Grund- und Mittelstufe) in Viernheim wurden nun die hessischen Sieger gekürt, die im Juli an der bundesweiten Endrunde teilnehmen.
„Familien und Freundschaften können zerstört werden“
„Alkoholmissbrauch ist ein schweres Thema, denn es wird sehr unterschätzt. Man muss den Konsum im Blick haben, es ist ein schleichender Prozess“, sagte Markus Taube, Leiter der Fröbel-Schule. „Freundschaften und Familien können durch Alkohol zerstört werden, deshalb schreibt sich die DAK die Prävention auf die Fahnen.“ Die Landeschefin der Krankenkasse, Britta Dalhoff, bestätigte dies: „Was bedeutet es, blau zu sein? Am Anfang ist es ein Spaß, trotzdem sollten sich die Jugendlichen fragen: Was passiert mit mir, wenn ich Alkohol trinke?“
Im Jahr 2022 mussten 668 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren in Hessen mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt werden. Dies sind zwar rund neun Prozent weniger als im Vorjahr, doch immer noch zuviel, wenn man an das junge Alter der Betroffenen denkt, machte Dalhoff deutlich.
Anschließend wurde in einem kurzen Film gezeigt, wie sich Kinder auf den kreativen Wettbewerb vorbereitet hatten. Darin meinte eine Lehrerin: „Jedes Jahr überraschen die Schüler mit neuen Ideen.“
Zur Preisverleihung gekommen war auch Landrat Christian Engelhardt. „Alle Eltern befassen sich mit der Frage, wie ihre Kinder lernen, das richtige Maß zu finden“, sagte er. Die Kampagne der Kasse zeige, dass Lifestyle nichts mit Saufen zu tun hat, und sie schaffe es zu wirken.
300 kreative Plakate wurden eingereicht
Zusammen mit Robert Gahler von der DAK übernahm Engelhardt schließlich die Preisverleihung. Ausgewählt wurden die kreativen Siegerplakate aus 300 Exemplaren. Die Juroren hatten es spannend gemacht und den Preisträgerinnen vorher nicht gesagt, auf welchem Platz sie gelandet waren.
So erhielt den Sonderpreis „Junge Talente“ die 14-jährige Youssra Rahou aus Frankfurt. „Alkoholabhängige sind eingesperrt, doch mit Hilfe können sie ausbrechen“, sagte sie zu ihrem Bild. Den dritten Platz belegten Aleksandra Blaszczak und Ksenija Pecenko, beide von der Viernheimer Fröbel-Schule. Auf ihrem Plakat zerschneidet eine Flasche das Bild einer Familie. Der zweite Platz ging an Rahime Akboga aus Mainz-Kastel, die nicht anwesend war.
Siegerin wurde die 16-jährige Paulina Abresch aus dem Kreis Limburg-Weilburg. Auf ihrem Bild sind entspannte Jugendliche – und ein Krankenwagen zu sehen, als Resultat des Komasaufens. Der erste Platz ist mit 300 Euro dotiert, Paulina rückt weiter auf zur Endrunde. Auch die Fröbel-Schule selbst erhielt eine Urkunde für ihre rege Teilnahme am Wettbewerb.
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