Lesung

Fantasievolle „Federn“

Viernheimer Autoren lesen in der Kulturscheune aus ihren Werken. Live-Musik darf dabei nicht fehlen

Von 
Marion Gottlob
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Die Autoren Christian Metzger, Chrissy Em Rose, Sissi Steuerwald und Odine Raven (v.r.) stellen in der Kulturscheune ihre Werke vor. Dabei erhalten sie musikalische Unterstützung von Klaus Kesselring (l.). © Marion Gotttlob

Viernheim. Liebe über Liebe! Drei Autorinnen und ein Autor widmeten sich bei der Lesung „Vernes Federn“ der romantischen Liebe – nach allen Regeln der Kunst. Seit 2022 gibt es zweimal pro Jahr die Viernheimer Autorenlesungen der Gruppe „Vernes Federn“ – einmal im Vogelpark und einmal in der Kulturscheune. Nun führten Odine Raven, Chrissy Em Rose, Sissi Steuerwald und Christian Metzger erneut die rund 20 Besucher der Kulturscheune ins Reich der literarischen Fantasie.

Odine Raven ist der Künstlername einer Viernheimer Englisch- und Physik-Lehrerin am Gymnasium. Sie erhielt 2023 den Skoutz Award Fantasy für ihre Kurzgeschichte „Dornröschen spinnt“. Ihre Geschichte „Das Geheimnis des Monsieur Arnaud“ kam auf die Shortlist des Seraph Award 2024.

Eine Bibliothekarin verliebt sich womöglich in einen Vampir

Jetzt las sie eine Geschichte, die sie nur an diesem besonderen Ort, der Kulturscheune mit der Stadtbücherei, lesen konnte und wollte. Denn die Handlung von „Refugium“ – erschienen in der Anthologie „Fantastische Liebe, Band 2“ – spielt in der Bibliothek: Eine Bibliothekarin, seit mehr als einem Jahr Single, verguckt sich in einen Leser mit kreidebleichem Gesicht und „stahlblauen Augen“. Ob der toughe Typ die Verliebtheit erwidert oder eher auf das Blut der Bücherfrau scharf ist? Schließlich leiht sich der attraktive Mann einen antiquierten Roman über blutrünstige Vampire aus.

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sc
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Autorin Chrissy Em Rose aus Siedelsbrunn ist Mutter von vier Kindern und schreibt meist am späten Abend: „Dann ist es ruhig.“ Ihren ersten Roman hat sie 2012 für ihre Kinder verfasst, damit diese ihn später einmal lesen könnten und sollten. Inzwischen ist sie hauptberuflich Autorin. Sie las aus „Rules of Kings – Sonnenbegehrt“: König Julien möchte aus Gründen der Staatsraison die wunderschöne Prinzessin Ruana heiraten. Doch die Prinzessin hat gar keine Lust auf eine Heirat. So unternimmt sie alles, was in ihrer Macht steht, um ihren zukünftigen Gemahl zu verärgern. Gleich beim Antrittsbesuch lässt sie ein Ensemble leicht bekleideter Tänzerinnen auftreten. Was der König davon hält, ist offen. Aber die Königinnen-Mutter ist rasend vor Zorn.

Christian Metzger entschied sich für seine Fantasy-Geschichte „Familientradition“, die ebenfalls in der Anthologie „Fantastische Liebe“, jedoch im ersten Band, veröffentlicht wurde. Die Story startet ziemlich realistisch: Der Musiker Rian tritt mit der Band seiner Schwester Bonnie bei einem Abi-Ball auf. Nach dem Auftritt fällt sein Blick auf Amalia. Die beiden verlieben sich ruckzuck. Alles paletti? Nicht ganz, denn Bonnie hat es auf den tollen Ring von Amalia abgesehen. Rian soll den Ring stehlen. Als dieser verschwunden ist, hat Amalia sofort ihren Verehrer Rian im Verdacht.

Gelernte Drogistin mit Liebe zur Literatur

Last but not the least gehörte Sissi Steuerwald zu dem Quartett. Sie ist gelernte Drogistin und hat Germanistik, Buchwissenschaft und Kunstgeschichte mit dem Magisterabschluss studiert. Zunächst hat sie Sachbücher zu Themen wie „Living history“ geschrieben und erst später Liebesromane, Fantasy- und Kinderbücher für sich entdeckt. Heute hat sie einen Podcast für Autoren und richtet eine Literatur- & Kulturlounge für aktuelle Bücher ein. Sie gehört zum Vorstand des Selfpublishing-Verbandes.

Sie las aus ihrem Buch „Sheltieküsse vor dem Kaminfeuer“. Die Heldin ist mit ihrem Shetland Sheepdog Bella unterwegs, als sie einen schwachen Hilferuf hört. So entdeckt sie einen älteren Herrn, der gestürzt ist und nicht mehr aufstehen kann. Also wählt die Ich-Erzählerin den Notruf. Es dauert nicht lange, bis die Rettungssanitäter eintreffen. Fast zeitgleich kommen der erwachsene Enkel und die Ehefrau des gestürzten Mannes. Zum größten Entsetzen von Bellas „Frauchen“ wird sie von der Ehefrau wie auch von den Sanitätern ausgeschimpft, weil sie den Notruf gewählt hatte: Diesen Notfall hätte sie doch locker alleine und selbstständig erledigen können. Wirklich?

Die Autorin fragte das Publikum: „Was ist an dieser Geschichte Realität oder Fantasie?“ Zur Realität gehört, dass sie auch im wahren Leben eine Sheltie-Hündin Bella besitzt und dass sie verwarnt wurde, nachdem sie den Notruf gerufen hatte, um einem gestürzten Mann zu helfen. Später entschuldigte sich die Ehefrau bei ihr für die Schimpferei. Steuerwalds Tochter durchläuft gerade die Ausbildung zur Rettungssanitäterin und hat diesen Vorfall als warnendes Beispiel vor Augen, wie sich Rettungssanitäter nicht verhalten sollten. In dem Roman lädt der Enkel die Retterin seines Großvaters ein – und irgendwie verlieben sich die beiden.

„Quest 42“ präsentiert Chansons und ein Gedicht

Autorin Odine Raven war bei dem Event in einer Doppelrolle aktiv: Als Part des Duos „Quest 42“ bot sie mit Klaus Kesselring Chansons. Dazu gehörten das Novalis-Gedicht „Hinüber will ich“, der Marlene-Dietrich-Song „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ und auch „Rote Rosen“ von Hildegard Knef: „Für mich soll´s rote Rosen regnen – mir sollten sämtliche Wunder begegnen.“

Ein Dank ging an das Amt für Kultur und Bildung der Stadt Viernheim, an die Volkshochschule und an die Viernheimer Buchhandlung Hugendubel, die auf einem Extraregal Bücher von Viernheimer Autoren anbietet. Der Erlös aus dem Verkauf von Kaffee und Kuchen ging an den Viernheimer Vogelpark.

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