Viernheim. Familien mit Kindern befahren die Trasse, E-Bike-Piloten rauschen parallel zur Landesstraße 3111 durch den Wald – und Sportler nutzen den komfortablen Untergrund für ihre Trainingsrunde. Selbst Fußgänger, die zuvor im Wald unterwegs waren, legen Teilabschnitte ihrer Tour jetzt auf dem Teer zurück. Der neue kombinierte Rad- und Gehweg zwischen Viernheim und Hüttenfeld wird ganz offensichtlich gut angenommen.
„Die Rückmeldungen sind sehr positiv“, berichtet Jochen Vogel, Pressesprecher von Hessen Mobil. Immer wieder würden sich Menschen bei der Behörde für das Zusatzangebot bedanken. „Ich fühle mich deutlich sicherer im Vergleich zu früher, als wir direkt an der gefährlichen Straße entlang fahren mussten“, würdigt etwa ein passionierter Radfahrer und Leser des „Südhessen Morgen“ die neue Verbindung.
Nach nur etwa neunmonatiger Bauzeit – und somit früher als geplant – war das insgesamt 4,2 Millionen Euro teure Projekt Ende 2023 weitgehend abgeschlossen. Neben dem Radweg hatte die Landesstraße dabei eine neue Fahrbahndecke bekommen. Während zunächst alles sehr schnell ging, mussten die Verantwortlichen später gewissermaßen etwas nacharbeiten. Im Mai wurden die endgültigen Markierungen aufgetragen. Und seit dieser Woche sind die Bauarbeiter damit beschäftigt, die noch fehlenden Schutzplanken zu montieren.
„Ich hätte das gerne früher im Jahr gemacht“, sagt Vogel. Allerdings habe es Probleme bei der Auftragsvergabe gegeben. Bis voraussichtlich Ende August oder Anfang September werden nun beidseitig des Abschnitts zwischen dem Kreisel an der Robert-Bosch-Straße und der Viernheimer Straße in Hüttenfeld die Schutzbarrieren montiert. Während der Arbeiten, täglich zwischen 8 und 16 Uhr, wird die L 3111 in Teilabschnitten halbseitig gesperrt. Der Verkehr wird mittels einer Baustellenampel geregelt.
Hessen Mobil setzt neue Richtlinien um
Der Experte erklärt die aufwendige Maßnahme mit aktuell gültigen Richtlinien. Bei größeren Investitionen – wie der in Viernheim – würden sie umgesetzt. Vorgesehen sind solche Schutzplanken laut Vogel zum Beispiel, wenn Hindernisse gegeben sind, Wasserschutzgebiete seien ebenso ein Grund. An der L 3111 sollen auf der einen Seite Radfahrer vor einem etwaigen Zusammenstoß mit einem Kraftfahrzeug geschützt werden. Auf der anderen Seite stellen die zahlreichen Bäume eine Gefahr für Autofahrer dar. Auch das sei ein Anlass, Barrieren zu errichten. Insgesamt seien Leitplanken im Verkehrsraum nun häufiger gefordert als in der Vergangenheit, erklärt der Sprecher von Hessen Mobil. Da es aber nicht möglich sei, die neuen Regeln sofort flächendeckend umzusetzen, werde das Straßennetz nun nach und nach mit den Abweisern aus Metall ausgestattet.
Eine Rolle bei der Entscheidung spielt Vogel zufolge auch das Tempo, mit dem die Pkw vor Ort unterwegs sind. Unter anderem wegen früherer Wildunfälle gab es für mehrere Jahre ein Geschwindigkeitslimit von 80 Stundenkilometern am Tag und 60 in der Nacht. Momentan dürfen für eine Übergangszeit 70 Stundenkilometer generell nicht überschritten werden. Doch das ändert sich: Wenn die Planken stehen, sind tagsüber 100 Stundenkilometer möglich, nachts bleibt es bei 70. Die Straßenverkehrsbehörde des Kreises Bergstraße habe das so angeordnet, betont Vogel.
Als Wermutstropfen bezeichnen es mehrere regelmäßige Nutzer des neuen Radwegs, dass sie – auch nach dem Umbau – kurz vor Hüttenfeld die L 3111 queren und auf Umwegen den Lampertheimer Stadtteil durchfahren müssen. Vogel kann die Kritik nachvollziehen, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt. Die etwaige Fortführung des Wegs bis zum Kreisverkehr sei untersucht worden. Entwässerungsbauwerke und eine Lärmschutzwand hätten dies schließlich aber verhindert. „Das wäre sinnvoll gewesen, war aber nicht realisierbar“, teilt er mit.
Die unmittelbare Anbindung an den Radweg entlang der L 3110 nach Lampertheim fehlt somit auch weiterhin. Dafür kommen die Radfahrer in Richtung Heppenheim nun deutlich komfortabler voran. Die nach und nach ausgebaute Trasse ist aber nicht komplett „straßenbegleitend“, wie Vogel erläutert. Über Fernradwege und Wirtschaftswege kämen die Ausflügler parallel zur L 3398 dennoch flott in die Kreisstadt.
Verbessern soll sich die Situation für Radfahrer auch südlich von Viernheim. Ebenfalls an der L 3111 startet noch in diesem Jahr der Bau eines 1,9 Kilometer langen Rad- und Gehwegs zum Heddesheimer Ortsteil Muckensturm. Hessen Mobil kooperiert bei dem Vorhaben mit der Stadt Viernheim und dem Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg.
Weiterer Rad- und Gehweg in Richtung Muckensturm geplant
Noch im August steht eine Kampfmittelsondierung an, erklärt Jochen Vogel. Außerdem werden Amphibienschutzzäune aufgestellt. Voraussichtlich im November würden die eigentlichen Bauarbeiten beginnen. Beim ersten Bauabschnitt – zwischen der Brücke über die Autobahn 659 und der Einmündung Ziegelhütte – wird der vorhandene Radweg von 1,50 auf dann 2,50 Meter verbreitert. Ab dem Abzweig entsteht im Anschluss ein komplett neuer Weg. Die Kosten für den Streckenabschnitt auf hessischer Seite beziffert die Stadt Viernheim auf rund 1,1 Millionen Euro.
Nach Angaben von Vogel baut das Land Hessen insbesondere dort Radverbindungen, wo bereits viel Radverkehr vorhanden ist und die Notwendigkeit gesehen wird, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Viele Gruppen, wie etwa Schüler, sollten davon profitieren. Auch die „soziale Kontrolle“ spiele bei der Überlegung eine Rolle, einen Weg nahe bei einer Straße zu bauen. Letztlich aber stehe eine politische Entscheidung im Vordergrund, sagt Pressesprecher Vogel: „Wir schaffen ein Angebot, das noch mehr Menschen dazu animieren soll, aufs Rad umzusteigen.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/suedhessen_artikel,-region-suedhessen-arbeiter-errichten-schutzplanken-an-der-l3111-in-viernheim-_arid,2234656.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/viernheim.html