Wer fliegen lernt, sitzt nicht sofort im Cockpit einer Boeing, sondern übt die wichtigsten Handgriffe in Flugsimulatoren. Diese Vorgehensweise hat sich das Mannheimer Unternehmen VRmagic zum Vorbild genommen. Das Team aus Medizinern, Physikern und Informatikern der Universitäten Heidelberg und Mannheim stellte vor zwölf Jahren den Prototyp des Augenoperations-Simulators "Eyesi" vor, mit dem angehende Augenchirurgen Operationen ohne ein Risiko für die Patienten trainieren konnten. "Unsere Simulatoren bieten eine realitätsnahe Lernumgebung, in der Mediziner an ihren diagnostischen und chirurgischen Fähigkeiten arbeiten können", sagt Geschäftsführer Markus Schill. Falldatenbanken speisen dabei echte Krankheitsbilder ein, die zuvor anonymisiert wurden. Danach hat das Unternehmen die Technologie konsequent weiterentwickelt. Mehr als 300 Simulatoren sind heute weltweit in Kliniken zur Aus- und Weiterbildung von Augenärzten im Einsatz. Auch Non-Profit-Organisationen wie Orbis, die weltweit gegen Erblindung kämpfen, haben die Technologie für die Arztausbildung zur Entfernung des Grauen Stars übernommen. 2007 wurde ein Tochterunternehmen in den USA gegründet, um die Simulatoren auch in Übersee zu vertreiben.
Aktuell entwickelt VRmagic zusammen mit der Universität Heidelberg eine computerbasierte Trainingsumgebung für die Ausbildung in der Mikrochirurgie. "Wir wollen weitere Geschäftsfelder erschließen, das ist unsere Vision für die Zukunft", so Schill.
Eine zweite Umsatzsäule haben die Mannheimer bereits fest im Blick. 2003 brachte VRmagic die erste zertifizierte USB 2.0-Kamera auf den Markt und erschloss sich damit den Bereich "Imaging". Hier werden Kamerasysteme für "Machine-Vision-Anwendungen" (maschinelles Sehen) entwickelt. So präsentierte das Unternehmen 2010 einen 3D-Sensor, der fertig berechnete 3D-Datensätze für die industrielle Bildbearbeitung liefert und mit dem beispielsweise die Form von Objekten erfasst werden kann.
Und die Zeichen stehen auf Expansion. Der Platz am aktuellen Standort in der Mannheimer Augustaanlage reicht für die rund 60 Mitarbeiter, von denen über die Hälfte in Forschung und Entwicklung tätig ist, nicht aus. Nach Abwanderungsgedanken in Richtung Heidelberg hat VRmagic jetzt jedoch ein neues Domizil in der Quadratestadt im Auge. Im nächsten Jahr will das junge Unternehmen auf dem Turley Areal - einer ehemaligen US-Kaserne - einziehen, wo derzeit der Frankfurter Architekt Tom Bock als Ankerinvestor ein anspruchsvolles Quartier errichtet. VRmagic wird dort einen sanierten historischen Bau beziehen, der durch einen modernen Anbau ergänzt wird.
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