Frisch in den Napf

Von 
Justin Pietsch
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Die Betreiber von Wolfsmenue: Patricia Feldner und Gerd Hohmann.

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Zur Auswahl stehen an diesem Donnerstag, frisch verarbeitet und ungefroren: Lammrippen, Putenhälse (ganz), Putenherzen (ganz oder gewolft), Hühnerherzen, Hühnermägen, Lammfett, ein Lamm-Innereien-Mix, Kalbsknorpel, Rindersehnen (am Stück). Außerdem - für zwischendurch - Guddi-Wurst (Blutwurst), Hundewurst (Rind) und Trainingswurst (Schwarten, Blut, Brühe) sowie viele weitere Leckereien. Bei Wolfsmenue in Mannheim, das sich in einer Seitenstraße im Stadtteil Neckarau versteckt, gibt es "Frischfleisch für Hund und Katz".

Denn Frischfleisch zu fressen, sei für Hunde die natürlichste Form der Ernährung, sagt Patricia Feldner, die den Laden gemeinsam mit Gerd Hohmann betreibt. Konventionelles Trockenfutter? Kommt hier nicht in die Tüte. "Das ist Fast Food für Hunde", sagt Feldner. Der Hund stamme schließlich vom Wolf ab, und was frisst dieser, wenn er in seiner Eigenschaft als Jäger durch die Landschaft streift? Er verschlingt Fleisch, und zwar nicht gekocht, nicht erhitzt, sondern roh und unbehandelt. Daher tischen Feldner und Hohmann der Kundschaft jede Woche ein neues "Wolfsmenü" auf. "In erster Linie geht es darum, dass die Tiere sich gesund ernähren", sagt Feldner.

Die Ladenbetreiber sind überzeugte Anhänger der BARF-Füttermethode, was hierzulande für "Biologisches Artgerechtes Rohes Futter" steht. Demnach bekommen Haushunde nur rohes Fleisch, Knochen und Gemüse zu fressen, auch Katzen können nach diesem Konzept ernährt werden. Das sei gesünder für die Tiere, sie würden weniger streng riechen, würden agiler, bekämen glänzenderes Fell und es gebe weniger Probleme mit der Verdauung, ist Feldner überzeugt. Unter Tierärzten ist diese Methode aber durchaus umstritten, unter anderem wegen des Risikos der Fehlernährung sowie der Infektionsgefahr durch Parasiten und andere Krankheitserreger.

Bei Wolfsmenue hingegen sind die Kunden froh, zu wissen, was sie ihren Hunden zu fressen geben. Sie wollen nicht auf fertig gemixtes Futter vertrauen, womöglich versetzt mit Zusatzstoffen und minderwertigen Bestandteilen. "Das enthält viele künstliche Zutaten", sagt Feldner. Wenn bei seinem Produkt Rind draufsteht, ist auch nur Rind drin.

Es gab eine Zeit, da verkauften Feldner und Hohmann noch konventionelles Tierfutter, zwölf Jahre lang, so erzählen sie, arbeiteten sie in einem herkömmlichen Tiernahrungsgeschäft. Eines Tages aber wurde ihr eigener Hund sehr krank, und es stellte sich die Frage, wie sich seine Gesundheit unterstützen ließ. Feldner recherchierte - und fand die Lösung im Barfen, in der Fütterung mit Frischfleisch. "Er ist dann wirklich noch einmal richtig aufgeblüht", sagt er. Dreizehneinhalb Jahre alt sei der Hund dann noch geworden. Anschließend, erzählt die 45-Jährige, hätten sie herkömmliches Tierfutter nicht mehr guten Gewissens verkaufen können.

So kam es, dass Feldner und Hohmann im September 2012 die Pforten vom Wolfsmenue öffneten. Viel Platz haben sie hier nicht, auf 100 Quadratmetern drängen sich Kühlschränke und -truhen, ein paar Regale. Außerdem die zwei Vorkoster für das Frischfleisch, die Golden Retriever Qurious und Tempter, die hinter der Kasse schwanzwedelnd die Kundschaft begrüßen. Im Fernsehen waren die beiden auch schon, bei "Das Suptertalent" auf RTL, ein Jahr ist das her: Feldner hatte ein Hundeklavier gebastelt, darauf haben ihre zwei Lieblinge dann geklimpert. Zu Weltruhm hat es letztlich nicht gereicht, Dieter Bohlen wollte an der musikalischen Begabung der Hunde keinen rechten Gefallen finden. Die zwei Vierbeiner scheint das nicht wirklich zu stören, sie wirken auch so ganz zufrieden.

Zufrieden sind auch Feldner und Hohmann mit dem Geschäft, denn es läuft nicht schlecht: Vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda seien sie bekanntgeworden. "Zum Millionär wird man damit nicht, aber man kann davon leben", sagt Hofmann. Die meisten Frischfleischkäufer kommen regelmäßig, etwa neun von zehn sind Stammkunden, schätzt der 51-Jährige. "Wer sich dafür entscheidet, der zieht das auch durch."

Ein großer Kostenfaktor ist Strom, die Fleischkühlung ist nicht billig. Und das Fleisch mache auch viel Arbeit: Es werde - soweit verfügbar - von Schlachthöfen aus der Region geliefert, zerkleinert oder durch den Fleischwolf gedreht wird es im Laden. Langfristig, so erzählen die Ladenbetreiber, überlegen sie, den Verkaufsraum zu erweitern. Und auch eine Aushilfe zum Fleischzerkleinern wäre nützlich. Jetzt aber sollen zunächst einmal weitere Kühltruhen angeschafft werden - für noch mehr Frischfleisch.

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