Für die Kindertagesstätte "Haus der kleinen Hände" in Walldorf kommt viel Gutes zusammen: Das Grundstück stellt SAP, zwei Betriebsrätinnen werden Betreiber, die Baukosten trägt die Dietmar-Hopp-Stiftung. Von Matthias Kros
Natalie Boulay kann sich noch gut erinnern. "Im Jahr 1999 habe ich Hasso Plattner vor einem der SAP-Gebäude meinen Kinderwagen in die Hand gedrückt und ihn gefragt, was ich während der Arbeit mit meinem Kind machen soll", erzählt die Produkt-Managerin und Betriebsrätin des Softwarekonzerns. Mehr als zehn Minuten habe sie mit dem Gründer der SAP und heutigen Aufsichtsratschef anschließend über Möglichkeiten der Kinderbetreuung gesprochen.
Ob dieses Zusammentreffen wirklich bei SAP alles ins Rollen brachte, lässt sich natürlich schwer sagen. Tatsache ist aber, dass sich seither bei dem Softwarekonzern einiges getan hat. Es folgten eine Umfrage in der Belegschaft und die Übernahme von zunächst 24 Belegplätzen im Walldorfer "Haus der Kinder". Doch Boulay und Christiane Kuntz-Mayr, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der SAP, reichte das noch nicht: 2006 gründeten sie den von dem Softwarekonzern mit 100 000 Euro unterstützten Verein Family@SAP, der seither regelmäßig Ferienbetreuungen bei der SAP organisiert. Rund 800 Kinder nehmen mittlerweile jedes Jahr daran teil. "Wir haben die Erfahrung gemacht, wie es ist, wenn man Kinder hat und wieder arbeiten gehen möchte", erklärt Kuntz-Mayr, ebenso wie Boulay Mutter von zwei Kindern. "Wenn ich dazu beitragen kann, das anderen Eltern heute zu ermöglichen, will ich das gerne tun."
Und so folgte 2010 die Gründung der gemeinnützigen Unternehmergesellschaft family&kids@work, Gesellschafterinnen sind Boulay und Kuntz-Mayr. Schon ein Jahr später wurde mit dem "Haus der kleinen Füße" in Rot bei Walldorf die erste eigene Kindertagesstätte eröffnet. Dazu gehören rund 6000 Quadratmeter Garten, in dem es sogar eine Bobbycar-Rennstrecke gibt. Rund 30 Mitarbeiter sind hier beschäftigt, Platz ist für über 100 Kinder. Finanziert wurde das Ganze über die Dietmar-Hopp-Stiftung, die SAP und Bundeszuschüsse. "Da sind wir ziemlich eingespannt", sagen beide, immer wieder stehen zum Beispiel Gespräche mit Mitarbeitern oder Eltern auf der Tagesordnung.
Dennoch legen Boulay und Kuntz-Mayr noch einmal nach: Im März gab es auf dem Betriebsgelände der SAP in Walldorf den ersten Spatenstich für eine weitere Kindertagesstätte, dem "Haus der kleinen Hände", das Platz für weitere 100 Kinder bieten soll. Das Grundstück stellt dabei der Softwarekonzern zur Verfügung, die Baukosten in Höhe von fünf Millionen Euro für die Einrichtung kommen - wieder einmal - von der Dietmar-Hopp-Stiftung, einem der Gründer des mittlerweile 40 Jahre alten Unternehmens: "Kinder sind unsere Zukunft", sagt der bekannte Stifter. "Sie sollen, auch wenn beide Eltern berufstätig sind, liebevoll betreut aufwachsen und ihre Talente frei entfalten können. Ich freue mich sehr, dass in Walldorf eine Kindertagesstätte entsteht, die durch ihr ganzheitliches Konzept und ihre vielfältigen Kooperationen ideal in das Förderkonzept der Dietmar-Hopp-Stiftung passt."
Wichtiges Merkmal des Konzepts ist laut Boulay "die Altersmischung". So gibt es auch in der Einrichtung in Rot neben den klassischen altersgleichen Gruppen heute schon Gruppen von 15 Kindern, in denen zehn Kinder über drei Jahren alt sind und fünf unter drei Jahren. So könnten die Kleinen von den Großen lernen, "aber auch umgekehrt", erklärt die Gesellschafterin. Die Großen würden durch die Zusammensetzung der Gruppe erkennen, "dass Fairness statt Ellenbogen" gelte. "Wir legen zudem großen Wert darauf, bei den Kindern möglichst früh die Freude am Lernen zu wecken", sagt Boulay weiter. Daher biete man vielfältige Angebote, die dem jeweiligen Alter und der Entwicklung angepasst seien. "Ein wichtiger Bestandteil ist dabei auch, Spaß an der Bewegung zu vermitteln."
Das ist auch für den Arbeitgeber wichtig: "Der Erfolg der SAP steht und fällt mit dem Arbeitsvermögen unserer Mitarbeiter, ihrer Flexibilität und ihrer Bereitschaft zu Verantwortung. Deshalb ist es eines unserer wichtigsten Anliegen, unserer Belegschaft ein motivierendes Arbeitsklima zu bieten", so Peter Rasper, Kaufmännischer Leiter. "Ein wichtiger Mosaikstein in der Umsetzung des Konzepts der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist es, unseren Mitarbeitern Kinderbetreuung anbieten zu können, bei der sich die Eltern wohlfühlen und die sie dabei unterstützt, den Kindern einen guten Start ins Leben zu geben." 2013 soll die Kindertagesstätte starten.
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