Britischer Filmstar

Heute lieber grantig statt romantisch: Hugh Grant wird 65

Mit seinem Lächeln und Dackelblick prägte Hugh Grant jahrelang romantische Komödien. Heute spricht der britische Schauspieler ungern darüber. Grant, so wirkt es, will viel lieber Bösewicht sein.

Von 
Jan Mies und Mia Bucher
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London. Für den Erfinder des unschuldigen Schlafzimmerblicks ist es wahrscheinlich schwierig, das Image des hoffnungslosen Romantikers loszuwerden. Oder, Hugh Grant? Der britische Schauspieler feiert am Dienstag (9.9.) seinen 65. Geburtstag - und er kämpft immer noch damit, in den 90er und 2000er Jahren zum Gesicht der großen romantischen Komödien geworden zu sein.

Denn, mal ehrlich, an welche Rollen denkt man zuerst, wenn es um Grant geht? An den furchteinflößenden Mr. Reed aus «Heretic» (2024), den er psychotisch gut spielt? Oder an William aus «Notting Hill» (1999), der am Ende doch noch die von Julia Roberts verkörperte Anna heiratet, und David aus «Tatsächlich Liebe» (2003), den reizenden Premierminister? Genau.

Grant selbst gefallen solche Vergleiche aber nun gar nicht, zumindest ist vor Interviews mit dem Briten die Ansage verbrieft, bitte nicht nach den sogenannten Romcoms zu fragen, den romantischen Komödien, die das Herz bewegen, aber nicht unbedingt für eine Oscar-Nominierung geeignet sind. Grant könnte sonst «grumpy» werden. Über seinen «Notting Hill»-Charakter sagte er einst sogar der «Vanity Fair», dieser sei «verabscheuungswürdig».

Ist Grant besser als grantiger Bösewicht?

Rund um die Premiere von «Heretic» sprach der Brite viel lieber darüber, warum ihm die Rolle als Schurke so viel Spaß mache. «Ich bin nicht der einzige Schauspieler, der gerne den Bösewicht spielt», sagte Grant. Aus diesen Rollen sei für gewöhnlich mehr herauszuholen. Sie seien tiefgründiger. 

Gänzlich weg kommt er von den vermeintlich seichteren Filmen aber auch nicht: In diesem Jahr erschien der vierte Teil der «Bridget Jones»-Reihe - mit Hugh Grant als ergrautem Daniel.

Eingespieltes Team: Hugh Grant und Renée Zellweger - hier bei der Premiere des Films «Bridget Jones: Mad About the Boy» (deutscher Titel: «Bridget Jones - Verrückt nach ihm») im Januar 2025 in London. (Archivbild) © Scott A Garfitt

In den 80er Jahren habe er öfter Schurken gespielt, sagte Grant. «Ich hätte mit all dem weitermachen sollen, habe ich aber nicht.» Seine Filmografie beinhaltet tatsächlich sehr viel mehr als die Rolle des verträumt guckenden Mannes, der Herzen erobert oder bricht. In «Wonka» (2023) spielte er gar einen Umpa-Lumpa. Aber so ist das nun einmal mit dem Image.

Er habe «den schrecklichen Verdacht, dass wir von Natur aus ziemlich böse, finster, gierig, gewalttätig, eifersüchtig, unattraktiv, eitel und narzisstisch sind, und dass sich Schauspieler immer zu dem hingezogen fühlen, was sie am nächsten zu den Wurzeln der eigenen DNA zurückführt», sagte Grant, und widersprach damit eindeutig dem Menschenbild, das in einer «Romcom» vermittelt wird.

Für seine eindrucksvolle Darstellung des Entführers mit dunkler Psyche in «Heretic» wurde Grant in diesem Jahr erneut für den Golden Globe nominiert, zum siebten Mal insgesamt. Gewonnen hat er den Filmpreis aber bislang nur für seinen filmischen Durchbruch in «Vier Hochzeiten und ein Todesfall» vor 30 Jahren.

Die Angebetete war damals nicht Roberts, sondern Andie MacDowell, Grants romantischer Blick - die erstaunt hochgezogenen Augenbrauen mit einladendem Lächeln - war aber derselbe.

Nach Skandalen nun ruhiges Familienleben

Im Privatleben erlebte Grant nicht immer die romantische Komödie. Die Festnahme nach einem Stelldichein mit einer Prostituierten in den 90ern in Los Angeles hängt ihm nach, Grant war zudem Opfer des Abhörskandals, der 2011 das Ende der britischen Zeitung «News Of The World» besiegelte. Jahrelang hatten Reporter die Mobiltelefone von Prominenten, Royals und Politikern abgehört.

Hugh Grant und Anna Elisabet Eberstein sind seit 2018 verheiratet. (Archivbild) © James Manning

Seit 2018 ist Grant mit der schwedischen Fernsehproduzentin Anna Eberstein verheiratet, mit der er drei Kinder hat, dazu kommen eine Tochter und ein Sohn aus einer anderen Beziehung. 

Seine eigenen Eltern hatten in Grants Jugend nicht viel mit Film am Hut. «Meine Mutter war Kirchgängerin und wollte, dass ich Erzbischof von Canterbury werde», sagte Grant einmal in der BBC.

© dpa-infocom, dpa:250909-930-13139/1

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