Leverkusen/Frankfurt/Main. Auf Frankfurter Gastgeschenke darf Kasper Hjulmand bei seinem Bundesliga-Einstand als Trainer von Bayer Leverkusen nicht hoffen. Mit der Eintracht kommt nach der Länderspielpause am Freitagabend (20.30 Uhr/Sky) ausgerechnet die Mannschaft in die BayArena, die einen perfekten Saisonstart hingelegt hat und von vielen Experten als erster Bayern-Jäger gehandelt wird.
«Wir sind richtig gut aus den Startlöchern gekommen. Ich mache mir keine Sorgen, dass es einen Knick geben kann. Die Jungs machen einen super Eindruck. Wir fühlen uns gut vorbereitet und haben Bock auf alles, was kommt», verkündete Eintracht-Trainer Dino Toppmöller voller Zuversicht.
Wird Frankfurt das neue Leverkusen?
Kein Wunder, läuft es bei den Hessen derzeit doch wie geschmiert. «Ich glaube, man hat in den ersten Spielen gesehen, dass die Automatismen stimmen und die Spieler wissen, was sie zu tun haben», stellte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche zu Wochenbeginn fest.
Anders als der noch sieglose Vizemeister Leverkusen hat der Vorjahresdritte seine Mannschaft weitgehend zusammengehalten und bei den Erfolgen gegen Bremen und in Hoffenheim mit Power-Fußball überzeugt. Mit Abwehrspieler Tuta, Stürmer Hugo Ekitiké und Torwart Kevin Trapp verlor man zwar drei Leistungsträger, die durch Jonathan Burkardt, Ritsu Doan und Michael Zetterer aber umgehend ersetzt werden konnten.
«Wir haben von der Altersstruktur einen guten Mix gefunden, wollen erfolgreich sein und unsere sportlichen Ziele erreichen», sagte Krösche. Die sind schnell zusammengefasst: In der Bundesliga oben mitspielen, im DFB-Pokal weit kommen und in der Champions League ordentlich mithalten.
Bayer in Selbstfindungsphase
Das sind normalerweise auch die Ansprüche von Bayer, doch die Werkself steckt nach dem Verlust zahlreicher Leistungsträger wie Florian Wirtz, Granit Xhaka, Jonathan Tah oder Jeremie Frimpong sowie dem frühzeitigen Rauswurf des im Sommer als Nachfolger von Meister-Trainer Xabi Alonso geholten Erik ten Hag mitten im Umbruch. Insgesamt gingen 20 Spieler, dafür kamen 14 Neue.
Der zu Wochenbeginn verpflichtete Hjulmand soll daraus eine funktionierende Einheit formen. «Er wird nun mit unserer Mannschaft zunächst wieder einen klaren und dominanten Spielstil erarbeiten», formulierte Sportdirektor Simon Rolfes das vorrangige Ziel.
Den pflegt die Eintracht bereits, weshalb die Hessen mit breiter Brust nach Leverkusen fahren. «Alle sprühen vor Spielfreude und haben Bock darauf, gemeinsam auf dem Platz zu stehen», sagte Toppmöller über die Stimmung im Team.
Eintracht will Horror-Serie in Leverkusen beenden
Wollen die Hessen dem Rivalen die Rolle des sportlichen Kronprinzen hinter dem Branchenprimus Bayern München streitig machen, wäre das Ende einer Horror-Serie dafür ein guter Anfang. Immerhin liegt der bisher letzte Sieg der Eintracht in Leverkusen bald zwölf Jahre zurück.
Im Dezember 2013 siegten die Frankfurter mit 1:0. Ein Jahr später gab es noch einmal ein Remis, danach nur noch zum Teil deftige Pleiten. Vor dem insgesamt 81. Bundesliga-Duell beider Teams blendet Toppmöller die Statistik daher lieber aus. «Wir sollten das nicht thematisieren und fahren mit großem Optimismus nach Leverkusen», sagte er.
Natürlich habe Bayer weiter ein Top-Team mit einer hohen Qualität. «Aber die Situation ist speziell, weil es ein großer Umbruch war von einer sehr erfolgreichen Mannschaft. Der Trainerwechsel nach nur zwei Spielen macht es nicht einfacher», sagte Toppmöller über den Gegner und konstatierte: «Am Ende bleibt es eine Wundertüte.»
Frankfurter Volltreffer mit Toppmöller
Einen ähnlich gravierenden Umbruch hatte die Eintracht vor zwei Jahren vollzogen, als man etliche Leistungsträger ziehen ließ und den gemeinsamen Weg mit Erfolgstrainer Oliver Glasner beendete. «Für uns war es wichtig, diesen harten Cut zu machen. Es war der Punkt, wo wir das Gefühl hatten, auf dem Peak eine Veränderung herbeizuführen», sagte Krösche im Rückblick.
Mit Toppmöller wurde ein Coach verpflichtet, der den Spielern in allen Belangen Hilfestellung gibt. «Wir haben gesagt, wir brauchen einen Trainer, der den Mut hat, junge Spieler spielen zu lassen und weiterzuentwickeln. Das hat er voll erfüllt. Er macht einen super Job», lobte Krösche. «Er hat einen guten Draht zu den Jungs, die ihm vertrauen, und eine menschliche Führung, was die gesamte Mannschaft angeht.»
Ähnliches erhofft man sich in Leverkusen von Hjulmand. «Es ist wichtig, einen guten Alltag zu haben – einen guten Trainingsalltag, ein gutes Miteinander, eine gute Führung der Gruppe. Das sind Eigenschaften, die Kasper mitbringt», sagte Rolfes über den neuen Hoffnungsträger.
© dpa-infocom, dpa:250911-930-24806/1
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/startseite_artikel,-sport-kontinuitaet-als-trumpf-ueberholt-frankfurt-ex-meister-bayer-_arid,2327623.html