Musik

Schockverliebt in Country: The BossHoss machen Halt in Mannheim

The BossHoss, die Band, die sich nicht in Genres einordnen lässt, machte Halt in Mannheim. Im Gepäck: Ein neues Album, das alte Lieben neu entfacht. Unbedingt hörenswert!

Von 
Lea Seethaler
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Alec Völkel und Sascha Vollmer von The BossHoss bei ihrem Besuch in Mannheim: Nach 20 Jahren ist jetzt ihr Jubiläumsalbum "Back to the Boots" erschienen. © Lea Seethaler

Mannheim. Inspiriert von Amerika, aber handgefertigt in Deutschland: So könnte man das Erfolgsrezept von The BossHoss zusammenfassen, mit dem die Country-Musiker ihre Fans begeistern. Nun legt die siebenköpfige Berliner Band rund um Alec Völkel und Sascha Vollmer ihr Jubiläumsalbum „Back to the Boots“ vor – zwanzig Jahre nach ihrem Debütalbum.

„Wir bieten natürlich einen Gegenpart zum Pop, bei dem alles immer so glattgebügelt ist, Leute sich drei Stunden vor dem Auftritt einsingen. Auch das macht uns aus. Bei uns kann auch Mal ein Ton daneben gehen, und es ist trotzdem alles cool“, sagt Sascha Vollmer, als er in Mannheim lässig mit einem Bier in der Hand im Interviewraum bei Radio Regenbogen auf der Couch sitzt.

Uns sagen die Leute immer: Ich liebe das, was ihr macht, aber welcher Stil ist das eigentlich?
Sascha Vollmer Alias Hoss Power

The BossHoss „Back to the Boots“: Tour mit Jubiläumsalbum

„Uns sagen die Leute immer: Ich liebe das, was ihr macht, aber welcher Stil ist das eigentlich?“, so der Musiker. „Uns kann man nirgends so genau einordnen.“

Zuvor hatten beide ein kurzes Konzert beim Radiosender gespielt, das genau das zeigte, was die Band ausmacht: Handgemachte Musik, die schroff, amerikanisch, rotzfrech, maskulin, selbstironisch, stimmlich beeindruckend und in Text und Melodie eingängig ist.

Ihr Stil mit Einflüssen von Country, Punk- und Rockabilly-Rock aber auch Funk oder Calypso, macht es unmöglich, dabei still sitzen zubleiben.

Das neue Album aber ist „eine Rückkehr zu unseren Wurzeln, purer Country-Rock, so wie damals, nur mit zwanzig Jahren Erfahrung mehr im Gepäck“, sagt Alec Völkel.

The BossHoss: USA als Inspriationsquelle

Leider bleibt der kurze Exklusiv-Auftritt bei Radio Regenbogen der einzige in Mannheim. Bei ihrer „Back to the Roots Club-Tour“ zieht es die Band aber in nahgelegene Städte wie Frankfurt.

Völkel und Vollmer leben in Berlin. „Die ganze Idee zur Band ist nicht in Amerika entstanden, sondern am Tresen in Berlin“, erzählt Vollmer.

Was zunächst als privates Projekt begann, wurde einem immer breiteren Publikum bekannt, als selbstgebrannte CDs vom Freundeskreis der Musiker kopiert und immer weiter verteilt wurden.

The BossHoss geben ein kleines Konzert bei Radio Regenbogen. © Lea Seethaler
Don’t gimme that - das war so eine Zeile, die war einfach direkt so in meinem Kopf.
Sascha Vollmer Alias Hoss Power

„Don’t gimme that“, sagt Vollmer, „das war so eine Zeile, die war einfach direkt so in meinem Kopf.“ Es gebe kein feststehendes Prozedere für die Kompositionen – sie entstammen ihrem Lebensgefühl und der Kreativität des Moments, so der Künstler.

Vollmer und Völkel reisen immer wieder mal gern in die USA, die sie als Inspirationsquelle sehen. „Aber der BossHoss-Sound, wie man ihn kennt, der ist schon in uns drin“, stellt Völkel klar.

Countrymusik immer beliebter

  • Laut GfK Entertainment und Bundesverband Musikindustrie (BVMI) zeigt die Auswertung der Musikstreamingdienste, dass Countrymusik immer beliebter wird.
  • Wenn Künstler neue Alben veröffentlichen, steigt allgemein das Interesse an ihren älteren Titeln, zeigt die Auswertung. Verschiedene Künstlerinnen und Künstler verstärkten durch Neuveröffentlichungen das Interesse an bestimmten Genres.
  • So stiegen die Abrufe des Genres Country um 58 Prozent, getrieben von Acts wie Beyoncé, wie es heißt. Die Musikerin veröffentlichte im März 2024 ihr erstes Country-Album.
  • Auch der Radiosender Country Musik Radio konstatierte zuletzt, dass seine musikalische Hauptzielrichtung in Europa immer mehr Hörer finde.
  • Auch in der Filmkultur setzen Serien wie Yellowstone oder American Primeval nahezu einen Neo-Western-Hype.

Die zweite Amtszeit von US-Präsident Donald Trump kann die Liebe der Band zu den USA nicht trüben, betont Vollmer. „Das geht auch vorbei. Amerika wird auch wieder vernünftig werden“, sagt er. „Aus unserer Perspektive ist das schräg, was da läuft, aber das Land an sich ist ja immer noch großartig“, meint Völkel.

The BossHoss: „Back to the Boots“-Album - Arnold Schwarzenegger spricht Zeile

The BossHoss konnten für „Back to the Boots“ prominente Namen gewinnen. Schauspieler und Umweltaktivist Arnold Schwarzenegger sprach seinen berühmten „Terminator“-Satz „I‘ll be back“ für einen gleichnamigen Song ein. R&B-Legende Dionne Warwick steuerte ihre goldene Stimme für eine neue Version ihres Hits „What the World Needs Now Is Love“ bei.

The BossHoss: Bei „Back to the Boots“ sticht „One More time“ heraus

Druckvolle Nummern, allen voran das ohrwurmige „One More Time“, aber auch „Win Win“ oder „Showdown“ haben ebenfalls gute Chancen, bei der kommenden Konzerttour der Band die Stimmung mächtig anzuheizen. Das treiben die beiden vor dem Publikum an, wenn sie sich wie gewohnt herzhaft an den Mikros foppen.

Auch wenn das Album über weite Strecken den Geruch nach amerikanischem Landstraßenstaub, Motoröl und Whiskey heraufbeschwört, hat die Band keinen Country-Einheitsbrei angerührt.

So sticht etwa der laszive Song „Lunch“ ebenso heraus wie die humorige Nummer „German Angst“, der deutsche Klischees wie Planungswut und Vorsicht aufs Korn nimmt. „Schockverliebt“, „Yeah!!“ oder „Yee-haw“ schreiben etwa begeisterte Fans in den Musikplattformen im Netz.

Kommerzielles Erfolgsrezept: Cover in Anlehnung an berühmte Popstücke auf Countryart

Mit dem neuen Album im Gepäck touren The BossHoss ab Ende September wie eingangs genant durch deutsche Clubs, um wieder die Nähe ihrer Fans zu spüren – so wie in den Anfangsjahren, lange bevor sie als Juroren des Castingformats „The Voice“ über deutsche Bildschirme flimmerten.

Jetzt gibt es wieder Eigenkompositionen, aber auch wie gewohnt die hitverdächigen Cover von Pop-Hits, die auf Countryart inszeniert werden, zu hören.

„,Back to the Boots‘ bedeutet auch: Back to the Fans – direkt, laut und unverfälscht“, resümiert Vollmer schlussendlich. Und treffen damit, so zumindest die ersten Stream- und Klickreaktionen im Netz, ins Schwarze.

Beim Mannheim-Quiz lautet die Antwort „SchlossHoss“

Beim abschließenden Mannheim-Quiz verzweifeln die beiden allerdings an der Frage nach dem Namen der Location, in der sie schon mal in Mannheim spielten.

„Irgendetwas Hügeliges war da“, erinnert sich Vollmer dunkel, als mit noch heiserer Stimme von den zuvor gespielten Gigs in verschiedenen deutschen Städten im Interviewzimmer in Mannheim sitzt und sein Auge reibt. Völkel lugt durch die zahlreichen Bierflaschen neben ihm und lacht.

Immerhin – bei der Frage, ob sie Wasserturm oder Schloss als Sehenswürdigkeit besser finden, ist die Antwort klar: „SchlossHoss“, sagt Vollmer lachend (mit dpa).

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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