Zur Mannheimer Rede von Jakob von Weizsäcker „Auf eine subtile Art sind niedrige Zinsen ein Segen für Nachhaltigkeit“ vom 30. Januar:
Vergleicht man die zentralen Aussagen Jakob von Weizsäckers mit der Wirklichkeit, dann fragt man sich, in welcher Welt dieser lebt. Für ihn sind „niedrige Zinsen ein Segen für die Nachhaltigkeit“. Das stimmt nur für die Schulden der Banken und des Bundes.
Die Banken sanieren sich auf Kosten der Kleinsparer. Und das Finanzministerium entwertet Schuldenberge durch die von Niedrigzinspolitik getriebene Inflation. Weiter: Deutschland sei ein „fröhlich alterndes Land“. Von wachsender Altersarmut scheint der Chefvolkswirt im Bundesfinanzministerium noch nichts gehört zu haben. Schließlich: Arbeit würde angeblich knapp werden.
Die Hiobsbotschaften der letzten Zeit beweisen das Gegenteil: Zu Tausenden werden von Großkonzernen und Banken Arbeitsplätze abgebaut (beispielsweise von der Deutsche Bank, Siemens, Thyssen-Krupp, General Electric, Bosch, Conti, Audi, Daimler, Real und von Kraftwerksbetreibern). Ja, es gibt Bereiche, in denen Arbeitskräfte fehlen. Es sind genau diejenigen, die unzumutbare Arbeitsbedingungen oder zu niedrige Gehälter haben. Aber Ausbeutung gebe es ja angeblich keine mehr, weil Arbeit mittlerweile „ganz vernünftig bezahlt“ würde.
Hier hätte Karl Marx sich getäuscht. Wie kann man das aber in einem Land ernsthaft behaupten, das mittlerweile den größten Niedriglohnsektor Europas hat und dringend einen höheren Mindestlohn braucht?!
Info: Originalartikel unter http://bit.ly/3bD89nZ