Was ist Hochkultur?

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Zum Thema: Nationaltheater:

In den letzten Tagen und Wochen war, in Bezug auf das Nationaltheater, immer wieder der Begriff „Hochkultur“ zu lesen. Auch Ministerpräsident Kretschmann benutzte ihn, als es um die immensen Kosten für die Sanierung der Stuttgarter Staatsoper ging. Ich frage mich seitdem, wer eigentlich festlegt, was Hochkultur ist?

Sind das die Besucher und Besucherinnen, die in schicker Robe die Aufführungen im Nationaltheater aufsuchen? Sind es die für die Inszenierung der Stücke Verantwortlichen? Oder sind es vielleicht die Höhe der Eintrittspreise und die Kosten einer Sanierung? Dann wären die tollen Beiträge anderer Kulturschaffenden in unserer Stadt keine Hochkultur – denn die Sanierungskosten kann keine andere Einrichtung toppen.

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Ich meine, Kultur ist, wenn die Interpretation eines Stückes in mir einen Dialog auslöst, wenn sie mich zum Nachdenken und zur Reflexion anregt, wenn sie mich zum Lachen und Weinen bringt, kurzum Emotionen auslöst, in welche Richtung auch immer. Dann ist etwas gelungen! Die Kunst besteht doch darin, das für die meisten möglich zu machen. In den letzten Monaten hatte ich aber das bei vielen Stücken im Nationaltheater (insbesondere im Schauspiel) nicht gespürt. Da wurde auf der Bühne gebrüllt und gekotzt, bis auch der letzte Zuschauende die Botschaft verstanden hat.

Klassische Stücke neu zu interpretieren, muss sein, wir leben vielfach nicht mehr in den Verhältnissen der Zeiten, zu der die Stücke entstanden sind. Allein die Botschaft braucht den Transfer in unsere Gesellschaft und in meinen Alltag. Aber ich hatte den Eindruck, als Zuschauende soll ich erzogen werden, eine bestimmte Haltung einzunehmen, und wenn ich das nicht will, bin ich halt fehl am Platz. Das aber, hat meiner Meinung nach, nichts mit Hochkultur zu tun.

Ich möchte noch ein paar Worte zur den steigenden Sanierungskosten verlieren. Die Stadt ist eigentlich für die Daseinsvorsorge zuständig oder irre ich mich da? Gesundheit, Bildung, wohnen gehören für mich dazu – in diesen Bereichen werden wohl künftig (mehr) Gelder fehlen, weil die Sanierung des Nationaltheaters so weit fortgeschritten ist, dass es kein Zurück mehr geben kann. Verantwortlicher Umgang mit Steuergeldern sieht anders aus, zumal es genügend negative Beispiele gibt (Elbphilharmonie), aus deren Erfahrungen man hätte seine Schlüsse ziehen können.