Verkehrsversuch in Mannheim

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Während des Verkehrsversuchs sind Teile der Mannheimer Fressgasse (Bild) und Kunststraße für Fahrzeuge gesperrt. © Thomas Tröster

Zum Thema Verkehrsversuch:

Ich habe im Frühsommer diesen Jahres eine Fahrradtour durchgeführt, von Sigmaringen nach Regensburg, durch Kleinstädte wie Sigmaringen, Dillingen oder Kehlheim, durch größere Städte wie Ulm, Ingolstadt oder Regensburg, mit gepflegten und sorgfältig restaurierten Altstädten, selbstverständlich autofrei: Der Verkehr wurde um die Altstädte umgeleitet.

Der Aufschrei der Geschäftsleute und vieler Autofahrer gegen den – wenngleich dilettantisch erlebten – geplanten Versuch, Mannheims Innenstadt attraktiver zu machen durch ein Durchfahrtverbot, ist mir nicht verständlich: Lediglich Autofahrer, welche durch Mannheims Innenstadt durchfahren wollen – also keine Kunden – werden auf den Ring geführt. Eine gut geplante Verkehrsführung, hin zu bezahlbaren Parkhäusern würde meines Erachtens das Parkproblem lösen.

Ich stimme dem zu: Mannheims Innenstadt hat an Attraktivität nicht zugelegt; wenig attraktive, an vielen Stellen verschmutzte und marode Straßen, Gebäude und Gehsteige; überholte Mammutprojekte wie O6/7, ohne jegliches Grün, ähnlich dem Stadthaus ohne Anschluss an den Publikumsverkehr; eine als chaotisch erlebten Durchführung von Straßenbaumaßnahmen, unsinnig erlebte Projekte wie der drei Millionen kostenden Panoramasteg (den Fußgängern hätte man wohl einen Platz an der Unterführung zuweisen können) oder ähnliche Beton- und stahllastige Projekte schmerzen.

Aber Mannheim hat so viel zu bieten: eine herrliche Lage zwischen der Toskana Deutschlands und der Bergstraße sowie zwei attraktiven Flüssen; sozial ausgerichtete vielfältige Angebote mit vielen Möglichkeiten für Arme, würdevoll zu leben; eine exzellente Anbindung an Autobahnen, Nahverkehr und Fernverkehr; ein lebendiges kulturell vielfältiges Leben.

Ich wünsche mir eine Stadt, welche sich so aufstellt, dass ich die Innenstadt wieder gerne mit Genuss besuche und ein Umzug nach Mannheim nicht – wie im Management großer Firmen wohl gemunkelt – als Bestrafung erlebt wird. Ein letztes Wort an den Autofahrer, der lieber in Neustadt einkaufen will. Das ist nicht überraschend: Dort gibt es viele kleine und große Läden, pittoreske Weinstuben, eine hervorragende Gastronomie und attraktive Plätze in einer großen, selbstverständlich autofreien Fußgängerzone.

 

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Von
Harald Scheurer
Ort
Mannheim
Datum

Swen Rubel, Geschäftsführer vom Handelsverband Nordbaden, ist gegen den Mannheimer Verkehrsversuch und deutet an, die Zahlen der Stadt Mannheim zur Verkehrsmessung stellten ein verzerrtes Bild dar.

Hierbei sollte man wissen, dass sein Vize-Präsident Manfred Schnabel, der in seiner weiteren Funktion als Präsident der IHK Rhein-Neckar eine Mitgliederbefragung bezüglich des Verkehrsversuchs in Auftrag gegeben hatte. Das mutmaßliche Ergebnis: 56 Prozent der Befragten zweifeln eine verbesserte Aufenthaltsqualität durch den Verkehrsversuch an. 49 Prozent fordern sogar einen vorzeitigen Abbruch.

Die Auswertung hätte also laut IHK Rhein-Neckar ergeben, dass über die Hälfte der Händler gegen den Verkehrsversuch wären. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Fragebogen an 1800 Mitgliedern verteilt wurde, allerdings nur 245 darauf geantworteten haben. In meinen Augen kommt das einer reinen Stimmungsmache gleich.

Dieses seit Jahren bestehende destruktive Verhalten gegen mutige und vorausschauende Vorhaben der Stadt Mannheim für eine verbesserte Aufenthaltsqualität der Innenstadt ist mittlerweile unerträglich! Da gelobe ich mir das Auftreten des verantwortlichen Dezernenten Ralf Eisenhauers bei der Podiumsdiskussion.

Der versteht es mit ruhiger Stimme, sachlich und anschaulich die Bedeutung des Verkehrsversuchs darzustellen und hat dabei eine so motivierende und offene Art, dass ich ihn nur in seinem Vorhaben bestärken kann und ihm aus vollem Herzen weiterhin viel Ausdauer und Mut wünsche!

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Von
Peter Derks
Ort
Mannheim
Datum