Kommentar Tabu-Thema Fehlgeburt: Es ist 2023, schützt alle Mütter!

Während Frauen die Fehlgeburt als Versagen ihres Körpers wahrnehmen, hat einzig die patriarchale Gesellschaft versagt, die das Thema allzu lange unter den Tisch gekehrt hat, findet Lea Seethaler

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Lea Seethaler
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Während Frauen die Fehlgeburt als Versagen ihres Körpers wahrnehmen, hat meiner Meinung nach einzig die patriarchale Gesellschaft versagt, die das Thema wie so viele Frauen-Gesundheitsthemen allzu lange unter den Tisch gekehrt hat.

Glücklose Schwangerschaften sind extrem häufig, in dieser Minute passieren sie auf der ganzen Welt 44 Mal, mehr als jede siebte Schwangere ist betroffen.

Erst kürzlich taten sich im renommierten Fachmagazin „The Lancet“ Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen und betrachteten das Tabu-Thema Abort einmal ganz genau. Die große Analyse manifestierte erneut das, was alle wissen, aber keiner sagt: Glücklose Schwangerschaften sind extrem häufig, in dieser Minute passieren sie auf der ganzen Welt 44 Mal, mehr als jede siebte Schwangere ist betroffen.

Weiter aber zogen die 31 Forschenden einen noch viel wichtigeren Schluss: Sie benannten in der Wissenschaftscommunity „dass Schweigen nicht nur bei betroffenen Frauen, sondern auch bei Medizinpersonal, bei Forschungsfinanzierung und bei politischen Entscheidungsträgern herrsche“.

Nun, besser spät als nie: Vor einigen Monaten bekamen in Deutschland die politischen Entscheidungsträger eine Petition im Bundestag vorgelegt. Thema: mangelnder Mutterschutz nach Fehlgeburt. Ja, fehlendes Wissen über Probleme mündet nicht nur oft in rechtliche Benachteiligung, sondern auch in mangelnde Versorgung.

Kurse für Eltern von Sternenkindern vorbildlich

Und hier kommen die hiesigen Beratungsstellen ins Spiel. Es ist so gut, so richtig und so wichtig, dass es sie gibt. Denn alle Betroffenen eint nicht nur ihre Trauer, sondern auch ihre Hilflosigkeit aufgrund des Tabus. Das Angebot des SkF, Gruppen-Rückbildungskurse für Sternenmütter anzubieten, damit diese nicht im „normalen“ Rückbildungskurs psychische Höllenqualen leiden, halte ich für höchst fortschrittlich und vorbildlich.

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Bundesweit ist es sehr selten und ein echter großer Schritt. Jetzt legt der SkF mit dem Mutmachangebot „Folgeschwangerschaft“ nach. Die Thematik zeigt, wie viele Bedürfnisse es da noch gibt, von denen wir vielleicht noch nichts gehört haben. Und hoffentlich tragen Betroffene es aus den Gruppen in die Öffentlichkeit. Dorthin, wo es hingehört.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion