Stankt Martin

Die Martinsgans: Tradition in der Region

Bald ist Martinstag: Traditionelle Küche mit regionalen Einflüssen lässt Genießerherzen höher schlagen. Hier gibt es Rezepte zu entdecken.

Von 
Leonie Schüller
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Um den Martinstag wird gerne traditioneller Gänsebraten serviert.Bild: Canva © Canva

Tauber-Odenwald. Wenn sich die Sonne flacher über die Weinberge legt, Nebelschwaden durchdie Täler ziehen und das Laub leise raschelt, dann beginnt in der Region die Zeit des Genießens. Es ist die Zeit, in der sich die Küchen füllen mit den Düften von Braten, Äpfeln, Zwiebeln und Kräutern, und die Menschen zusammenrücken, um zu teilen, was die Region hervorbringt.

Ein besonderes Festessen zum Martinstag

Ein Festessen darf dabei nicht fehlen: die Martinsgans. Rund um den 11. November wird sie in vielen Familien, Gaststuben und Dorfgemeinschaften serviert – außen knusprig, innen zart, gefüllt mit Äpfeln und Zwiebeln, begleitet von Rotkohl und Klößen.

Doch woher kommt die Tradition der Martinsgans eigentlich? Der Brauch reicht weit zurück: Schon im Mittelalter galt die Gans als Festmahl nach der Erntezeit. Die Legende erzählt, dass sich der heilige Martin in einem Gänsestall versteckte, als man ihn zum Bischof ernennen wollte. Doch die Gänse verrieten ihn durch ihr lautes Geschnatter – und so wurden sie seither zu seinem Symbol - später auch kulinarisch.

Wussten Sie schon?...

Frage 1:

Welches Getreideprodukt gilt als „das grüne Gold“ des Baulands und wird auch im Main-Tauber-Kreis traditionell angebaut und geröstet?

a) Dinkel

b) Grünkern

c) Roggen

Frage 2:

Womit wird die klassische Martinsgans traditionell gefüllt?

a) Äpfel und Zwiebeln

b) Maronen und Orangen

c) Pilze und Lauch

Frage 3:

Wann wird der Martinstag gefeiert?

a) 1. November

b) 11. November

c) 24. November

Frage 4:

Was verleiht dem Grünkern seinen typischen nussigen Geschmack?

a) Die frühe Ernte

b) Rösten über Buchenholzfeuer

c) Die Lagerung im Keller

Auflösung: 1b, 2a, 3b, 4b

Diese regionalen Zutaten haben aktuell Saison

In der Region verbindet sich diese Tradition mit einer besonderen Wertschätzung für regionale Zutaten. Auf den Wochenmärkten und bei Direktvermarktern sind jetzt die Schätze der Saison zu finden: leuchtend orangefarbene Kürbisse, aromatische Äpfel, würziger Wirsing – und nicht zuletzt Grünkern. Der halbreif geerntete Dinkel wird hier seit Jahrhunderten geröstet und gemahlen. Sein nussiger Geschmack und sein unverwechselbares Aroma machen ihn zu einer typischen Zutat der heimischen Herbstküche. Früher war Grünkern ein Notprodukt, entstanden in Zeiten, als die Ernte wegen nasser Sommer nicht ausreifen konnte. Heute gilt er als regionale Delikatesse – vielseitig, gesund und nachhaltig.

Leckere regionale Beilagen aus Grünkern zubereiten

Grünkernknödel als Beilage zur Martinsgans? Warum nicht! In vielen Landgasthöfen der Region wird das Korn längst wiederentdeckt – als Suppe, Bratling oder Füllung. Besonders fein schmeckt ein Grünkern-Kürbis-Auflauf mit frischen Kräutern oder eine kräftige Grünkernsuppe mit Lauch und Wurzelgemüse, serviert mit einem Glas Federweißer oder einem jungen Tauberfränkischen Rotwein.

Traditionelle Grünkernknödel



Zutaten (für 4 Portionen):

150 g geschroteter Grünkern

300 ml Gemüsebrühe

1 kleine Zwiebel

1 EL Butter

2 Eier

2 EL Semmelbrösel

1 EL gehackte Petersilie

Salz, Pfeffer, Muskat

Zubereitung:

Den Grünkern in der Brühe etwa 20 Minuten köcheln lassen, bis er weich ist. Abkühlen lassen.

Zwiebel fein hacken und in Butter glasig dünsten, zur Grünkernmasse geben.

Eier, Semmelbrösel und Gewürze hinzufügen, gut vermengen.

Mit angefeuchteten Händen kleine Knödel formen.

In leicht siedendem Salzwasser 10–12 Minuten ziehen lassen (nicht kochen!).

Mit geschmolzener Butter und Petersilie servieren – oder als Beilage zur Martinsgans.

Tipp: Wer mag, kann etwas fein gehackten Lauch oder geriebenen Käse in die Masse geben.

Herbstliche Küche im Rhythmus der Natur

Die herbstliche Küche der Region lebt vom Rhythmus der Natur. Sie ist bodenständig und raffiniert zugleich, sie erzählt Geschichten von den Feldern, von alten Rezepten, vom Wissen der Großeltern und vom Wandel der Zeit. In den Küchen dampfen die Töpfe, auf den Tischen brennen Kerzen, und draußen fallen die letzten Blätter. Der Duft von Gans und Apfel, von Bratapfel und Nelke, liegt in der Luft – eine Einladung, den November mit allen Sinnen zu genießen. Ob klassisch mit Rotkohl, modern mit Grünkernfüllung oder vegetarisch mit Kürbis und Walnüssen: Die Martinsgans in der Herbstküche in der Region ist so vielfältig wie die Menschen, die sie pflegen. Und sie erinnert uns daran, dass Genuss und Regionalität Hand in Hand gehen – besonders dann, wenn’s nach Gans duftet.

Martinsgans mit Apfel-Zwiebel-Füllung



Zutaten:

1 Gans (ca. 4,5–5 kg, küchenfertig, am besten aus regionaler Freilandhaltung)

Salz, Pfeffer

2 Äpfel (säuerlich, z. B. Boskop)

2 Zwiebeln

1 Bund Beifuß (frisch oder getrocknet)

1–2 TL Majoran

1 Orange (Bio, unbehandelt)

150 ml Wasser oder Geflügelfond

Zubereitung:

Vorbereitung:

Gans innen und außen gut abwaschen und trocken tupfen. Überflüssiges Fett entfernen, aber nicht alles – das sorgt später für Geschmack und Saftigkeit. Innen kräftig mit Salz und Pfeffer würzen.

Redaktion

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