Darmstadt. Gerrit Holtmann ist zurück in Deutschland. Der bislang 102-fache Bundesligaspieler will in der Rückrunde den Klassenerhalt mit Darmstadt 98 feiern. Wie das klappen soll und warum es zuletzt in der Türkei bei Antalyaspor für ihn nicht passte, verrät der gebürtige Bremerhavener im Interview.
Herr Holtmann, wie fühlt es sich an, wieder in der Bundesliga zu sein?
Gerrit Holtmann: Das ist ein schönes Gefühl. Ich habe das Spiel gegen Eintracht Frankfurt mit meiner Frau und einem Kumpel live verfolgen können. Man sieht, welcher Geist bei Darmstadt herrscht, dass sie nach dem 0:2-Rückstand noch das 2:2 geschafft haben. Der Jubel hat gezeigt, dass der Verein lebt. Ich finde es schön, ein Teil davon zu sein, und bereite mich jetzt mit der Mannschaft auf unser Spiel gegen Union Berlin vor.
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Welche Rolle hat Torsten Lieberknecht bei Ihrem Wechsel nach Darmstadt gespielt? Er war ja bei Ihrer ersten Profistation in Braunschweig eine wichtige Bezugsperson für Sie.
Holtmann: Es ist ja kein Geheimnis, dass Torsten der Trainer war, der es mir erst ermöglicht hat, in den Profibereich zu gehen. Wir hatten aber dann neun Jahre lang keinen Kontakt - bis vor zwei Wochen. Das ist im Fußballgeschäft allerdings normal. Wenn man wechselt, sieht man sich irgendwann eben nicht mehr so oft. Umso schöner war das Telefonat mit ihm. Eigentlich hat er mich schon mit der Whatsapp-Nachricht gehabt, dass er mich gerne bei Darmstadt 98 hätte.
Darmstadt ist Tabellenletzter, es fehlen aber nur vier Punkte zum rettenden Ufer. Wie schätzen Sie die Chancen auf den Klassenerhalt ein?
Holtmann: Das ist das Positive, dass es nur wenige Punkte sind. Das oberste Ziel ist, dass der Verein in der 1. Liga bleibt. Und Ende Mai hoffen wir dann, über dem Strich zu stehen und den Klassenerhalt feiern zu können.
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Was können Sie gerade mit Ihrer Erfahrung im Abstiegskampf zum Unternehmen Klassenerhalt beitragen?
Holtmann: Wenn man im Abstiegskampf bestehen will, darf man sich nicht kirre machen, wenn man mal ein Spiel verliert. Die Liga ist ein Marathon und kein Sprint. Der Zusammenhalt wird wichtig sein, auch nach Rückschlägen positiv zu bleiben. Das kenne ich schon und will ich nach Darmstadt mitbringen.
Sie sind noch bis 2025 an den VfL Bochum gebunden. War es schwierig, die Freigabe für einen Konkurrenten des VfL zu bekommen? Und gab es die Option, wieder für den VfL aufzulaufen?
Holtmann: Nein, das war nicht schwierig. Und die Option, nach Bochum zurückzukehren, gab es nicht - von beiden Seiten nicht.
Warum hat es für Sie bei Antalyaspor nicht geklappt?
Holtmann: Bei Antalyaspor gab es zwei Probleme. Ich hatte immer mal wieder ein kleines Zwicken - einen Faserriss, eine Innenbandzerrung. Und dann war irgendwann der Trainer weg, weil er sich bei Borussia Dortmund seinen großen Traum erfüllen konnte (Nuri Sahin, Anmerkung der Redaktion). Es kam dann ein türkischer Trainer und ich habe gemerkt: Die stellen sich was anderes vor, ich stelle mir was anderes vor. Darum hat es nicht geklappt.
Wie war die Zusammenarbeit mit Nuri Sahin, den viele für ein Riesentrainertalent halten?
Holtmann: Nuri wird seinen Weg gehen. Er ist ein super Trainer, der eine Idee davon hat, wie er Fußball spielen möchte. Wenn er Cheftrainer werden sollte, wird er mit seiner Spielweise für Furore sorgen.
Auf welchem Niveau sehen Sie die Süper Lig im Vergleich zur Bundesliga?
Holtmann: Natürlich gibt es zwischen den großen Vereinen wie Galatasaray, Fenerbahce, Besiktas, Trabzonspor und dem Rest der Liga einen großen Unterschied. Aber es gibt überall gute Spieler, die vor allem im Eins-gegen-Eins eine unfassbare Qualität haben. Vielleicht fehlt es bei einigen Mannschaften im taktischen Bereich, aber die Süper Lig an sich ist wirklich gut. Viele Teams könnten in der Bundesliga mithalten.
Millionen Menschen machen in der Region Antalya Urlaub. Wie war es für Sie, dort zu leben?
Holtmann: Wir haben uns richtig wohlgefühlt in Antalya und ich kann verstehen, warum so viele Menschen kommen, um hier Urlaub zu machen. Wenn man in fünf Minuten am Strand ist, nimmt man das gerne mit. Das schöne Wetter ist sicher ein Faktor, dass die Lebensqualität dort so hoch ist.
Sehen Sie die Zeit in der Türkei eher als verlorenes halbes Jahr oder als wichtige Erfahrung in Ihrer Karriere? Immerhin schafft es nicht jeder Profi ins Ausland.
Holtmann: Ich wollte den Schritt ins Ausland unbedingt gehen. Man muss das jetzt trennen. Privat habe ich mich sehr wohlgefühlt, sportlich hatte ich meine Probleme. Wenn beides passt, bleibst du. Wenn nur eine Sache stimmt - vor allem im sportlichen Sinn - bleibst du halt nicht. Deshalb habe ich gesagt: Komm, wir machen jetzt den Cut. Aber Antalya war trotzdem eine positive Erfahrung.
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