Fußball

Wie geht es mit Bundestrainerin Voss-Tecklenburg nach dem WM-Aus weiter?

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg wird bei näherer Betrachtung des WM-Aus der DFB-Auswahl wissen, dass viele Versäumnisse direkt in ihren Verantwortungsbereich fallen. Vieles davon sollte nun aufgearbeitet werden

Von 
Frank Hellmann
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Wirkte nach dem Aus konsterniert: Martina Voss-Tecklenburg. © dpa

Brisbane. Ihre bedröppelte Miene passte zum historisch schlechten Ergebnis. Martina Voss-Tecklenburg wirkte sichtbar konsterniert, als die Bundestrainerin sich in Brisbane zum „Debakel, Desaster“ äußerte. Die Begriffe seien wohl berechtigt, räumte die medienaffine Chefin ein, die sogleich eine „konstruktive, sachliche Aufarbeitung“ ankündigte. Aus dem Munde von DFB-Präsident Bernd Neuendorf war ähnliches zu vernehmen: „Ich habe direkt nach dem Spiel gegen Südkorea mit der Bundestrainerin telefoniert. Gemeinsam werden wir diese Enttäuschung aufarbeiten.“ Dann sollte alles auf den Tisch, was den Verantwortungsbereich der 55-Jährigen betrifft.

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Eine Schlussfolgerung kann nur lauten: Sie selbst muss konsequenter werden. Auch im Umgang mit der Frauen-Bundesliga. „Zu viel Rücksicht“ habe sie genommen. Dieses Eingeständnis war interessant, denn von Belastungssteuerung war in den vergangenen Monaten wieder viel die Rede, um das durchweg holprige Länderspieljahr zu erklären. Der VfL Wolfsburg und FC Bayern sind wichtig, aber viel, viel wichtiger ist im Frauenfußball immer noch die Nationalelf.

Nur dieses Team bringt Millionen vor den Fernseher und damit Sichtbarkeit. Hoffentlich begreifen das auch in München endlich alle, die der Bundestrainerin in der Vorbereitung den dicksten Knüppel zwischen die Beine geworfen haben. Der Abstellungsstreit hat ihre Arbeit erschwert. Die bis 2025 an den DFB gebundene Voss-Tecklenburg muss ergründen, warum die bei der EM in England ausgespielte Leichtigkeit sich bei der WM in Australien dermaßen verflüchtigt hat.

Der Anspruch der Bundestrainerin sollte gleich in der neuen Nations League - Start am 26. September in Bochum gegen Island - darauf ausgerichtet sein, dass sich alle zur besten Leistung und nicht zur besten Stimmung treiben. Sonst wird die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2024 schwierig.

Zu viel in der Kuschel-Oase

Eine Silvia Neid war auch deshalb so erfolgreich, weil sie nie von allen gemocht worden ist. Zuletzt erzeugten die DFB-Frauen eine Kuschel-Oase mit gehäkeltem Koala. Es muss mehr Reibung rein, insbesondere auch durch die Trainerin, die mit ihren vor der WM fest vergebenen Rollen dafür sorgte, dass der Konkurrenzkampf nie wirklich einer war. Sonst hätten die erschreckend naive Jule Brand nicht so viel Spielzeit bekommen. Und wer bitte ist die Idee gekommen, aus der gelernten Mittelfeldspielerin Chantal Hagel eine Linksverteidigerin zu machen? Ein schlechter Witz. Es sind solche Personalien, die die Cheftrainerin bei der Fehlersuche angreifbar machen. Sie war am Viertelfinal-Aus bei der WM 2019 durch einige wirre Entscheidungen vor dem Schweden-Spiel beteiligt; nun ist es vier Jahre später nicht gelungen, eine wirkliche Spielidee - außer hohe Bälle auf Alexandra Popp - zu entwickeln.

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dpa
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„Wir haben zweimal ein Ergebnis erzielt, das nicht ausreicht. Dem müssen wir uns stellen - und das in erster Linie in meiner Person“, sagte sie. Ihr Ehemann Hermann Tecklenburg stellte bald klar, dass mit dieser ein Rücktritt wohl nicht gemeint sein kann: „Martina ist mit Leib und Seele Nationaltrainerin. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie mit dem Gedanken spielt, aufzuhören“, kommentierte er die Analyse seiner Frau.

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