Eishockey

Was Trainer Dallas Eakins mit den Adlern Mannheim vorhat

Dallas Eakins will bei den Adlern Mannheim etwas aufbauen. Im Interview erklärt der US-Amerikaner, warum er den Job des Trainers und Sportmanagers in Personalunion übernimmt. Er sagt: "Habe den Prozess erst angestoßen"

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Christian Rotter
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Dallas Eakins hat seinen Vertrag als Trainer und Manager der Adler Mannheim bis 2027 verlängert. © Daniel Bamberger/dpa

Mannheim. Dallas, Sie bleiben Trainer und Sportmanager der Adler. Wie groß ist bei Ihnen die Erleichterung, dass nach Wochen der Ungewissheit nun Klarheit herrscht?

Dallas Eakins: Erleichtert? Eher das Gegenteil ist der Fall: Ich bin superaufgeregt. Als ich Mannheim nach dem Play-off-Aus verlassen habe, habe ich mir zunächst noch gar keine Gedanken darüber gemacht, wie es weitergeht. Ich war einfach noch so drin in der Saison. Dann bin ich zu meiner Familie zurückgekehrt, von der ich bislang nur einmal ähnlich lange getrennt war: Als die NHL wegen der Coronapandemie pausierte, sind wir nach Kanada gezogen. Als ich zurückmusste, sind sie drei Monate länger oben geblieben. All das Abwägen hat für mich begonnen, als ich nach den Monaten bei den Adlern wieder daheim war.

Wie ist das abgelaufen?

Eakins: Eines habe ich gelernt: Das Verpflichten von Spielern und Trainern läuft in Europa viel schneller ab als in Nordamerika. Ich wollte aber alles dafür tun, die richtige Entscheidung zu treffen. Daher habe ich mir und meiner Familie Zeit gelassen. Klar ist ja, dass meine Frau und meine beiden Töchter Opfer bringen müssen. Das war offensichtlich ein wichtiger Teil, weil für mich die Familie an erster Stelle kommt.

Und warum haben Sie den Adlern dann zugesagt?

Eakins: Es hat mir sehr gefallen, wie ich mit Adler-Gesellschafter Daniel Hopp vom ersten Tag an zusammengearbeitet habe. Er hat mir aufgezeigt, wie er die Adler sieht – und ich habe ergänzt, in welche Richtung der Club sich meiner Meinung nach entwickeln sollte. Ich habe auch Daniels Frau und seine Kinder kennengelernt. Das ist eine Familie, die sich sehr um die Gemeinschaft in Mannheim und die Adler-Fans kümmert. Das hat mich inspiriert. Es besteht großes Vertrauen. Bei Entscheidungen gab es kein Hin und Her, sondern sie wurden in einer ruhigen Umgebung getroffen.

Wie passt die Entscheidung zu dem, was Sie beruflich noch vorhaben?

Eakins: Bei den Adlern erhalte ich die Chance, beide Jobs zu übernehmen: die eines Trainers und die des Managers. Sollte ich irgendwann einmal in die NHL zurückkehren, hätte ich in beiden Bereichen Erfahrungen gesammelt.

Dallas Eakins

  • Dallas Eakins wurde am 27. Februar 1967 in Dade City, Florida (USA) geboren.
  • Als Spieler kämpfte er sich über die kanadischen Juniorenligen bis in die Profiliga NHL.
  • Seine Vita als Trainer liest sich beeindruckend: Bis 2023 arbeitete er als Chefcoach des NHL-Clubs Anaheim Ducks.
  • Ende November 2023 löste Eakins den Schweden Johan Lundskog als Trainer der Adler Mannheim ab. Er führte das Team ins Play-off-Viertelfinale, in dem in fünf Spielen das Aus gegen die Eisbären Berlin folgte.
  • Im Mai verlängerte Eakins seinen Vertrag bei den Adlern um drei Jahre. Er bleibt Trainer und Sportmanager in Personalunion. cr

Ist es aber nicht eine große Belastung, beide Jobs zu übernehmen?

Eakins: Das ist nur möglich, weil meine Familie nicht mit mir nach Mannheim kommt. Natürlich werde ich sehr lange Tage in der Eishalle verbringen, aber in diesem Fall profitiere ich davon, dass daheim niemand auf mich wartet.

Wann ist die Entscheidung pro Mannheim in Ihnen gereift?

Eakins: Schon ein bisschen länger. Da Daniel und seine Familie einen Trip nach Kalifornien gemacht haben, wollte ich es ihm und ihnen persönlich sagen. Ich habe sie zu einem Baseballspiel der L.A. Dodgers mitgenommen und bei einem Mittagessen habe ich ihnen dann meine Entscheidung mitgeteilt. Ich bin froh, dass ich damit gewartet habe.

Wie sieht Ihre Vision mit den Adlern aus?

Eakins: Eigentlich ist es ganz einfach: Wir wollen eine inspirierende Umgebung schaffen, damit sich alle bei uns zu besseren Menschen entwickeln. Egal ob Spieler, Trainer, Athletikcoaches oder Mitglieder unserer sportwissenschaftlichen Abteilung: Wenn jemand ein Teil unsere Organisation ist, soll er sich dank der Erfahrungen bei uns zu einem besseren Ehemann, Bruder, Onkel oder Teamkameraden entwickeln. Wir wollen nicht nur hart miteinander arbeiten, sondern uns auch um uns kümmern. Wir verändern dieses Team, aber ich habe den Prozess erst angestoßen. Diese Transformation wird Zeit brauchen.

Hat es Ihre Entscheidung auch beeinflusst, dass die Adler-Spieler gerne mit Ihnen zusammengearbeitet haben?

Eakins: Ich hatte eine wunderbare Zeit mit der Gruppe. Mir ist Inspiration wichtiger als Motivation. Die Mannheimer Spieler haben mich inspiriert und ich habe versucht, etwas davon zurückzugeben. Wenn mir das gelungen ist, freut es mich natürlich. Es wird aber auch harte Tage geben, an denen mich meine Spieler am liebsten nicht sehen würden (lacht).

Sie haben gesagt, dass Sie ein Familienmensch sind. Haben Sie darüber nachgedacht, Ihre Frau und Ihre Töchter nach Mannheim mitzunehmen?

Eakins: Wir haben alle Optionen beleuchtet. Wir haben auch in Erwägung gezogen, dass eine meiner Töchter bis November mit mir kommt. Da meine Töchter aber sehr gute Schulen in Kalifornien besuchen und auf hohem Niveau Sport betreiben, haben wir entschieden, sie nicht aus ihrer Routine zu reißen. Meine Familie bringt Opfer. Aber sie ist gerne bereit, das zu tun.

In den nächsten drei Jahren arbeiten Sie bei den Adlern als Trainer und Sportmanager in Personalunion. Wie bringen Sie diese beiden Jobs unter einen Hut?

Eakins: Man muss nur mal 20 Jahre zurückblicken: Damals gab es viele NHL-Teams, die das genauso gehandhabt haben: Mike Keenan bei den St. Louis Blues, Darryl Sutter bei den Calgary Flames, Pat Quinn bei den Vancouver Canucks. Das Wichtigste ist, dass du bereit bist, viel zu arbeiten. Und das muss dir Spaß machen. Morgens bin ich ganz der Trainer. Wenn die Spieler um 13 oder 14 Uhr die Arena verlassen, bin ich der Manager. Für mich ist es auch kein Problem, dass die Spieler mich als Trainer und Manager erleben. Voraussetzung ist, dass wir ehrlich miteinander umgehen. Seit November 2023 haben aber nur drei Adler-Spieler mit mir in meiner Funktion als Manager gesprochen. Meist übernehmen das ihre Berater.

Haben Sie ein Beispiel, wann Sie die Trainer- von der Managerarbeit trennen mussten?

Eakins: Als Trainer habe ich die Arbeitseinstellung von Markus Hännikäinen respektiert und geliebt. Als Manager musste ich aber Entscheidungen für unseren Kader treffen. Welche Spieler hat mein Vorgänger verpflichtet? Wer steht noch unter Vertrag? In welchem Bereich können wir Veränderungen vorantreiben, um uns zu verbessern? Hätte ich nur als Trainer entscheiden müssen, hätte ich Markus auf jeden Fall zurückhaben wollen. Ich musste aber einen Schritt zurücktreten: Auf der einen Seite ist es hart, Markus zu verlieren, auf der anderen Seite haben wir nun Platz, diese Lücke mit einer anderen Komponente zu füllen.

Was hat denn in der vergangenen Saison Ihrer Meinung nach im Kader gefehlt?

Eakins: Mit Sicherheit die Scoringqualitäten. Wir hatten nicht zu wenig Chancen, aber die Effizienz hat gefehlt. Wir versuchen nun, das zu verbessern. Ich hoffe, wir treffen die richtigen Entscheidungen, um uns in diesem Bereich zu steigern.

Wie wollen Sie im Sturm nachbessern? Soll noch ein Mittel- oder ein Außenstürmer kommen?

Eakins: Wir arbeiten daran. Mit Marc Michaelis und Kristian Reichel haben wir nicht nur schon zwei Angreifer dazugeholt, die finishen können, sondern die ihre Mitspieler auch in eine Position bringen können, damit diese besser finishen können. Das waren zwei Homeruns, die wir nicht unbedingt erwartet haben. Wir können noch sechs Ausländerlizenzen vergeben, was ein großer Vorteil ist. Und das ist auch eines meiner Ziele in den nächsten Jahren: Ich möchte in Mannheim einen guten Kern an deutschen Spielern bilden.

Soll der Kader zum Start des Eistrainings stehen?

Eakins: Ich werde geduldig sein. Was mir dabei ein bisschen helfen wird, ist mein Netzwerk in der NHL. Wenn ein Spieler in Nordamerika nicht den Vertrag bekommt, den er sich gewünscht hat. Oder wenn einer plant, nach Europa zu gehen, um dort vielleicht noch einmal neuen Schwung für seine Karriere zu holen, bin ich da. Ich habe gelernt, dass in Deutschland bei den Transfers alles in großer Eile abläuft. Wenn wir die Trainingscamps abwarten, könnte sich das aber auszahlen, weil später sehr interessante Spieler auf den Markt kommen könnten. Ich sage jetzt nicht, dass wir das auf jeden Fall so machen werden, aber es ist eine Möglichkeit. Ich werde mir zum Beispiel das Duell der Milwaukee Admirals gegen die Coachella Valley Firebirds in der American Hockey League anschauen.

In der Verteidigung ist eine Stelle offen. Suchen Sie nach einem Eins-zu-eins-Ersatz für Nick Mattinen? Oder nach einem etwas anderen Spielertypen?

Eakins: Mattinen war in der DEL der „Verteidiger des Jahres“. Es ist eine große Lücke, die wir füllen müssen. Vielleicht finden wir keinen Abwehrspieler, der fast einen Scorerpunkt pro Partie sammelt, aber ich werde versuchen, jemanden zu holen, der den Puck aus der eigenen Zone bringen und einen guten Pass spielen kann. Ich würde einen Rechtsschützen bevorzugen. Das ist aber keine Bedingung. Was wir aber in unseren Planungen nicht vergessen dürfen: Wir haben einiges an Masse verloren. Korbinian Holzer, Denis Reul und David Wolf kehren nicht zurück. Das sind große und manchmal auch „gemeine“ Jungs.

Wann werden Sie wieder in Mannheim aufschlagen?

Eakins: Zurzeit läuft alles ziemlich glatt. Geplant ist, dass ich im Juli in Mannheim ankomme.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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